Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miese Chefs

Miese Chefs

Titel: Miese Chefs
Autoren: Dan White
Vom Netzwerk:
schreckliche Anführer. Wir sind in die Apathie der »weichen« Führung verfallen, gehätschelt von warmen Worten und Ermunterungen, die uns glauben machen, ein guter Mensch müsse notwendigerweise auch einen guten Boss abgeben.
    Nun, ich fürchte, Iwan hätte dazu einiges zu sagen. Gute, aber weichherzige Menschen werden von den Schrecklichen bei lebendigem Leibe gefressen und wieder ausgespuckt. Die Pointe all dieser Lektionen, mit der Iwan übereinstimmen würde, ist die, dass Authentizität wichtig ist. Heute sagt man uns, es sei wichtig, eine authentische Führungskraft abzugeben, bis ins Mark ein guter Chef zu sein. Man lehrt uns, dass sich unsere Glaubenssätze in unseren Handlungen niederschlagen und dass die Führerfigur, die wir am Arbeitsplatz abgeben, sich in Harmonie mit der Person, die wir zu Hause sind, befinden muss. Nun, ganz in diesem Sinne war Iwan schrecklich bis ins Mark. Er war keiner, der in der Arbeit gnadenlos Blutbäder anrichtete, um dann nach Hause zu kommen und mit seinen Kindern heile Welt zu spielen. Weit gefehlt; bei einem Streit mit seiner hochschwangeren Tochter verprügelte er sie so, dass sie eine Fehlgeburt erlitt. Sein Sohn war der Meinung, das Verhalten seines Vaters sei inakzeptabel, und konfrontierte ihn. Rückblickend lässt sich sagen, dass das ein Fehler war. Iwan zog seinem Sohn seinen Spazierstock über den Schädel und erschlug ihn.
    Doch noch ein paar Worte zu diesem Ansatz der »weichen Führung«. Hütet euch vor den Weicheiern und ihren Lehren. Wir werden »Weichei« als Gegenbegriff zu »Tyrann« verwenden. Weichei-Chefs meinen es gut, sind ernst, ineffektiv, langsam, sorgengeplagt und mögen ihre Mitarbeiter zu allem Überfluss wahrscheinlich auch noch. Sie werden Ihnen erzählen, dass Sie, um jemanden zu motivieren, erst dessen innere Mechanismen verstehen müssen. So weit würde Iwan noch zustimmen.
    Doch er würde argumentieren, dass, wenn Sie jemandem anbieten, ihm seine inneren Mechanismen zu zeigen, indem Sie ihm beispielsweise den Unterleib aufschlitzen, diese Person wahrscheinlich höchst motiviert wäre, alles zu tun, was Sie sagen. Die Weicheier werden Ihnen empfehlen, Fehler als »Gelegenheiten zum Lernen« aufzufassen. Iwan würde das wiederum nur ein klein wenig modifizieren und sagen, Fehler seien eine großartige »Gelegenheit, jemandem eine Lektion zu erteilen«. Zwischen dem Ansatz der Weicheier und der Schrecklichen bestehen einige subtile Differenzen, und ich hoffe, dass Sie im Verlauf dieses Buches lernen, diese zu bemerken. Doch für den Moment lassen Sie uns unseren Feind durch einen kurzen Blick in das Handbuch über Weichei-Chefs kennenlernen. Die Weichei-Chefs
    legen den Kopf schief, wenn Sie ihnen zuhören, und setzen ein bedachtes Gesicht auf,
    nicken bestätigend, wenn Sie reden (so versuchen sie, Ihnen zu zeigen, dass sie zuhören und dass Ihre Worte ihnen wichtig sind),
    stellen kindische, talkshowhafte Fragen wie »Wie geht es dir damit?«,
    fühlen sich durch grobe Witze und Fluchen schnell beleidigt,
    bezeichnen physische Gewalt als »inakzeptabel«,
    reden Mitarbeiter mit Vornamen an, möglicherweise sogar mit Spitznamen,
    haben ein Bild ihrer Familie im Büro,
    sind schnell mit Lob bei der Hand, selbst wenn nichts Besonderes erreicht worden ist, und
    reden gern über Urlaub.
    Wenn die Person, der Sie gegenübersitzen, auch nur einige dieser Charakteristika an den Tag legt, haben Sie es höchstwahrscheinlich mit einem Weichei-Chef zu tun. Diese armen, fehlgeleiteten Seelen haben Führung unglücklicherweise als Beliebtheitswettbewerb fehlinterpretiert. Es liegt ihnen wirklich am Herzen, dass ihre Mitarbeiter sie mögen. Ich weiß! Es ist verrückt, aber versuchen Sie gar nicht erst, ihnen den Kopf zurechtzusetzen, denken Sie daran, dass es nicht Ihre Aufgabe ist, andere auf ihre Schwächen hinzuweisen. Ihre Aufgabe ist es, diese Schwächen zu identifizieren und herauszufinden, wie Sie sie ausnutzen können. Wenn Sie beispielsweise ein paar wirklich nutzlose Leute loswerden wollen und sie sie aus Gründen, die nur die Personalabteilung kennt, nicht feuern können, dann geben Weichei-Chefs herrliche Kandidaten ab, bei denen Sie diese Nichtsnutze abladen können. Natürlich sagen Sie den Weicheiern nicht, dass es sich um Idioten handelt, Sie sagen ihnen, es sei ein Entwicklungsprojekt. Nein, versuchen Sie nicht, den Weicheiern den rechten Weg zu zeigen, die bringen es ohnehin nie zum CEO. Und ein weiteres Weichei, das sich zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher