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Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Titel: Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Autoren: Allgemein
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aber das nubische Gold hatte bisher noch jeden mundtot gemacht, den es gelüstet hätte, Verrat zu üben, und daran war man gewöhnt wie an den Wechsel der Jahreszeiten. Die Anwesenheit ägyptischer Krieger und die Truppenaufmärsche bei großen Festen waren ebenfalls wirkungsvoll zur Aufrechterhaltung des stets gefährdeten Friedens.
    Es war in der Vergangenheit auch schon mehrmals vorgekommen, daß die Festungen entlang dem Horusweg ihre Tore schlössen und jedem Fremdling das Überschreiten der Grenze verwehrten. Die Hethiter hatten sich jedoch bislang zurückgehalten, und so war die Furcht vor erbitterten Kämpfen allmählich geschwunden.
    Daher blieb Danio auch diesmal zuversichtlich: die Hethiter kannten den Kampfgeist des ägyptischen Heeres, und die Ägypter fürchteten die gewalttätigen und grausamen Krieger aus den Bergen des Nordens. Beide Länder riskierten bei einem direkten Zusammenstoß einen hohen Blutzoll, daher lag es in beider Interesse, die jeweilige Stellung zu halten und sich auf Säbelrasseln zu beschränken.
    Ramses mit seinen großen Bauvorhaben beabsichtigte gewiß keine kriegerische Auseinandersetzung.
    In gestrecktem Galopp ritt Danio an der Stele vorbei, die Grenzstein war für den zur Stadt des Löwen gehörenden Landbesitz. Ruckartig hielt er sein Pferd an und ritt zurück: eine Veränderung war ihm aufgefallen.
    Vor der Stele angekommen, sprang er aus dem Sattel.
    Empört stellte er fest, daß der Umfassungsring beschädigt und mehrere Schriftzeichen zerstört waren. Die unleserlich gewordene Inschrift bot dem Ort nun keinen Schutz mehr! Wer diesen Frevel begangen hatte, würde schwer bestraft werden: die Beschädigung eines lebenden Steines war ein Verbrechen, das nur mit der Todesstrafe geahndet werden konnte.
    Ohne Zweifel war er der erste Augenzeuge dieser Schandtat, die er dem Militärbefehlshaber der Stadt auch unverzüglich melden würde. Sobald der von diesem Frevel erführe, würde er einen entsprechenden Bericht für den Pharao verfassen.
    Die Stadtmauer bestand ringsum aus Ziegelsteinen, und zu beiden Seiten des Eingangstors wachten zwei liegende Sphingen. Verdutzt hielt der Bote inne: die Umfassungsmauern waren zum größten Teil zerstört und die beiden Sphingen zertrümmert.
    Die Stadt des Löwen war angegriffen worden.
    Im Ort war kein Geräusch zu hören. Für gewöhnlich herrschte hier reges Leben: Fußtruppen exerzierten, Reiter wurden ausgebildet, und beim Brunnen auf dem Hauptplatz traf man sich zum Gespräch, unterbrochen von Kinder- und Eselsgeschrei… Die ungewohnte Stille schnürte dem Boten die Kehle zu. Um das Brennen des Speichels loszuwerden, nahm er einen kräftigen Schluck aus dem Wasserschlauch.
    Die Neugier besiegte die Angst. Er hätte umkehren und die nächste Garnison verständigen müssen, aber er wollte der Sache auf den Grund gehen. Danio kannte fast alle Bewohner der Stadt des Löwen, vom Statthalter bis zum Schankwirt, und war mit einigen sogar befreundet.
    Das Pferd wieherte und stieg, ließ sich durch ein Tätscheln am Hals aber beruhigen, doch zum Weitergehen war es nicht zu bewegen.
    Also mußte Danio zu Fuß in die gespenstisch stille Stadt gehen.
    Geplünderte Getreidespeicher, zerschlagene Krüge. Von den Nahrungs- und Getränkevorräten war nichts mehr übrig.

    Die kleinen zweistöckigen Häuser waren nur mehr Ruinen: kein einziges hatte der zerstörungswütige Angreifer verschont, nicht einmal das des Statthalters.
    Nicht eine Mauer des kleinen Tempels stand noch. Das Standbild der Gottheit war enthauptet und zertrümmert worden.
    Überall diese lastende, beklemmende Stille.
    Im Brunnenschacht lagen verendete Esel. Auf dem Hauptplatz glommen noch Reste eines Feuers, in dem Mobiliar und Papyrus verbrannt worden waren.
    Dieser Gestank!
    Ein fauliger, beißender, ekelerregender Geruch stieg ihm in die Nase und trieb ihn ans nördliche Ende der Stadt, wo eine breite Vorhalle dem Schlachthaus als Sonnenschutz diente. Dort wurden die Ochsen zerlegt, in einem großen Kessel die Fleischbrocken gekocht und am Drehspieß das Geflügel gebraten. An diesem lärmenden Platz aß der Bote gern zu Mittag, nachdem er die Sendschreiben überbracht hatte.
    Als er sie sah, verschlug es Danio den Atem.
    Alle waren sie dort: Soldaten, Händler, Handwerker, Greise, Frauen, Kinder, Säuglinge. Allen war die Kehle durchgeschnitten worden. Den Statthalter hatte man gepfählt, die drei Wachoffiziere am Balken unter dem Dach des Schlachthauses aufgehängt.
    Eine
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