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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum
Autoren: Christoph von Marschall
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Privatschule lässt sich leichter gegen unerwünschte Blicke abriegeln. Die Klassenkameraden dort und deren Eltern lassen sich auch verlässlicher vergattern, nichts Internes zu erzählen.
Eine perfekte Familie
    Die Obamas waren sich des Risikos wohl bewusst, in den Ruf einer elitären Familie zu geraten, die wenig mit dem Alltag gewöhnlicher Amerikaner gemein habe. Sie bemühten sich um Bilder, die den gegenteiligen Eindruck erwecken. Und wieder waren es nicht progressive, sondern konservative Attribute, die ihnen dabei halfen. Die perfekte Familie in Amerika ist vor allem eine perfekt traditionelle Familie. Zu ihr gehören ein Haustier, vorzugsweise ein Hund – und die Arbeit auf der eigenen Scholle.
    Den Hund hatten Michelle und Barack ihren Töchtern, wie wir bereits wissen, schon im Wahlkampf versprochen. Malia und Sasha hatten, als ihr Vater Senator war, mit ihm das Weiße Haus besucht und erfahren, dass der damalige Hausherr George W. Bush einen Scottish Terrier namens Barney besaß. Genau genommen waren es sogar zwei: Barney und Miss Beazley. Seither hatten sich die Obama-Töchter in den Kopf gesetzt, dass auch sie dort einen Hund haben müssten. Nachdem Barack Obama die Zusage vor der ganzen Nation in der Siegesrede am 4. November 2008 bekräftigt hatte, konnte sich die Familie vor Ratschlägen kaum noch retten. Ein reinrassiges Tier müsse es sein, forderte der Züchterverband. Nicht doch, entgegneten die sozial Engagierten: Die Obamas sollten einen Hund aus dem Tierheim retten. Von da an dauerte es noch volle fünf Monate, bis Malia und Sasha den ersehnten Vierbeiner im April 2009 tatsächlich bekamen. Die regelmäßige Berichterstattung über den Stand der Angelegenheit half den Obamas, ihr Image als amerikanische Familie zu schärfen.
    Über Wochen zog das Weiße Haus stillschweigend im Hintergrund die Fäden. Nur kurz vor Schluss entglitt der Presseabteilung die Kontrolle über die öffentliche Berichterstattung doch noch. An Ostern 2009 sickerte die Lösung des Rätsels an die Öffentlichkeit durch. Eine mysteriöse Internetseite namens «FirstDogCharlie» hatte den Hund von der Leine gelassen und damit die «Washington Post» in Zugzwang gebracht. Die hatte gehofft, die Story exklusiv zu bekommen. So kursierten an den Osterfeiertagen plötzlich zwei verschiedene Fotos des neuesten Familienmitglieds: ein sechs Monate junger Portuguese Waterdog namens Bo.
    Trotz seines kurzen Hundelebens rankten sich mehrere an rührende Geschichten um ihn. Er war mit solchen Berühmtheiten wie den Kennedys in Berührung gekommen. Er trägt schon seinen dritten Namen und musste mehrfach den Haushalt wechseln. In einer Geheimaktion war Bo, einige Wochen bevor er endgültig einzog, sogar schon einmal zum Kennenlernen ins Weiße Haus gebracht worden.
    Diese Operation unter dem Decknamen «The Meeting» war den Medien damals verborgen geblieben. Das Weiße Haus ließ nun folgende Details durchsickern: Auch für Malia, damals zehn, und Sasha, sieben Jahre alt, war es eine Überraschung. Alle Beteiligten seien sich von Beginn an sympathisch gewesen. Der Hund habe gleich erkannt, wer Herr im Hause sei. Er sei dem Präsidenten gefolgt, als der im Raum herumging. Ansonsten habe er sich als gut erzogen erwiesen: Er nahm Platz, wenn die beiden Mädchen sich setzten; er stand auf, wenn sie sich erhoben. Es habe weder «Toiletten»Missgeschicke bei dem Besuch gegeben, noch habe er Möbel angeknabbert. Aber Bo hatte ja auch Benimm-Unterricht in der Hundeschule bekommen, in die Senator Edward Kennedy seine drei Portuguese Waterdogs schickt, kurz PWDs oder «Porties».
    Dass die Obamas sich für die Rasse entschieden, die Edward Kennedy liebt – mehr noch: dass seine Frau Victoria die Verbindung zu den Züchtern herstellte –, löste bei vielen Amerikanern große Gefühle aus. Er ist der einzige überlebende Bruder von John F. und Bobby Kennedy, die in den 60er Jahren erschossen wurden. Edward litt nun an Gehirntumor. Er hatte Obama 2008 zum politischen Erben der Kennedys ausgerufen. Manchen Amerikanern dient der Hund als Sinnbild, dass ein Stück der Kennedy-Saga im Weißen Haus fortlebt. Bei der Hundebetreuung geht es den Obamas nicht anders als den meisten Eltern. Natürlich hatten sie den Kindern das Versprechen abgenommen: Wenn sie sich ein Haustier so dringend wünschen, dann müssen sie sich auch im Alltag darum kümmern. Und ebenso selbstverständlich sieht die Praxis dann doch etwas anders aus. Den ersten Gang ins Freie
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