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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum
Autoren: Christoph von Marschall
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mit dem Hund übernimmt morgens Michelle; sie ist die Frühaufsteherin in der Familie. Und den letzten am späten Abend Barack; er ist die Nachteule. Die Mädchen sind tagsüber in der Schule. So können Reporter mit Zugang zum Weißen Haus ab und zu beobachten, wie Bo Wachleute in Uniform an der Leine hinter sich her zerrt. Wozu hat man schließlich Personal!
    Der andere Coup war die Anlage eines Gemüse- und Kräutergartens vor dem Weißen Haus. Er war einerseits eine Neuerung, bedeutete aber andererseits ein Anknüpfen an die gute alte Zeit, in der Millionen Amerikaner einen Teil ihrer Nahrungsmittel selbst angebaut hatten. Das Projekt stand für Tradition, verziert mit einer Portion Zeitgeist, in diesem Fall ökologischem Anbau. Am 20. März, dem ersten Frühlingstag der Obama-Amtszeit, sah die Nation ihre First Lady mit dem Spaten in der Hand. Einige Meter neben ihr gruben die Küchenchefin des Weißen Hauses, Cristeta Comerford, und 25 Schüler der Bancroft-Schule. Michelle verknüpfte an diesem Tag gleich mehrere Ziele miteinander. Sie bezog die Nachbarschaft mit ein, indem sie Fünftklässler der nahe gelegenen Schule einlud. In deren Einzugsbereich wohnen Familien aus einfachen Bevölkerungsschichten, die eher im billigen Supermarkt als im Ökoladen einkaufen. Diese Schüler sollen regelmäßig wiederkommen, um bei der Aussaat, der Pflege der Beete und der Ernte zu helfen. Es war zugleich ein nationales pädagogisches Anliegen, mit dem Michelle für körperliche Bewegung und gesunde Ernährung warb. 55 Sorten sollen auf den 110 Quadratmetern wachsen, darunter Paprika, Spinat, Rucola und eine Auswahl von Kräutern.
    Der Garten sichert Michelle einen unübersehbaren Platz in der langen Geschichte der Bewohner des Weißen Hauses und ihres Umgangs mit dem zugehörigen weitläufigen Grund stück. Einen Vorzeigegemüsegarten, erläuterten Historiker des Weißen Hauses, hatten Ernährungsexperten seit Jahrzehnten gefordert. Jimmy Carter, der Erdnussfarmer aus Georgia, schwärmte zwar von den Vorzügen des persönlichen Lebensmittelanbaus, fürchtete aber um den repräsentativen Eindruck der Rasenflächen, wenn ein Teil davon für Beete abgezweigt werde. Die Clintons ließen einen kleinen Garten auf dem Dach des Weißen Hauses anlegen. Die historische Abfolge, in die Michelles Medienbetreuer die neue First Lady stellten, reicht aber noch viel weiter zurück. John Adams, der erste Hausherr mit ständigem Wohnsitz in 1600 Pennsylvania Avenue, legte um 1800 einen Nutzgarten an. Im Ersten Weltkrieg brachte Woodrow Wilson Schafe auf das Gelände. Die Tiere, die den Rasen kurz hielten und mit ihren Ausscheidungen düngten, sollten als Beispiel dienen, wie man Ressourcen einsparen und für die militärischen Anstrengungen freisetzen könne. Ähnlich argumentierte 1943 First Lady Eleanor Roosevelt: Sie legte einen «Victory Garden» an als Anreiz für Millionen Bürger in den USA, selbst Lebensmittel anzubauen. Auch das sollte den Truppen im Feld beim Siegen helfen.
Die Königin der Afroamerikaner
    Ihren Platz in den Geschichtsbüchern hat Michelle auch ohne Ökogarten sicher. Sie ist die erste dunkelhäutige Hausherrin an Amerikas vornehmster Adresse. Doch diese Symbolik will sie nicht überstrapazieren. Sie spricht nur bei wenigen speziell afroamerikanischen Anlässen, zum Beispiel bei der Feier zu Ehren der schwarzen Emanzipationsbewegung Ende April 2009 im Capitol. In der Eingangshalle, durch die Besucher das Kongressgebäude betreten, wird an diesem Tag die Statue einer Heldin des Aufbegehrens der Afroamerikaner enthüllt. Die Arbeit stellt Sojourner Truth dar, die sich gegen ihren Status als Sklavin wehrte. Sie war 1827 angeblich die erste Schwarze, die einen Gerichtsprozess gegen Weiße in den USA gewann. Vor allem Afroamerikaner sind gekommen, und bald drängt sich der Eindruck auf, die Ehrung für Sojourner Truth sei nur ein willkommener Anlass, um ihrem wahren Idol zu huldigen: der ersten schwarzen First Lady. Bereits eine knappe Stunde vor Beginn der Zeremonie sind alle Stühle in der «Emancipation Hall», der weiträumigen Eingangshalle im neuen Besucherzentrum des Capitols, besetzt. Noch ist die Skulptur unter einem großen roten Tuch verborgen. Doch weiter strömen die Massen und stellen sich in die Gänge zwischen den Sitzreihen. Die Polizei des Capitols hat ihre liebe Mühe, wenigstens schmale Fluchtwege freizuhalten, wie es die Brandschutzvorschriften verlangen.
    Dann kündigt ein Sprecher endlich die
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