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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum
Autoren: Christoph von Marschall
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heile Familie.
«Mom in Chief» – Die ideale Mutter der Nation
    «Meine wichtigste Aufgabe ist die einer Mutter.» Das ist vermutlich der Satz, den Michelle am häufigsten politisch einsetzt. Sie benutzt ihn in Schulen, in Interviews – und selbst bei der Begegnung mit rund tausend Angestellten der Umweltschutzbehörde EPA (Environment Protection Agency). Nach und nach hat sie alle Ministerien und Bundesbehörden besucht. Die EPA ist in einem klassizistischen Gebäudekomplex mit griechischen Säulen, tempelartigen Giebeln und Friesen untergebracht, der einen ganzen Straßenblock an der Constitution Avenue der Hauptstadt einnimmt. Manche Bedienstete haben sich bereits zwei Stunden vor der Ankunft der First Lady in die Schlange vor den Türen zum Mellon-Auditorium eingereiht, um drinnen einen Platz mit guter Sicht zu ergattern. Die zwei Leitmotive in Michelles siebenminütiger Rede sind Aufbruchsstimmung und Verantwortung für die Kinder. «It’s a new day» – ein neuer Tag ist angebrochen, ruft Michelle unter dem Jubel der Beschäftigten, die sich unter George W. Bush oft gebremst sahen in ihrem Bemühen um Umwelt- und Klimaschutz. Doch als ultimative Begründung für die Kursänderung unter ihrem Mann führt sie nicht Daten zur Erderwärmung oder abstrakte Überlegungen zur Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen an. Das Ziel der EPA hat für Michelle zwei konkrete Namen: «Malia und Sasha Obama brauchen euch!» Und mit ihnen «Millionen weiterer Kinder». Die Gesundheit und die Sicherheit der eigenen Kinder «hat für mich wie für jede Mutter und jeden Vater oberste Priorität». «Ihr habt die Zukunft in den Händen», sagt sie den EPA-Angestellten. «Ihr müsst dafür sorgen, dass unsere Kinder sauberes Wasser trinken, reine Luft atmen und dass die Belastungen durch aufgegebene Fabriken in der Nachbarschaft beseitigt werden.»
    Michelle hat sich von Anfang an vorgenommen, ein Vorbild für die Erziehung von und den Umgang mit Kindern zu setzen. Das stellt sie freilich vor ein Dilemma. Um das Ziel zu erreichen, muss sie über ihre beiden Töchter reden und sie gelegentlich auch der Öffentlichkeit zeigen. Zugleich möchte sie Malia und Sasha aber vor dem Medienrummel bewahren.
    Sie sollen möglichst «normal» aufwachsen, soweit sich das für Präsidentenkinder überhaupt erreichen lässt. Im Wahlkampf hatten Barack und sie eine einzige Ausnahme gemacht und sich hinterher geschworen, das nie zu wiederholen. Am 4. Juli 2008, Amerikas Nationalfeiertag und zugleich Malias zehntem Geburtstag, gaben alle vier dem TV-Kanal «Access Hollywood» ein Familieninterview. Was die beiden Mädchen bei der seichten Plauderei vor einem Stallgebäude in Montana von sich gaben, waren keine Patzer oder schädlichen Enthüllungen. Aber es war auch nicht gehaltvoll oder politisch hilfreich. Und doch wurden Schnipsel daraus in den Folgetagen von fast allen anderen Fernsehsendern schier endlos wiederholt. «Peinlich» finde sie ihren Daddy manchmal, sagte Malia zum Beispiel. Der gebe ihren Freundinnen die Hand, statt einfach «Hi» zu sagen. Die Aussicht, im Weißen Haus zu leben, fanden die Mädchen begeisternd, weil sie mit ihrem Zimmer dort tun können, was sie wollten, etwa ganz neu einrichten. Und das Schlimmste? «Streiten. Das sollen wir nicht. Dann sagen uns Mom und Dad, wir seien das Liebste, was sie im Leben haben.» Übrigens erfuhr die Nation damals schon, dass Malia und Sasha sich zum Dank für ihre Kooperation während der Kampagne nach dem Wahltag einen Hundewelpen aussuchen dürften. Doch das hatten die meisten bis zum 4. November wieder vergessen und nahmen es als Neuigkeit auf, als der frisch gewählte Präsident das Versprechen in seiner Siegesrede erneut abgab.
    Seither haben Michelle und Barack zwar immer wieder über ihre Töchter geredet. Und gelegentlich standen diese mit ihren Eltern auf der Bühne und kamen damit auch ins Fernsehen, etwa am Abend des Wahlsiegs oder bei der feierlichen Amtseinführung am 20. Januar 2009. Aber in offene Reportermikrofone mussten – oder durften – Malia und Sasha nicht mehr sprechen. Gelegentlich veröffentlichen Illustrierte und Zeitungen noch Bilder von ihnen: auf dem Schulweg, beim Fußballspiel in ihrem Club, am Eiffelturm in Paris, wohin die erste Ferienreise im Sommer 2009 führte, oder wenn die ganze Familie den Hubschrauber zum Wochenendausflug nach Camp David besteigt. Doch eigentlich sind Malia und Sasha für die Berichterstattung tabu. Das Weiße
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