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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum
Autoren: Christoph von Marschall
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First Lady aufmerksam zu. Und als die oscargekrönte afroamerikanische Schauspielerin Cecily Tyson mit bühnenreifer Imitation der Redeweise afroamerikanischer Sklaven die berühmte Rede «Ain’t I a Woman?» vorträgt, klatscht Michelle ausgelassen und schüttelt mehrfach begeistert den Kopf, als wolle sie sagen: «Ist das zu glauben?»
    Fast eine Stunde ist vorbei, als die First Lady ans Mikrofon tritt: hochgewachsen, in gewisser Weise ehrfurchtgebietend, aber sympathisch lächelnd. Viele hundert blicken auf sie wie auf eine Wunderheilerin. Auch hier spricht sie nur acht Minuten. Sie verkündet zwei Hauptbotschaften. «Sojourner Truth wäre stolz, diesen Moment mitzuerleben: Eine Nachfahrin von Sklaven steht hier als First Lady der Vereinigten Staaten.» Wieder schwillt der Applaus an. Michelles anderer Kernsatz zielt auf die Bedeutung dieses Tages für die vielen hunderttausend schwarzen Mädchen in den USA. «Meine kleinen Töchter können jetzt in die Emancipation Hall kommen und eine Statue finden, die äußerlich so aussieht wie sie.»
Die Patriotin
    Michelle fliegen die Sympathien von weißen wie von schwarzen Amerikanern zu. Nachdem wir sie zu einigen typischen Auftritten als First Lady begleitet haben, lässt sich nachvollziehen, warum. Sie bietet vielfältige Möglichkeiten, sich mit ihr zu identifizieren. Wenn das allerdings die authentische Michelle ist, erhebt sich erst recht die Frage: Warum zog sie so viel Ablehnung und Misstrauen im Wahlkampf auf sich? Warum sagten zum Beispiel im Frühsommer 2008 nur 30 Prozent, sie hätten ein positives Bild von ihr, 35 Prozent dagegen, sie hätten einen negativen Eindruck? Lag das nur daran, dass sie sie damals noch nicht kannten und sich nun, da sie die First Lady regelmäßig im Fernsehen sehen, ein faires Bild von ihr machen? Oder ist es umgekehrt: Die echte Michelle hat auch andere, nicht ganz so sympathische Seiten, die sie damals offen zeigte, aber als First Lady spielt sie der Nation nur noch die Rollen vor, die ihr Applaus eintragen?
    Ein besonders krasses Beispiel für den Wahrnehmungswandel bietet die Frage nach ihrem Patriotismus. Der schwarzen Kandidatengattin schlugen da Zweifel entgegen. Es gehört zu den generellen Urteilen – oder Vorurteilen – in den USA, dass Afroamerikaner weniger stolz auf ihre Nation seien und weniger Vaterlandsliebe zeigten als weiße Bürger. Ob das stimmt oder ein Klischee ist, darüber kann man lange streiten. Es gibt Beispiele zuhauf, dass schwarze Führungsfiguren sich negativer über die USA äußern als Weiße. Sie prangern die herrschenden Verhältnisse an und beklagen in scharfen Worten eine bis heute andauernde Diskriminierung. Aber lässt das auf mangelnden Patriotismus schließen oder beschreiben sie nur die Realität? Für den Dienst am Vaterland melden sich im Schnitt der Jahre mehr Afroamerikaner, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht. Für die ebenfalls oft behauptete geringere Tapferkeit schwarzer Soldaten gibt es keine Belege. Solche Vorurteile haben dennoch Bestand.
    Michelle bekam sie zu spüren, als sie nach mehreren Vorwahlsiegen ihres Mannes am 18. Februar 2008 bei verschiedenen Auftritten die missverständliche Bemerkung machte, zum ersten Mal in ihrem Erwachsenenleben sei sie richtig stolz auf ihr Land – dabei hatte sie noch ausdrücklich hinzugefügt: nicht allein, weil Barack gewonnen habe, sondern weil die Menschen hungrig auf Wandel seien und weil sie spüre, wie die Hoffnung nach Amerika zurückkehre. Republikaner stellten sie fortan als Frau hin, auf deren Vaterlandsliebe kein Verlass sei. Cindy McCain, die Frau des republikanischen Spitzenkandidaten John McCain, betonte seit jenem Tag regelmäßig, sie sei schon immer stolz auf die USA gewesen.
    Als First Lady besucht Michelle nun auffallend oft Schulen und preist dort das amerikanische Gesellschaftssystem, weil es jedem Kind die Chance zum Aufstieg biete. Sie nimmt sich auch Zeit für die Betreuung von Militärfamilien, voran für das Gespräch mit Frauen, deren Männer mit körperlichen und seelischen Wunden aus dem Irak oder Afghanistan zurück gekehrt sind. Barack Obama hat sie in der Rede, in der er am 27. Februar 2009 im Stützpunkt Camp Lejeune seine Pläne für den Abzug aus dem Irak darlegte, seine Beauftragte für Militärfamilien genannt. «In unzähligen Begegnungen mit Militärfamilien quer durch unser Land hat meine Frau Michelle aus erster Hand erfahren, welche Belastungen sie Tag für Tag aushalten müssen.
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