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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum
Autoren: Christoph von Marschall
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Ich möchte, dass ihr wisst: Militärfamilien haben Toppriorität für Michelle und mich.»
    Michelle macht sich also beliebt. Sie füllt viele verschiedene Rollen als First Lady aus. Damit bietet sie Anknüpfungspunkte für Frauen, Männer und Kinder aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen. Sie war eine erfolgreiche Karrierefrau und ist doch zugleich bodenständige «Mom in Chief». Sie verbindet ein modernes Auftreten mit traditionellen Werten. Sie steht für den Beginn einer neuen historischen Epoche und wirkt doch beruhigend konservativ. Klingt das nicht widersprüchlich? Spielt sie der Nation diese Rollen womöglich nur vor und ist sie in Wahrheit ein ganz anderer Mensch?
    Um das beurteilen zu können, müssen wir uns ihren Lebensweg anschauen und verstehen, was sie geprägt hat. Eine erste Antwort gibt der Blick zurück in den Wahlkampf: in die rund zwei Jahre, die dem Einzug ins Weiße Haus voraus gingen.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Gezähmte Naturgewalt
    «Ich hoffe, die Amerikaner wollen wissen, was für Typen ins Weiße Haus kommen.
    Welchen Humor wir haben.
    Was wir erreichen wollen.»
    Michelle Obama in «Vanity Fair», Dezember 2007
    Sie hat ihre Erfahrungen gemacht, wie vielfältig sich scheinbar eindeutige Auftritte und Aussagen deuten lassen. Sie hat sich freilich auch aus eigenem Antrieb im Wahlkampf von ganz unterschiedlichen Seiten gezeigt: als Sozialkritikerin, die die fehlende Absicherung der Bürger bemängelt, als humorvolle Ehefrau, die über den Starkult um ihren Mann lästert, und als ganz normale Mutter, die in einer braven Fernsehshow Ratschläge für Kindererziehung erteilt. Diese Mischung aus Kampfgeist, Witz und Pragmatismus trug ihr Beifall ein. Sie machte aber auch einen schmerzhaften Lernprozess durch, was eine Kandidatenfrau sagen darf und was besser nicht. Es gab Phasen, in denen ihre Offenheit sich als eindeutiger Trumpf für die Kandidatur ihres Mannes erwies. Dann jedoch folgten Zeiten, in denen sie als Risiko für Baracks Siegeschancen wahrgenommen wurde.
    Der Wendepunkt lag im Februar 2008, und das auslösende Moment war Michelles bereits zitierte Bemerkung in Wisconsin, zum ersten Mal in ihrem Erwachsenenleben sei sie richtig stolz auf Amerika. Es war kein Versprecher. Sie hatte die Wendung nicht nur einmal benutzt, sondern in unterschiedlichen Varianten in Milwaukee und Madison. Michelle und ihre Wahlkampfhelfer hatten die Möglichkeit, ihre Worte bewusst misszuverstehen und umzudeuten, offenbar unterschätzt. So lernte Amerika im Laufe der Jahre 2007 und 2008 zwei ziemlich unterschiedliche Michelles kennen. Diese Unklarheit, was für ein Mensch sie tatsächlich sei, weckte bei vielen Amerikanern Skepsis, ob sie ihr trauen können. Erst mit ihren Auftritten als eine First Lady, die konservative Werte repräsentiert, hat sie dieses Misstrauen überwunden.
Die doppelte Michelle
    Bis zum Februar 2008 war sie ein regelrechter Wirbelwind. Sie trat als resolute Kämpferin der Benachteiligten auf. Sie pflegte ein loses Mundwerk und sprach so witzig und ungeschützt über vermeintliche Schwächen ihres Mannes, wie das die Nation noch nie von einer Kandidatenfrau erlebt hatte. Als die politischen Gegner jedoch ihre Äußerung über den Stolz auf Amerika zum Ausgangspunkt einer Kampagne machte, musste Michelle sich den Wahlkampfinteressen ihres Mannes und den Ratschlägen seiner Kampagnenmanager beugen. Es war ein bitterer Moment in ihrem Leben. Von da an trat sie als gezähmte Naturgewalt auf: weicher, braver, weiblicher. Sie tat das mit der ihr eigenen Disziplin und Professionalität. Aber es hat sie auch verletzt. Denn mit der Frage, zu wie viel Anpassung ein Mensch bereit sein muss und wo eine falsche und schädliche Selbstverleugnung beginnt, hatte sie schon früher in ihrem Leben gehadert.
    Für Michelle begann der aktive Wahlkampf am 10. Februar 2007. An dem Tag erklärte ihr Mann seine Präsidentschaftskandidatur. Kurz zuvor hatte Michelle in ihrem Job als Direktorin der Kommunikationsabteilung des Universitätsklinikums auf Teilzeit reduziert. Von nun an half sie ihrem Mann bei der Werbung um Wählerstimmen. Teils trat sie mit ihm auf, teils als alleinige Rednerin. Bei gemeinsamen Veranstaltungen führte sie ihn ein, zumeist mit einer gehörigen Portion Spott. Das machte ihn erstens menschlicher und damit sympathischer. Zweitens konnte er umso besser glänzen, wenn sie ihn zuvor vom Sockel heruntergeholt hatte. Er
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