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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum
Autoren: Christoph von Marschall
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Haus übt bisweilen Druck auf Medien aus, die Privatsphäre der Kinder zu respektieren. Und ebenso auf die Spielzeugindustrie. Der Konzern Ty Inc. beugte sich und stellte die bereits begonnene Produktion von zwei Puppen namens «Fabelhafte Malia» und «Süße Sasha» im Januar 2009 wieder ein. Wenn Michelle auf solche Weise wie eine Löwenmutter ihren Nachwuchs schützt, darf sie sich des Respekts der meisten Amerikaner sicher sein.
    Was über Leben und Erziehung der beiden Töchter für die Öffentlichkeit bestimmt ist, erfährt die Nation fast ausschließlich aus dem Mund ihrer Mutter oder von deren Pressesprecherin Katie McCormick-Lelyveld. Die Devise lautet: Die Mutterpflichten kommen zuerst, die Aufgaben als Ehefrau eines Politikers oder nun als First Lady seien nachgeordnet. Die «Mom in Chief» lege bei ihren Töchtern Wert auf Ordnung, Selbstdisziplin und Bescheidenheit. Die Regeln für den Alltag der Töchter, die zuhause in Chicago galten, haben die Obamas nach dieser Darstellung ins Weiße Haus übertragen. Ab 20.00 Uhr gilt Bettruhe für Malia und Sasha. Beide sind selbst dafür verantwortlich, dass sie ihren Wecker stellen und rechtzeitig für die Schule aufstehen.
    Das Weiße Haus hält viele Attraktionen für Kinder bereit – ein Schwimmbad, ein Kino, eine Bowlingbahn, dazu Köche und anderes Dienstpersonal rund um die Uhr, die jeden Wunsch erfüllen könnten. Aber Michelle sagt, sie habe die Angestellten seit dem ersten Tag angewiesen, Malia und Sasha nicht zu verwöhnen. «Ihr könnt mein Bett machen, aber nicht die Betten der Kinder. Die müssen das selbst lernen.» Hausaufgaben sind zu erledigen, ehe die Vergnügungen beginnen. Kinder brauchen feste Regeln und tägliche Routine, gerade wenn sich so vieles um sie herum verändert, glaubt ihre Mutter. Fernsehen ist nur begrenzt erlaubt, sowohl zeitlich als auch inhaltlich. Freilich gelten da nicht die allerstrengsten Vorgaben.
    Schon wegen der Sicherheitsvorkehrungen hat die gewünschte Normalität Grenzen. Malia und Sasha können nicht ganz spontan Schulfreunde besuchen oder auf der Straße vor dem Haus spielen. Sie bekommen in Washington wie zuvor in Chicago Ballettunterricht, und sie haben auch in der neuen Stadt einen Fußballclub gefunden, in dem sie am Wochen ende Soccer spielen, europäischen Fußball.
    Soweit die Töchter vom normalen Leben draußen abgeschnitten sind, versuchen die Obamas, die typischen Inhalte eines amerikanischen Kinderlebens ins Weiße Haus zu holen. Dazu gehört das sogenannte «Sleepover»: Gelegentlich lädt man seine Freundinnen oder Freunde zum Übernachten ein, meist im Schlafsack. Auch Malia und Sasha dürfen solche Gäste haben.
    Dieses Bild von der «ganz normalen» Mutter, die ihre «ganz normalen» zwei Töchter so erzieht wie Millionen Durchschnittsfamilien quer durch die 50 Staaten der USA, hat die Popularität der First Lady enorm befördert. Natürlich stimmt es nur bis zu einer gewissen Grenze. Michelle war, ehe sie die Berufstätigkeit für den Wahlkampf vom Frühjahr 2007 an unterbrach, eine hochbezahlte Karrierefrau mit einem Jahresgehalt über 200000 Dollar. Schon in Chicago gingen Malia und Sasha auf eine teure Privatschule, die «University of Chicago Laboratory Schools». In Washington fiel die Wahl auf Sidwell Friends, eine Privatschule, die Erfahrung im Umgang mit prominenten Kindern, dem Schutz ihrer Privatsphäre und den Sicherheitsvorkehrungen hat. Das letzte Präsidentenkind, das eine öffentliche Schule besuchte, war Amy, die Tochter Jimmy Carters, in der zweiten Hälfte der 70er Jahre. Doch schon sein Vorvorgänger Richard Nixon wählte Sidwell Friends für seine Tochter Tricia. Dorthin gingen auch die Clinton-Tochter Chelsea, der Sohn des damaligen Vizepräsidenten Al Gore, Albert, und heute mehrere Enkel des aktuellen Vizepräsidenten Jo Biden. Sasha Obama kam im Januar 2009 in die zweite Klasse, Malia in die fünfte. Das Schulgeld beträgt pro Kind rund 30000 Dollar im Jahr.
    Forderungen aus dem linken Spektrum der Demokratischen Partei, die Vorbildfunktion der Präsidentenfamilie verlange, dass die Töchter eine öffentliche Schule besuchen, verstummten rasch. Hillary Clinton, Obamas Rivalin um die Präsidentschaftskandidatur, hatte kurz zuvor nochmals begründet, warum sie ihre Tochter Chelsea Anfang der 90er Jahre nach Sidwell Friends geschickt hatte: «Man hatte uns beraten, dass die Medien sie nie in Ruhe lassen würden, wenn sie auf eine öffentliche Schule ginge.» Eine
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