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Michel bringt die Welt in Ordnung

Michel bringt die Welt in Ordnung

Titel: Michel bringt die Welt in Ordnung
Autoren: Astrid Lindgren
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tränenerstickter Stimme bestürmte er den Arzt:
    »Du bekommst mein Pferd, wenn du ihn gesund machst … mein Schwein auch. Mach ihn bloß gesund! Glaubst du, dass du das kannst?«
    Der Arzt sah Michel lange an. »Ich werde tun, was ich kann, aber ich verspreche nichts!«
    Alfred lag da und gab kein Lebenszeichen von sich. Aber plötzlich öffnete er die Augen und sah Michel verwirrt an.
    »Da bist du ja, Michel«, sagte er.
    »Ja, hier ist Michel«, sagte der Arzt. »Aber jetzt ist es besser, er geht eine Weile hinaus, denn nun muss ich schneiden, Alfred!«
     

     
    Da konnte man in Alfreds Augen sehen, dass er Angst bekam, er war Ärzte und Schneidereien nicht gewohnt.
    »Ich glaub, er hat ein bisschen Angst«, sagte Michel. »Es ist vielleicht das Beste, wenn ich bei ihm bleibe.«
    Der Arzt nickte.
    »Ja, hast du es geschafft, ihn hierher zu bringen, dann wirst du dies wohl auch schaffen.«
    Und Michel nahm Alfreds gesunde Hand in seine und hielt sie fest, während der Arzt an der anderen schnitt. Alfred sagte keinen Pieps. Er schrie nicht und er weinte nicht – nur Michel weinte ein wenig, aber so leise, dass man es nicht hörte.
    Erst am Tag vor Heiligabend kam Michel mit Alfred nach Hause. Da wusste ganz Lönneberga von seiner großen Heldentat und alle jubelten.
    »Diesen Katthult-Jungen, den hab ich schon immer gern gehabt«, sagten sie allesamt. »Ich kann nicht verstehen, weshalb sich einige Menschen immer so über ihn beklagt haben! Ein bisschen Unfug machen doch wohl alle Jungen!«
    Michel hatte übrigens vom Arzt für seine Mama und seinen Papa einen Brief mitbekommen. Darin stand unter anderem:
    »Ihr habt einen Jungen, auf den Ihr stolz sein könnt.« Und Michels Mama schrieb in das blaue Schreibheft: »Mein Gott, wie das mein armes Mutterherz getröstet hat, das so oft an Michel verzweifelte. Und ich werd schon dafür sorgen, dass die hier in der Gemeinde das erfahren!«
    Aber ach, was für unruhige Tage hatten sie auf Katthult gehabt! Als sie an dem furchtbaren Morgen entdeckten, dass Michel und Alfred verschwunden waren, da war Michels Papa so außer sich, dass er Bauchschmerzen bekam und sich ins Bett legen musste. Er glaubte, er würde Michel nie im Leben wieder sehen.
    Dann war ja eine Nachricht aus Mariannelund gekommen, die ihn beruhigt hatte. Trotzdem hatte er noch immer Bauchweh, als Michel zurückkam und in die Kammer sauste, um seinem Vater zu zeigen, dass er nun wieder zu Hause war.
    Michels Papa sah Michel an und seine Augen glänzten.
    »Michel, du bist ein guter Junge«, sagte er und Michel wurde so glücklich, dass ihm das Herz im Leibe hüpfte. Dies war wirklich einer der Tage, an denen er seinen Papa gern hatte.
    Und Michels Mama stand da und plusterte sich auf vor Stolz.
    »Ja, er ist schon tüchtig, unser Michel«, sagte sie und streichelte seinen wolligen Kopf.
    Michels Papa hatte einen warmen Topfdeckel auf dem Bauch, der linderte den Schmerz so schön. Aber jetzt war er kalt geworden und er musste wieder angewärmt werden.
    »Das kann ich«, rief Michel eifrig, »ich kenne mich ja nun in Krankenpflege aus.«
    Michels Papa nickte anerkennend.
    »Und du kannst mir dann ein Glas Saft bringen«, sagte er zu Michels Mama. Herumliegen und umsorgt werden – ja, jetzt hatte er es wirklich gut!
    Michels Mama hatte aber noch anderes zu tun, es dauerte eine Weile, bis der Saft fertig war, und gerade als 
     

     
    sie ihn eingoss, hörte sie von der Kammer her ein unheimliches Gebrüll. Es war Michels Papa, der schrie. Michels Mama wartete nicht eine Sekunde, sie stürzte in die Kammer und in diesem Augenblick kam ihr der Topfdeckel auf dem Fußboden entgegengesaust. Sie konnte noch zur Seite springen, aber in ihrem Schrecken vergoss sie den Saft, der auf den Topfdeckel spritzte, und da zischte es laut auf.
    »Unglückseliger Junge, wie heiß hast du den Topfdeckel gemacht?«, fragte sie Michel, der ganz betroffen dastand.
    »Ich dachte, er sollte ungefähr so heiß sein wie ein Bügeleisen«, sagte Michel.
    Und dann kam heraus, dass Michels Papa eingeschlafen war, während Michel in der Küche den Topfdeckel auf dem Herd wärmte. Als Michel zurückkam und seinen Vater friedlich schlafen sah, wollte er ihn natürlich nicht wecken und schob deshalb den Topfdeckel vorsichtig unter die Decke auf seinen Bauch. Ja, es war natürlich Pech, dass er viel zu heiß geworden war.
    Michels Mama tat, was sie konnte, um ihren Mann zu beruhigen.
    »Ja, ja, ja, ich komm gleich mit der Brandsalbe«,
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