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Michael - der Beschützer

Michael - der Beschützer

Titel: Michael - der Beschützer
Autoren: JoAnn Ross
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Frage mitschwingen? In den ersten Briefen hatte er ihr ewige Liebe geschworen. Die Drohungen hatten erst später eingesetzt. “Zwischen uns hat es immer geknistert, Brian. Wir hätten sonst gar nicht so gut zusammenarbeiten können. Hättest du mich nicht perfekt verstanden, hättest du nicht so wundervolle Drehbücher für mich schreiben können.”
    “Das stimmt, die habe ich nur für dich geschrieben.” Er ließ die Hand über ihre Taille zu ihrer Hüfte gleiten. “Für keine andere.”
    “Das weiß ich.” Unter seiner Berührung bekam sie Gänsehaut. Am Beginn ihrer Karriere hatte sie eine Frau gespielt, die in einem Brunnen gefangen war und auf der unzählige Kakerlaken herumliefen. Es war grauenhaft gewesen, aber hätte sie jetzt die Wahl gehabt, hätte sie sich für die Kakerlaken entschieden.
    Sie musste ihn am Reden halten. Das war ihre einzige Chance.
    Er legte die Hand auf ihren Schenkel und grub die Finger in ihre Haut. Bestimmt hinterließ es blaue Flecken. “Ich habe dich für rein gehalten.”
    Die Flecken würden wieder verschwinden. Der Tod dagegen ließ sich nicht rückgängig machen. “Das ist mir jetzt klar.” Nur mit Mühe schaffte sie es, einen reuigen und gleichzeitig versöhnlichen Ton anzuschlagen. “Mir ist nun auch bewusst, dass ich dich und unsere Freundschaft verraten habe. Aber es ist die Wahrheit, Brian … ich haben nie begriffen, was du für mich empfindest. Ich habe dich geliebt, das stand fest. Ich habe von dir geträumt, doch du hast nie etwas gesagt. Woher sollte ich wissen, dass du für mich auch so empfindest?”
    “Du hättest meine Gedanken lesen müssen, genau wie ich deine”, hielt er ihr vor.
    “Vielleicht bin ich nicht so klug oder so intuitiv wie du. Brian, du bist Autor. Wenn man Personen und Geschichten erfindet, braucht man viel Fantasie und Einfühlungsvermögen. Ich bin nur eine Schauspielerin, die den herrlichen von dir geschriebenen Text spricht.”
    Sie hatte so dick aufgetragen, dass er sie garantiert durchschaute. Aber Brian fühlte sich offenbar geschmeichelt, weil sie nichts weiter war als Ton, den er nach seinen Vorstellungen formen konnte.
    “Möglicherweise hast du Recht”, sagte er nachdenklich und streichelte ihre Wange. “Vielleicht habe ich die Lage falsch eingeschätzt.”
    Bevor sie das bestätigen und ihn bitten konnte, ihre Fesseln zu lösen, damit sie ihm ihre Zuneigung zeigen konnte, wurde die Stille unterbrochen.
    “Ein Boot!” Er sprang auf, trat ans Fenster und stieß die Läden auf. Das angekündigte Gewitter hatte sie fast schon erreicht. Das Land war in ein unheimliches gelbes Licht getaucht. Am Horizont zuckten Blitze.
    “Wahrscheinlich ist es nur ein Fischer”, behauptete sie, um ihn zu beruhigen. Jetzt war er wieder gefährlich nervös und angespannt.
    “Es könnte auch O’Malley sein.” Er schlug die Fensterläden zu und zog die Waffe, mit der er Shayne erschossen hatte, aus dem Gürtel. “Ein Bruder ist erledigt, einer steht noch aus”, erklärte er lachend und blieb kurz an der Tür stehen. “Ich komme bald wieder.”
    Lorelei zerrte mit aller Kraft an den Ketten, sobald sie ihn seine Schritte auf einer Holztreppe hörte. Sie musste sich befreien, solange Brian fort war. Die Handschellen schnitten ihr zwar in die Handgelenke, aber aufgerissene Haut war ein geringer Preis für die Freiheit.
    Wenn sie sich nicht täuschte, lockerte sich die linke Handschelle. Lorelei schloss die Augen, biss die Zähne zusammen und legte ihre ganze Kraft in den nächsten Versuch. Endlich gab der Mörtel nach, ein Ziegel bröckelte, und sie konnte die Hand befreien.
    Hastig drehte sie sich um, kniete sich auf das Bett und benützte den eisernen Haken, der in der Wand eingemauert gewesen war, als Meißel. Das ging natürlich nicht ohne Lärm ab. Sie fürchtete, dass Brian es auch unten im Erdgeschoss hörte.
    Doch letztlich spielte das keine Rolle, da er sie ohnedies töten wollte. Und wenn sie schon sterben musste, wollte sie wenigstens die Chance haben, um ihr Leben zu kämpfen.
    Michael verschlug es die Sprache, als er seinen Bruder in der Ambulanz auf einem Behandlungstisch sitzen sah. Shayne verzog das Gesicht, während eine Schwester ein Desinfektionsmittel auf seiner Schulter verteilte.
    “Ich dachte, du wärst tot!”
    “Einen Moment lang dachte ich das auch”, erwiderte Shayne grimmig. “Die erste Kugel hat eine Ader getroffen. Darum hat meine Schulter entsetzlich geblutet. Aber dem Himmel sei Dank für kugelsichere
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