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Meuterei auf hoher See

Titel: Meuterei auf hoher See
Autoren: André Marx
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dass Peter nicht sehr krisenfest war. Warum musste er ausgerechnet ihm seine Horrorvision erzählen? Doch es waren nicht nur die Gedanken an das U-Boot, die Peter wach hielten. Erst jetzt wurde ihm so richtig klar, wo er sich befand: auf einem kleinen Schiff mitten im Pazifischen Ozean, meilenweit entfernt von der nächsten Küste. Unter ihm befanden sich etwa zwei Meilen Wasser, auf dem die ›Wavedancer‹ dahindümpelte. Eine große Welle, ein Leck oder der Angriff eines Wals würden das Schiff sofort sinken lassen und Peter wäre rettungslos verloren.
    Der Zweite Detektiv achtete auf das gleichmäßige Stampfen der Maschinen, auf den leichten Seegang, auf das Knarren und Ächzen um ihn herum. Die See war ziemlich ruhig. Es würde keine Riesenwellen oder Lecks geben und auch keinen Wal. Trotzdem konnte er nicht einschlafen. Er ließ die kleine Lampe an seiner Armbanduhr aufleuchten. Seit über zwei Stunden lag er nun schon wach. Schließlich schlug er die Bettdecke zurück und kletterte aus seinem Bett – seiner Koje. Leise zog er seinen Trainingsanzug an, schlüpfte in die Turnschuhe und verließ die Kabine. Die Tür quietschte beim Öffnen. Peter warf einen raschen Blick auf Justus und Bob. Beide schliefen ruhig weiter. Ein kleiner Spaziergang würde auch ihn müde machen. Außerdem konnte er sich dann gleich davon überzeugen, dass mit dem Schiff alles in Ordnung war und kein Grund zur Sorge bestand.
    An Deck schlug ihm kalter Wind entgegen. Ein ganz leichter Nieselregen hatte den Boden rutschig werden lassen. Undurchdringliche Finsternis umgab ihn. Nur die Brücke war erleuchtet. Mr Evans saß dort über irgendetwas gebeugt und schien zu arbeiten. Peter ging zum Bug des Schiffes und sah in die Schwärze hinaus. Da der Himmel bewölkt war und somit weder Mond noch Sterne leuchteten, konnte Peter nur so weit sehen, wie das spärliche Licht der Brücke reichte. Ein paar Meter unter ihm klatschten die Wellen an den Bug. Anfangs verstärkten die Dunkelheit und das monotone Rauschen des Meeres Peters Angst, doch dann stellte er fest, dass es auch etwas Beruhigendes hatte.
    Der Zweite Detektiv blickte einige Minuten in die Nacht hinaus, bis es ihm zu kalt wurde und er zum Heckaufbau umkehrte, wo die Treppe unter Deck führte. Peter umrundete das kleine Häuschen – und rutschte vor Schreck fast auf dem feuchten Boden aus. Hinter der ›Deep Quest‹ stand eine dunkle Gestalt und machte sich an dem U-Boot zu schaffen. Der Zweite Detektiv konnte in der Dunkelheit nicht erkennen, wer es war. »Haben Sie mich erschreckt!«
    Die Gestalt sah auf, wirbelte herum und rannte davon.
    »He!«, rief Peter. »Was –« Doch da war der Schatten schon um die Ecke verschwunden. Der Zweite Detektiv nahm die Verfolgung auf. Weit konnte der Flüchtende auf dem Schiff ja nicht kommen. Aber als er das U-Boot umrundet hatte, war niemand mehr zu sehen. Langsam ging Peter weiter und horchte. Außer dem Rattern der Motoren und dem Rauschen der Wellen war nichts zu hören. Peter kam ein Gedanke: Vermutlich wollte der Unbekannte warten, bis er den Bug erreicht hatte, um dann unbemerkt über die hintere Treppe unter Deck zu verschwinden. Also kehrte der Zweite Detektiv um. Die Treppe würde er nicht aus den Augen lassen.
    Plötzlich platschte es laut. Es klang, als wäre etwas Großes ins Wasser gefallen – oder jemand über Bord gesprungen. Das Geräusch kam von der anderen Seite des Schiffes. Peter rannte los, erreichte die Steuerbordseite und beugte sich über die Reling. Dort im Wasser schwamm etwas. Bevor Peter es genau erkennen konnte, blieb es hinter dem Schiff zurück und verschwand in der Dunkelheit.
    Da ergriff jemand seine Beine. Bevor er sich umdrehen oder auch nur einen Schreckenslaut ausstoßen konnte, wurde er über die Reling gehoben und stürzte in die Tiefe.
Peter über Bord
    Als er ins Wasser klatschte, raubte ihm die Kälte für einen Moment die Sinne. Sein Trainingsanzug sog sich sofort voll und zog ihn hinunter. Erst nach einigen Sekunden fand er die Orientierung wieder und kämpfte sich zurück an die Oberfläche. In diesem Moment rauschte das Schiffsheck an ihm vorbei.
    »Hilfe!«, schrie Peter und musste husten. »Hilfe!« Er wollte dem Schiff hinterherschwimmen, doch seine Kleidung hing wie Blei an ihm. Er zog die Jacke aus und streifte Schuhe und Hose ab. Dann kraulte er, so schnell er konnte. Doch der Abstand vergrößerte sich immer rascher. Peter schrie aus Leibeskräften. Jemand musste ihn hören, bevor es zu
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