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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Das ist unmöglich!« sagte Mortonson. »Das ist völlig unmöglich! Da spielt einer total verrückt!«
    Er beugte sich wieder über die Berechnungen, die der Computer nach den eingegebenen Daten ausgespuckt hatte, und schüttelte den Kopf. Der Computer mußte irgendwo einen durchgebrannten Draht oder einen klemmenden Kontakt haben … was da an Zahlen in der typisch eckigen Schrift der automatischen Schreibmaschine vor Mortonson lag, war so ungeheuerlich, daß es sich nur um einen Fehler handeln konnte.
    Dr. Henry Mortonson war kein Mann, den man so schnell aus der Fassung bringen konnte. Wer sich über 25 Jahre lang mit dem Weltall und seinen Gestirnen beschäftigt, wer Planetenbahnen berechnet und Millionen Lichtjahre entfernte Spiralnebel mit riesigen Spiegelteleskopen abtastet, den können so kleine irdische Dinge wie ein Rechenfehler nicht erschüttern.
    Trotzdem verlor Mortonson jetzt einen Augenblick die Fassung. Als zweiter wissenschaftlicher Direktor der astronomischen Forschungszentrale und Sternwarte Mount Hillary hatte er sich für die nächsten Wochen ein ›Lieblingskind am Himmel‹ – wie er es nannte – reserviert: den am 7. März – also vor 9 Monaten – von dem in Hamburg-Bergedorf tätigen Astronomen Lobus Kohatek durch Zufall entdeckten Kometen, der sich mit einer ungeheuren Geschwindigkeit der Erde näherte und der am Ende des Jahres und in den ersten Januartagen als eine Himmelserscheinung groß und deutlich, mit einem riesigen flammenden Schweif über das Firmament rasen sollte. Ungefährlich, in einer Entfernung von 250 Millionen Kilometern … ein faszinierendes Schauspiel, wie es nur alle 9 bis 12 Millionen Jahre von der Erde aus sichtbar ist. Dann sollte sich der Komet Kohatek wieder im Unendlichen entfernen … nichts zurücklassend als Tausende von Fotos für die Geschichtsbücher.
    Ein Stern, der vorüberzieht … ein neuer ›Stern von Bethlehem‹ nach nahezu zweitausend Jahren … nur hundertmal gewaltiger, näher, schöner und für ein paar Stunden den Himmel beherrschend.
    Das alles bestritt jetzt der Computer von Mount Hillary. Die Rechnung, die er auswarf, war glatter Wahnsinn. Dr. Mortonson las sie erneut durch, legte sie beiseite und begann, den Computer noch einmal mit der Summe aller feststehenden Zahlen zu füttern. Es waren Berechnungen und Messungen, die Mortonson selbst an dem Kometen Kohatek angestellt hatte, Routinezahlen gewissermaßen, Messungen der Geschwindigkeit, des Flugweges, des Durchzugs durch andere Sternfelder. Da gab es keine Irrtümer … man konnte den Kometen sehen und verfolgen … seine Bahn war in den letzten Tagen klar geworden. Für einen Astronomen war Kohatek wie ein Rennpferd, das man jetzt von der Tribüne aus gemütlich bei seinem Rennen beobachten konnte.
    Aus dem Computer kamen neue Bogen. Die Ergebnisse waren klar und eindeutig: Die Zahlen der verrückten Berechnung blieben bestehen, die Prognose wurde bestätigt. Ein Elektronengehirn irrt sich nicht wie ein Mensch.
    »Das ist ungeheuerlich«, sagte Mortonson und legte beide Hände flach auf die Papiere. Er sah, daß sie zitterten, und jetzt spürte er auch, wie das Zucken durch seinen ganzen Körper lief. Er starrte auf die verschiedenen großen Karten, in die man den ›Kohatek‹ und alle Laufbahnen eingezeichnet hatte. Nichts stimmte mehr, wenn die neuen Zahlen Wahrheit wurden.
    Mortonson brauchte eine halbe Stunde, ehe er sich beruhigt hatte. Dann meldete er ein Blitzgespräch nach Schweden und nach Deutschland an.
    Zuerst meldete sich Deutschland: Die Sternwarte St. Agatha. Die Töne der fernen, aber deutlichen Stimme klangen in Mortonsons Ohren wie Paukenschläge. »Bitte Dr. Pohle«, sagte er heiser. »Es ist dringend, sehr dringend.«
    Es knackte ein paarmal im Apparat, dann hörte Mortonson die helle, forsche Stimme des deutschen Astronomen Peter Pohle.
    »Ja? Hier Pohle. Mount Hillary, höre ich?«
    »Mortonson hier.«
    »Welche Freude, Sie zu hören, Henry. Ich habe eben ein Fernschreiben an Sie diktiert …«
    »Wegen Kohatek?« fragte Mortonson gespannt. Seine Stimme klang rostig.
    »Aber nein! Sie haben doch morgen Geburtstag …«
    »Ach ja.« Mortonson nickte. 51 Jahre alt, dachte er. Ich habe es ganz vergessen. Wenn man allein ist, Witwer, ohne Kinder, da werden persönliche Feiertage nicht mehr so wichtig. »Meinen herzlichen Dank im voraus, Peter.« Mortonson räusperte sich. »Wissen Sie Neues von Kohatek?«
    »Was sollte es Neues geben? Der dicke Knabe rauscht auf
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