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Rettungskreuzer Ikarus Band 027 - Memento Mort

Rettungskreuzer Ikarus Band 027 - Memento Mort

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 027 - Memento Mort
Autoren: Thomas Folgmann
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1.
     
    Jason Knight stolperte durch den Gang des Tomakk-Schiffes. Zwei Tage waren sie
nun bereits in diesem fliegenden Kürbis unterwegs, Zeit genug, sich an
die leuchtenden Wände, die Pflanzenvorhänge und die vegetarischen
Mahlzeiten zu gewöhnen. Die vermeintliche Enge jedoch ... Knight war an
Metall gewöhnt. Stahl, der ihn vor dem Tod da draußen in den unendlichen
Weiten schützen konnte. Nicht dieses ... dieses lederartige Material, das
doch auf keinen Fall die Strahlung im All oder die Auf- und Einschläge
von Minimeteoriten würde absorbieren können. So sehr er darauf vertrauen
musste, dass dieser Riesenkürbis aber genau das tat, so wenig konnte er
sich damit abfinden, nicht von in stabile Form gepressten Molekülen umgeben
zu sein.
    Daran, dass Shilla ihn zum wiederholten Mal gebeten hatte, nach Taisho zu sehen
und er ihr diese Bitte einfach nie ausschlagen konnte, wollte er sich einfach
nicht gewöhnen. Doch gleichzeitig war Jason sich sehr wohl bewusst, dass
es nur darum ging, ihn aus dem Weg zu haben. Dass sie zurzeit lieber mit der
Künstlichen Intelligenz alleine war und das Schiff zu einem nicht mehr
weit entfernten Mond, einer weiteren Tomakk-Station, steuern wollte.
    Nun gut, er konnte verstehen dass die Diskussion, ob das Schiff nun, wie von
Shanti-21 festgestellt, Sternenblume hieß, oder ob man es nicht
doch besser, in Erinnerung an sein altes Schiff, das ihn sicher in dieses Nexoversum
gebracht hat, Celestine II taufen sollte, nicht wirklich ihrer Flucht
dienlich war. Und seine wütenden Versuche, die Pflanzen im Steuerraum auszureißen
oder auf ihnen herumzutrampeln, die immer wieder erst in letzter Sekunde von
Shilla und ihrem im wahrsten Sinne des Wortes betörenden Duft verhindert
werden konnten, trugen wohl auch nicht unbedingt zum besseren Verhältnis
zwischen ihm und Shanti-21 bei. All dies waren Dinge, die in Jasons Unterbewusstsein
präsent waren, die aber in bestimmten Momenten wie weggewischt waren und
seine Wutausbrüche blieben dann das einzige, was nach außen drang.
    Momente, in denen die spitzen Bemerkungen des Computers, und nichts anderes
waren die Blumen und anderen Pflanzen im Steuerraum natürlich, ihn zu sehr
an Asahi Drel erinnerten. Deren Bewusstsein war mittlerweile nahezu komplett
in dem Tomakk-Rechner aufgegangen und tauchte nur hin und wieder in bestimmten
Redewendungen oder Anspielungen betreffend seine Männlichkeit, an die Oberfläche
und vermochte es dann spielerisch seinen vom Entzug geschüttelten Geist
in zusätzlichen Aufruhr zu versetzen. Unterschwellig war ihm zwar klar,
dass es die Entzugserscheinungen nicht steuern konnte, aber gleichzeitig wurde
ihm durch die Erinnerung an Drel immer wieder deutlich vor Augen geführt,
dass Lebewesen, humanoid oder nicht, für ihn und Shilla gestorben waren.
Vielleicht nicht immer für sie beide, aber letztlich doch durch ihr Auftauchen
in diesem Universum. Das alles machte ihn einfach wahnsinnig.
    Er betrat die Kabine, in der Taisho auf dem weichen Moospolster von Ranken umhüllt
lag und schlief. Jason konnte erkennen, dass die Ranken an einigen Stellen auch
in den Körper seines Freundes eingedrungen waren. Welche Art Symbiose dort
stattfand, er konnte nur hoffen, dass Taisho heil aus diesem Schlamassel, in
dem sie sich eigentlich schon seit ihrem ersten Zusammentreffen befanden, heraus
kam. Insbesondere in der Tomakk-Festung hatte er sich seinem ständigen
Begleiter gegenüber häufig sehr ablehnend verhalten. Ob es die Angst
um die damals noch im Stasisfeld liegende Shilla war oder bereits dort die enervierenden
Kommentare von Asahi Drel? Was spielte es schon für eine Rolle?
    Jason ließ sich auf einem weiteren Moosbett nieder und betrachtete sinnierend
den Freund. Den schweren, süßlichen Duft, der den Raum erfüllte,
nahm Knight schon gar nicht wahr. Er sank zurück auf sein Bett und schlief
ein.

    »Es ist verblüffend, wie lange du es mit diesem Mann aushalten konntest.«
    »In seiner natürlichen, ursprünglichen Umgebung ist er gar nicht
so chaotisch wie ... Nein, er ist dort nur anders chaotisch, du hast Recht.«
    Kein Ton war in der Steuerzentrale des Tomakk-Raumers zu hören, während
die blauhäutige Vizianerin, gemütlich auf einem großen braunen
Pilz sitzend, sich mit der Künstlichen Intelligenz Shanti-21 unterhielt.
    »Er schläft jetzt.«
    »Wie geht es Taisho?«
    »Sieh selbst ...«
    Bilder,
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