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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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dass ich endlich etwas Sinnvolles tue.«
    »Du musst nicht mitkommen. Es kann sein, dass dort der Tod auf uns wartet. Wir könnten auch einfach hierbleiben und nirgendwohin gehen.«
    »Niemand weiß, was die Zukunft bringt«, erwiderte Leonid mit erhobenem Zeigefinger und blies gelehrt die Backen auf. »Und ich dachte, du entscheidest selbst darüber?«
    »Hör schon auf.« Leonid grinste ironisch. »Wir sind doch alle nur Ratten in einem Labyrinth. Da gibt es so Schiebetürchen, die diejenigen, die uns erforschen, mal hochheben, mal runterlassen. Wenn die Tür an der Sportiwnaja gerade zu ist, kannst du daran kratzen so viel du willst, sie wird sich um nichts in der Welt öffnen. Und wenn hinter der nächsten Tür eine Falle lauert, wirst du trotzdem hineinfallen, selbst wenn du es schon vorher ahnst - es gibt nämlich keinen anderen Weg. Du hast nur eine Wahl: Entweder du läufst weiter - oder du gibst aus Protest den Löffel ab.« Sascha runzelte die Stirn. »Ärgert es dich denn gar nicht, dass du so leben musst?«
    »Nein, mich ärgert eher der Aufbau meines Rückgrats. Ich kann den Kopf nämlich nicht so weit zurücklegen, um demjenigen ins Gesicht zu sehen, der das ganze Experiment hier veranstaltet.«
    »Es gibt kein Experiment. Wenn es nötig ist, können Ratten sich sogar durch Zement durchbeißen.« Leonid lachte auf. »Du bist eben eine Rebellin. Ich dagegen ein Opportunist.« Sascha schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Du glaubst doch auch, dass man die Menschen verändern kann.« »Ich würde gern daran glauben.«
    Sascha passierten eine Stellung, die offenbar in aller Eile verlassen worden war: In dem noch rauchenden Lagerfeuer glommen einige Holzscheite, daneben lag eine speckige, zerlesene Zeitschrift mit Fotos von nackten Frauen. An der Wand hing eine verwaiste, halb zerfetzte Feldstandarte.
    Etwa zehn Minuten später stießen sie auf die erste Leiche. Sie war nur noch schwer als Mensch zu erkennen. Arme und Beine waren weit auseinandergespreizt und so stark angeschwollen, dass die Kleidung darüber aufgeplatzt war.
    Und das Gesicht war monströser als alles, was Sascha je an Ungeheuern gesehen hatte. »Vorsicht!« Leonid zog sie von der Leiche weg. »Der ist ansteckend.« »Na und? Es gibt doch ein Gegenmittel. Dort, wo wir hingehen, sind alle ansteckend.« Plötzlich ertönten vor ihnen Schüsse, und sie hörten entfernte Schreie. »Wir kommen zur rechten Zeit«, sagte Leonid. »Sieht aus, als wollten sie nicht mehr auf deinen Freund warten .«
    Sascha blickte ihn erschrocken an, doch dann erwiderte sie trotzig: »Egal!Wir müssen es ihnen nur sagen. Sie glauben, dass sie alle zum Tode verurteilt sind. Wir müssen ihnen wieder Hoffnung geben!« Das Sicherheitstor der Station stand weit offen. Ein weiterer Toter lag dort mit dem Gesicht nach unten, doch war er wenigstens noch als Mensch zu erkennen. Daneben knisterte und zischte verzweifelt der Metallkasten eines Fernsprechapparats es war, als versuchte jemand, den Wachposten wieder aufzuwecken. Ganz am Ende des Tunnels hatten sich einige Männer hinter hastig aufeinandergestapelten Sandsäcken verschanzt. Ein MGSchütze und ein paar Soldaten mit Sturmgewehren - das war die ganze Sperrmauer. Dahinter, dort, wo die engen Tunnelwände aufhörten und der Bahnsteig der Tulskaja begann, brodelte eine furchterregende Menge und bedrängte die Belagerten. Es waren Infizierte und Gesunde; grässliche Monster und menschen ähnliche Gestalten; einige hielten Taschenlampen vor sich hin, andere benötigten kein Licht mehr. Die Soldaten, die vor ihnen lagen, verteidigten den Tunnel. Ihre Patronen gingen offensichtlich zur Neige, denn ihre Schüsse ertönten immer seltener, und der Mob kam näher und näher. Einer der Soldaten drehte sich zu Sascha um. »Seid ihr die Verstärkung? Jungs, sie haben die Dobryninskaja erreicht!Die Verstärkung ist da!« Auch das vielköpfige Ungeheuer reagierte beunruhigt und drängte weiter vorwärts. »Leute!«, schrie Sascha. »Es gibt ein Heilmittel!Wir haben es gefunden!Ihr werdet nicht sterben!Geduld!Bitte habt noch etwas Geduld!«
    Doch die Menge verschluckte ihre Worte, stieß unzufrieden auf und wälzte sich weiter voran. Der MG-Schütze peitschte mit einer grimmigen Salve auf sie ein, so dass einige stöhnend auf die Erde sanken, während andere mit vereinzelten Gewehrschüssen antworteten. Unaufhaltsam bewegte sich die brodelnde Masse vorwärts, bereit, alles niederzutrampeln und zu zerreißen -die Verteidiger ebenso
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