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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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-ohne Patronen, ohne Glühbirnen für die Scheinwerfer, ohne Antibiotika und Verbandszeug würden sie die Station nicht halten können. Freilich, sie lieferten Strom, und die Hanse zahlte dafür einen guten Preis. Doch die Ringlinie hatte noch andere Lieferanten und eigene Quellen; die Sewastopoler dagegen würden ohne Versorgung von außen nicht einen Monat lang überleben. Und ihr Vorrat an Patronen neigte sich bedrohlich dem Ende.
    Jede Woche wurden bewachte Karawanen zur Serpuchowskaja geschickt, um für den Kredit, den man bei den Kaufleuten der Hanse eröffnet hatte, alles Notwendige zu beschaffen und sogleich wieder zurückzukehren. Solange sich die Erde drehte, solange die unterirdischen Ströme flossen und die von den Metrobauern errichteten Gewölbe hielten, würde sich daran nichts ändern.
    Diesmal aber verzögerte sich die Rückkehr der Karawane. Und zwar so sehr, dass nur ein Schluss möglich war: Etwas Unvorhergesehenes musste geschehen sein, etwas Furchtbares, das weder die schwer bewaffneten, kampferprobten Begleitsoldaten noch die jahrelang gepflegten Beziehungen zur Führung der Hanse hatten verhindern können.
    Die Sache wäre weniger beunruhigend gewesen, wenn man wenigstens hätte kommunizieren können. Doch mit der Telefonleitung zur Ringlinie war etwas nicht in Ordnung, die Verbindung war bereits am Montag abgebrochen, und der Trupp, den man auf die Suche nach der defekten Stelle geschickt hatte, war ohne Ergebnis zurückgekehrt.
    Die Lampe mit dem breiten grünen Schirm hing tief über dem runden Tisch. Sie beleuchtete einige vergilbte Blätter, auf denen mit Bleistift Grafiken und Diagramme eingezeichnet waren. Es war eine schwache Birne, höchstens vierzig Watt, aber nicht weil man Strom sparen musste - das war an der Sewastopolskaja wirklich kein Problem -, sondern weil der Besitzer dieses Büros grelles Licht nicht mochte. Der Aschenbecher quoll über von ausgedrückten Kippen - alles Selbstgedrehte von schlechter Qualität. Ätzender, blaugrauer Rauch hing in trägen Schwaden unter der niedrigen Decke.
    Der Stationsvorsteher Wladimir Iwanowitsch Istomin wischte sich über die Stirn, hob die Hand und blickte mit seinem einzigen Auge auf die Uhr - zum fünften Mal innerhalb der letzten halben Stunde. Dann knackste er mit den Fingern und erhob sich mühsam. »Eine Entscheidung muss her. Wir dürfen nicht länger zögern.«
    Auf der anderen Seite des Tisches saß der ältere, aber kräftig gebaute Mann mit der wattierten Tarnjacke und dem abgewetzten blauen Barett. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, bekam jedoch einen Hustenanfall. Mürrisch kniff er die Augen zusammen und verscheuchte den Rauch mit der Hand. Dann sagte er: »Na schön, Wladimir Iwanowitsch, ich sage es noch einmal: Aus dem Südtunnel können wir niemanden abziehen. Der Druck auf die Wachen dort ist gewaltig - sie können sich schon jetzt kaum halten.
    In der letzten Woche allein drei Verletzte, einer davon schwer, und das trotz der Befestigungen. Ich werde es nicht zulassen, dass du den Süden weiter schwächst. Zumal dort ständig zweimal drei Aufklärer in den Schächten und im Verbindungstunnel patrouillieren müssen. Und im Norden müssen wir die eintreffenden Karawanen absichern, da können wir keinen einzigen Kämpfer entbehren. Tut mir leid, aber da musst du dich schon selber umschauen.«
    »Du bist Kommandeur der Außenposten, also such du gefälligst!«, knurrte der Vorsteher. »Ich kümmere mich um meinen Kram. In einer Stunde muss eine Gruppe los. Wir beide denken einfach in unterschiedlichen Kategorien. Es geht doch nicht nur um unsere Probleme hier und jetzt!
    Was, wenn etwas Schlimmes passiert ist?« »Und ich finde, Wladimir Iwanowitsch, du machst unnötigen Wirbel. Wir haben noch zwei ungeöffnete Kisten Kaliber 5.45 im Arsenal, die reichen noch anderthalb Wochen. Und dann hab ich noch was zu Hause unterm Kissen liegen.« Der Oberst grinste, so dass seine großen, gelben Zähne sichtbar wurden. »Eine Kiste bekomm ich da sicher noch zusammen. Nicht die Patronen sind unser Problem, sondern die Leute.« »Und jetzt sag ich dir mal, was unser Problem ist. Wenn wir keine Lieferungen mehr kriegen, werden wir in zwei Wochen die Tore nach Süden schließen müssen, denn ohne Munition können wir die Tunnel dort sowieso nicht halten. Das bedeutet, dass wir zwei Drittel unserer Mühlen nicht mehr instand halten können. Schon nach einer Woche werden die ersten kaputtgehen, und Ausfälle bei den Stromlieferungen
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