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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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nicht auf«, bat er.
    Artjom wusste nicht, worüber er mit dem Unbekannten am anderen Ende der Leitung sprechen sollte - also begann er ihm von seinen vielen vergeblichen Versuchen, Kontakt aufzunehmen, zu erzählen und von seiner Angst, dass in der ganzen Metro keine einzige Station mehr am Leben war.
    Vielleicht, fiel ihm plötzlich ein, hatte er ja mit der Zukunft telefoniert, in der keiner überlebt hatte. Auch das sagte er dem Fremden jetzt. Er brauchte keine Angst haben, sich zu blamieren. Er brauchte überhaupt keine Angst mehr haben. Hauptsache, es war jemand da, mit dem er reden konnte. »Popow!«, erklang plötzlich die heisere Stimme des Kommandeurs von hinten. »Hast du die nördliche Stellung erreicht? Ist das Tor zu?«
    Artjom wandte sich um und schüttelte den Kopf. »Idiot!« Der Kommandeur spuckte Blut. »Zu nichts zu gebrauchen .
    Hör mir genau zu: Die Station ist vermint. Ich habe Rohre entdeckt -über uns. Da fließt Grundwasser durch. Dort hab ich was deponiert. Wenn wir das hochgehen lassen, läuft die ganze Scheißstation voll. Die Schalter sind hier, im Funkraum. Aber du musst erst das nördliche Tor schließen -und kontrollieren, ob das südliche noch steht. Die Station muss absolut dicht sein, kapierst du? Damit nicht die gesamte Metro absäuft. Wenn alles so weit ist, sagst du mir Bescheid
    . Die Verbindung zur Wache funktioniert doch noch?« »Jawohl.« Artjom nickte. »Und sorg dafür, dass du noch rechtzeitig rauskommst.« Der Kommandeur versuchte ein gequältes Lächeln, dann überkam ihn ein erneuter Hustenanfall. »Das wäre sonst nicht fair.« »Aber was ist mit Ihnen? Sie sind doch noch hier?«
    Der Kommandeur runzelte die Stirn. »Reiß dich zusammen, Popow!Jeder von uns ist für einen bestimmten Zweck geboren. Meiner ist es, diese Schweine zu ersäufen. Deiner, die Luken dichtzumachen und als rechtschaffener Mensch zu sterben. Kapiert?«
    »Jawohl!« »Dann mach schnell.« Der Hörer schwieg wieder.
    Den Telefongöttern war es zu danken, dass Homer die meisten Worte des Soldaten von der Tulskaja ziemlich gut verstanden hatte. Die letzten Sätze jedoch waren nicht mehr deutlich zu hören gewesen - und schließlich war die Verbindung ganz abgebrochen. Der Alte hob den Blick. Über ihm ragte Andrej Andrejewitschs Wanst auf. Unter den Achseln hatte die blaue Uniform des Vorstehers dunkle Flecken, die dicken Hände zitterten. »Was ist dort los?«, fragte er tonlos. »Die Situation ist außer Kontrolle geraten.« Homer schluckte schwer. »Schicken Sie jeden freien Mann zur Serpuchowskaja.« »Das geht nicht.« Andrej Andrejewitsch zog eine Makarow aus seiner Hosentasche. »Hier herrscht Panik. Die wenigen verlässlichen Leute habe ich alle bei den Tunneleingängen am Ring postiert, damit zumindest von hier keiner abhaut.« »Aber wir können sie doch beruhigen. Wir haben . Das Fieber lässt sich heilen. Durch Strahlung. Sagen Sie ihnen das.« »Strahlung?« Der Vorsteher schnitt eine Grimasse. »Und Sie glauben daran? Na dann, nur zu, meinen Segen haben Sie!« Er salutierte spöttisch vor dem Alten, schlug die Tür hinter sich zu und schloss sich in seinem Büro ein. Was tun? Jetzt konnten Homer, Leonid und Sascha nicht einmal mehr von hier flüchten. Wo waren die beiden überhaupt? Hatten sich offenbar davongemacht!
    Homer lief in den Korridor hinaus, die Hand auf sein rasendes Herz gepresst, rannte zum Bahnsteig und rief ihren Namen. Sie waren verschwunden.
    An der Dobryninskaja herrschte Chaos. Frauen mit Kindern und Männer mit dicken Säcken belagerten die spärliche Umzingelung. Zwischen umgeworfenen Zelten huschte marodierendes Gesindel umher, doch niemand beachtete es. Homer hatte so etwas schon früher gesehen: Es würde damit anfangen, dass die Soldaten auf alle eintraten, die ihnen vor die Füße stolperten - und am Ende würden sie dann sogar auf Unbewaffnete schießen. Plötzlich ging ein Stöhnen durch den Tunnel.
    Der Lärm und das Geschrei verstummten, stattdessen hörte man erstauntes Rufen. Wieder ertönte dieses ungewohnte, machtvolle Geräusch, wie aus Hunderten von Feldposaunen einer römischen Legion, die sich im Jahrtausend geirrt hatte und nun auf die Dobryninskaja zumarschierte.
    Hastig schoben die Soldaten die Absperrungen beiseite
    und aus dem Schlund des Tunnels trat etwas Riesiges hervor: ein gepanzerter Zug. Vor den schweren Schädel der Fahrerkabine hatte man Stahlplatten genietet, so dass nur noch schmale Schießscharten offen blieben. Darüber waren
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