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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit
Autoren: Thomas A. Barron
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noch mal am Rankenseilzu fliegen? Haka, haka-hachch-hach-ch-ch.« Er packte die Zipfel seiner Ohren und lachte fröhlich.
    Ungeschickter Mann.
Er sagte es so schnell, dass es wie ein einziges Wort klang. Mein Zorn stieg, aber ich ließ es mir nicht anmerken. Mit einer
     leichten Drehung des Handgelenks winkte ich dem Beutel. Sofort fing er an zu zittern. Der Zweig schüttelte sich und überschüttete
     uns mit Nadeln, während die Lederschnur sich graziös entwirrte. Nach ein paar Sekunden hatte sich der Beutel befreit, segelte
     um ein paar weitere Äste und fiel neben mir zu Boden.
    Das Tier kniff die Augen zusammen und stieß eine piepsige Art Knurren aus.
    Ich hob den Beutel auf. »Kein Rankenseil nötig.«
    Wieder ein Knurren, diesmal lauter.
    »Sei jetzt gerecht«, mahnte Rhia und legte ihrem Gefährten einen Finger auf die winzige schwarze Nase. »Das war gut gemacht.«
     Sie betrachtete mich. »Du hast an deinen Springkünsten gefeilt, stimmt’s?«
    »Ein wenig.« Ich knüpfte die beschädigte Schnur des Beutels zusammen. »Aber ich bin noch weit –
sehr
weit – vom Ziel entfernt. Kleine Dinge nach Belieben durch die Gegend zu schicken ist eine Sache. Mich nach Belieben durch
     die Gegend zu schicken ist eine ganz andere, das kannst du mir glauben.«
    Hallia fing an mit ihren schlanken Fingern ihr Haar zu kämmen. »Ich glaube dir! Als du das letzte Mal jemand durch Springen
     fortschicken wolltest, sind wir beide im verhexten Moor gelandet.«
    »Hecha-hecha-hech-ch-ch«, gackerte Scullyrumpus. »Ein reizender Ortenort ist das.«
    Ich schaute ihn böse an. »Vielleicht möchtest du jetzt gern dorthin?«
    Zum ersten Mal sah ich echte Angst in seinem Gesicht. Das schiefe Grinsen verschwand und seine Ohren zuckten nervös. Er sah
     so furchtsam aus, dass der kleine Kerl mir fast Leid tat. Dann brach er unvermittelt in brüllendes Gelächter aus. »Hakacha-cha-cha,
     chiichii. Unbeholfener Mannomann ist reingefallen! Haka, haka, ho-ho-hii, ho-ho-hii, hu hu.«
    Wutentbrannt wollte ich etwas sagen, aber Hallia kam mir zuvor. »Sollten wir nicht weitergehen, junger Falke?« Ihre Augen
     funkelten, als sie schelmisch die Haare zurückwarf. »Du hast gesagt, du willst mir etwas zeigen.«
    »Das stimmt.« Ich warf dem lästigen Tier einen scharfen Blick zu. Dann wandte ich mich wieder an Hallia. »Und dir auch etwas
     geben.«
    »Wohin geht ihr?«, fragte Rhia.
    »Zum Sternguckerstein. Du kennst die Stelle – auf dem Hügel nördlich des alten Schnurobstbaums.«
    Sie nickte. »Ein idealer Lagerplatz, einverstanden.«
    Ich machte ein langes Gesicht. »Soll das heißen . . . du kommst mit?« Ich wies auf ihren scharfzüngigen Begleiter. »Und er
     auch?«
    Rhia beugte sich zu mir und legte die Hand auf den knorrigen Griff meines Stocks. »Ein bisschen Gesellschaft wird dir gut
     tun. Ihr zwei wart in letzter Zeit zu viel miteinander allein, die Bäume flüstern schon.«
    Hallia legte den Kopf schief. »Wirklich? Was sagen sie denn?«
    »Ach, nur Gewisper.«
    Aber Hallia wollte es wissen. »Was sagen sie?«
    Rhia grinste fast. »Nun . . . dass ihr beide aneinander klebt wie Honig an einem Blatt.«
    Scullyrumpus rollte die Augen. »Liebeskränkliches Gewisper.
Aachch!
Da würde ich mir am liebsten die Ohren mit Lehm verstopfen.«
    »Gute Idee«, sagte ich. »Du solltest es mal versuchen.«
    »Jedenfalls«, fuhr Rhia fort, »gehen wir in diese Richtung. Übermorgen treffen wir Mutter. Ihr wisst, sie ist mit Cairpré
     unterwegs und hat mich eingeladen eine Nacht bei ihnen zu verbringen.« Nicht ohne Bosheit fügte sie hinzu: »Willst du mitkommen?«
    »Äh, nein. So sehr sie mir auch fehlt, genau wie Cairpré – im Moment habe ich . . . andere Pläne.«
    »Das habe ich bemerkt«, sagte sie verschmitzt. »Na schön. Es sieht aus, als wäre heute meine letzte Chance, euch länger zu
     sehen.«
    Laut seufzend sagte ich zu Hallia: »Meine Schwester hängt eben an mir.«
    Zart streifte sie meinen Handrücken. »Wie Honig an einem Blatt.«
    Die Zweige über uns regten sich und klatschten aneinander, als würden sie applaudieren. Lichtstrahlen glänzten auf den Wurzeln,
     Blättern und Rindenstreifen, die den Waldboden bedeckten.
    Ein runder Igel am Fuß eines scharlachroten Ahorns hob den Kopf, als ihn das warme Licht berührte. Seine kleinen schwarzen
     Augen musterten uns, ruhig wanderte sein Blick von einem Gesicht zum andern, bis er offenbar schloss, dass es sich nicht lohnte,
     unseretwegen sein Nickerchen zu
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