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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit
Autoren: Thomas A. Barron
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lassen.«
    »Nicht so, du Dummkopf.« Sie wischte sich die Hände an den blättrigen Oberschenkeln trocken. Dann band sie die kleine orange
     Kugel an ihrem Gürtel fester, die manchmal, und so auch jetzt, kein Licht zeigte, manchmal aber unverhofft leuchtete: der
     Feuerball. Ich wusste, dass ihre Vorsicht angebracht war, denn wie die anderen legendären Schätze Fincayras verfügte der Ball
     über große Kraft – und ein noch größeres Geheimnis. Als sie endlich bereit war,griff sie nach einer der nahen dicken Ranken, die von den Bäumen hingen. Dann sagte sie zuversichtlich: »Hierher.«
    Ihr pelziger Gefährte nickte und schlug mit den Ohren. Zugleich verzog er sich tiefer in die Tasche.
    Rhia schlang Hände und Füße um die Ranke und murmelte etwas in der leisen, raschelnden Sprache der Hemlockstanne. Sofort streckte
     der Baum hinter ihr den Stamm, so dass er die Ranke und mit ihr Rhia hochhob. Wieder gab sie ein Kommando und die Ranke zuckte
     plötzlich wie eine Peitsche und schleuderte Rhia durch den Baldachin der Äste. Hallia und ich hielten gleichzeitig den Atem
     an, als Rhia losließ, zweimal durch die Luft wirbelte und dann nach einer anderen Ranke griff. Diesmal schwang sie in einem
     weiten Bogen und überschüttete uns mit Nadeln und Zweigen. Wieder ließ sie los, schlug einen Salto und breitete die Arme aus
     wie Flügel. Den Bruchteil einer Sekunde lang hing sie da, von nichts als Luft gehalten.
    Hallia packte mich am Arm. »Sie wird fallen!«
    Ich erstarrte, meine Gedanken rasten. Sollte ich einen Windstoß zaubern? Eine weitere Ranke?
    Bevor ich etwas tun konnte, schwenkte die Hemlockstanne herum. Ein langer, breit gegabelter Ast streckte sich und fing Rhia
     auf, er federte unter ihrem Gewicht. Dann ließ der Baum sie schnell hinunter. Direkt über dem Boden rollte sie von dem Ast,
     wirbelte durch die Luft und landete sanft auf den Füßen. Breit lächelnd stand sie vor uns und streichelte die Wölbung an ihrem
     Ärmel, unter der sich der Scullyrumpus verbarg.
    Hallia seufzte. »Rhia, du hast Einfälle wie eine ganze Herde.«
    »Danke.« Rhia steckte die Blätter in ihrem Haar fest, die sich gelöst hatten. »Willst du es mal versuchen?«
    Hallias runde Augen glänzten belustigt. »Nein, nein. Ihr sehnt euch nach den Flügeln, die ihr vor so langer Zeit verloren
     habt, aber im Gegensatz zu euch brauchen wir Hirschmenschen nicht zu fliegen.«
    »Einmal bist du auf dem Rücken deiner Drachenfreundin geritten«, erinnerte Rhia sie.
    »Das war Gwynnias Idee, nicht meine! Ich bin bei der ersten Gelegenheit abgesprungen.«
    Rhia wandte sich an mich. »Und wie steht es mit dir, Merlin? Willst du es versuchen?« Sie spürte mein Zögern. »Oder müssen
     die Stoppeln an deinem Kinn zu einem langen Bart gewachsen sein, bevor du genug Mut dazu hast?«
    Hallia schaute mich besorgt an. »Nicht, junger Falke.«
    »Mir fehlt es nicht an Mut.« Ich rieb mir das Kinn.
    »Nurnur an Intelligenz«, sagte eine gedämpfte Stimme in Rhias Ärmel.
    »Still jetzt«, rief Rhia. »Lass es ihn versuchen.« Zu mir sagte sie: »Also, du nimmst . . .«
    Ohne auf sie zu achten warf ich meinen Stock zur Seite, schnallte mein Schwert ab und griff nach der Ranke. Barsch sprach
     ich meinen eigenen raschelnden Satz. Zu meiner Überraschung sprang die Ranke hoch und trug mich in die Luft. Wind blies mir
     ins Gesicht, ließ meine schwarzen Locken wehen und die Ärmel meiner Tunika flattern. Während mein Selbstvertrauen schwoll,
     redete ich wieder mit dem Baum und die Ranke schwenkte in anmutigen Kurven um den Stamm der Hemlockstanne. Über Äste und unter
     ihnen hindurch segelte ich so frei wie ein schwebender Falke.
    Von der Lust am Flug erhitzt rief ich dem Baum erneut etwas zu. Eine neue Ranke schwang sich neben mich. Amhöchsten Punkt meines Bogens warf ich die alte Ranke zur Seite und sprang nach der neuen. Mehrere Herzschläge lang flog ich
     hoch über dem Boden und fühlte mich wie ein Geschöpf des Windes. Als ich nach der Ranke griff, schlang sie sich um meine Hände
     und Füße.
    Ich hielt mich fest, stürzte in die Tiefe und war bereit für die plötzliche Spannung, die mich wieder hoch in die Zweige bringen
     würde. Mangel an Mut, von wegen! Rhia sollte es inzwischen besser wissen. Hinab, hinab, hinab raste ich und betrachtete dabei
     den Wirbel aus Grün und Braun.
    Peng!
Mein Rücken knallte in einen dornigen niederen Ast und brach ihn völlig ab. Ein raschelndes Geheul stieg aus dem Baum auf.
     Meine
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