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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit
Autoren: Thomas A. Barron
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dem Drachen Gwynnia.
    »Für mich?«, fragte sie.
    »Für dich.« Ich legte ihr die Saite in die Hand. Obwohl sie so verkohlt aussah, schmiegte sie sich mit überraschender Geschmeidigkeit
     in die Handfläche.
    Hallia schluckte. »Immer wenn ich sie betrachte, werde ich daran denken, wie sehr deine Kraft zugenommen hat.«
    Leise sagte ich: »Genau wie etwas anderes zugenommen hat.«
    »Erinnerst du dich an das alte Rätsel? Über den Ursprung der Musik – und der Magie?«
    Ich betrachtete ihre offene Hand und den kostbaren Gegenstand darin. »Wie könnte ich das vergessen?
Wo liegt also der Quell der Musik?
«
    Sie nickte und ergänzte dann:
»Ist die Musik in den Saiten? Oder in der Hand, die sie zupft?«
    Ich legte meine Hand über ihre und bedeckte so das Geschenk. »Sie ist in beiden, vor allem aber in deiner Hand.«
    »Nein«, entgegnete sie. »Die stärkere Musik ist dort, wo unsere beiden Hände sich berühren.«
    Ich konnte nur lächeln.
    Dann lösten wir unsere Hände. Vorsichtig wollte sie den wertvollen Gegenstand in die Tasche ihres purpurnen Gewandes legen.
    Ich griff nach ihrem Arm. »Warte. Ich habe eine bessere Idee.« Rasch legte ich ihr die Saite ums Handgelenk und knüpfte die
     Enden mit einem Magierknoten zusammen. »Hier. Ein Armband.«
    Sie betrachtete das Geschenk, dann mich. »Danke«, flüsterte sie.
    »Bitte, mein Liebes.«
    Hand in Hand gingen wir den Hang hinauf, steife Grasstängel streiften unsere Beine. Je höher wir kamen, umso stärker wurde
     der Rauchgeruch – zusammen mit Spuren anderer Düfte, würzig und süß zugleich. Kurz vor dem Gipfel blieben wir stehen, wir
     keuchten vom Anstieg. Einen Augenblick schauten wir in unsere Gesichter, verdunkelt vom hereinbrechenden Abend, der um diese
     Jahreszeit so früh kam. Dann kletterten wir wortlos weiter.
    Gerade als wir oben waren, gerieten wir in eine so dichte Rauchwolke, dass sie uns in Augen und Kehlen brannte. Heftig hustend
     sprangen wir zur Seite und versuchten den Rauch zu verscheuchen. Als die Luft schließlich wieder klar wurde und ich normal
     atmen konnte, sah ich Rhia, die vom Sternguckerstein auf uns herunterschaute. Mit gekreuzten Beinen saß sie da und schürte
     ein knisterndes Feuer.
    »Willkommen«, sagte sie gelassen und warf einen weiteren Ast auf die Flammen.
    »Ein schönes Willkommen.« Ich hustete wieder, um die Kehle frei zu bekommen. »Bei dir fühlt man sich gleich zu Hause, darauf
     verstehst du dich wirklich.«
    Scullyrumpus hüpfte näher ans Feuer und legte selbst einen Zweig darauf. In seinem üblichen Eiltempo piepsteer: »Bei mir zu Hause ist ungeschickter Mann nicht zum Abendessen eingeladen, neinein.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Bei mir zu Hause würdest du zum Abendessen
verspeist

    »Hört auf, ihr beide.« Hallia wischte sich die Augen. »Es ist nur ein bisschen Rauch, sonst nichts.«
    Gemeinsam stiegen wir an der Seite des Felsens hinauf – Hallia wesentlich eleganter als ich. Auf der flachen Oberfläche angekommen,
     griff sie in die Falten ihres Gewands, holte eine lange, schlanke Frucht hervor, die im Feuerschein rosa schimmerte, und reichte
     sie Rhia. »Hier. Die allerletzte Schnurfrucht vom Baum dort drüben. Können wir sie noch kochen oder sind wir zu spät?«
    »Überhaupt nicht.« Rhia nahm die Frucht, schälte sie rasch und entfernte mehrere dreieckige Samen, die sie Hallia zurückgab.
     Dann warf sie das milchig weiße Fleisch in einen Topf, der aus einer riesigen schwarzen Nussschale gemacht war. »Es kocht
     noch viel mehr.«
    Viel war es tatsächlich. Auf dem Stein um sie herum lagen die Hülsen vier verschiedener Bohnenarten, Reste süßer Sassafrasrinde,
     Rote Bete und Rüben, aufgeknackte Walnussschalen, Kastanien und Mandeln sowie gewürfelte Zwiebelschösslinge, gelbe und braune
     Pilze, Tannenzapfen, Paprika und ein paar späte Minzzweige. An den drei ineinander gehakten Stöcken, die als Dreifuß über
     dem Feuer standen, hatte Rhia den Topf mit köchelndem Inhalt und einige Streifen harzüberzogene Lindenrinde aufgehängt. Auf
     einer Matte aus gewebten Roggenhalmen lag hinter ihr eine dicke Scheibe Honigwabe, eine Auswahl von Kräutern und Gewürzen
     sowie ein schalenförmiges Blatt, von dem ich wusste, dass es die süße Milch der Schmetterlingsorchidee enthielt.
    Hallia setzte sich und zerstieß die Samen, wobei sie eine Mandelschale und einen Stock als Mörser und Stößel benutzte. Bald
     hatte sie ein feines rosa Pulver gemahlen. Sorgfältig
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