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Memo von Meena (German Edition)

Memo von Meena (German Edition)

Titel: Memo von Meena (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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Zeit, bis dir die 24-Stunden-Meena aus den Ohren kommt. Und ehe du dich versiehst, hast du die Nase voll davon. Glaub mir, das geht schneller, als du denkst.
    Denn weißt du, Oliver, im Grunde stimmt es doch: Wir sind Fremde. Wir kennen uns nicht. Wir lassen uns lediglich von der Verlockung reizen, dem Unbekannten zu folgen und unseren Alltag damit ein klein wenig einzufärben. Vermutlich ist das alles. Wir sollten daher nicht den Fehler machen, unseren Kontakt überzubewerten.
     
     
    29. Mai 2012, 17:14 Uhr
    Von: Oliver Staude
    An: Meena Teske
     
    Ich bewerte nichts über! Und das kann ich dir vor allem deshalb mit so einer Sicherheit sagen, weil ich mir diese Frage selbst mehr als einmal gestellt habe.
    Nein, Meena, ich bewerte nichts über. Ich bewerte die Dinge – und vor allem dich – ganz genau SO, wie sie sind. Und sie sind gut so, wie sie sind.
    Findest du nicht auch? Ganz gleich, wie und warum dieser Kontakt zustande gekommen ist, ich bin froh darüber. Und ist das nicht alles, was zählt?
     
     
    29. Mai 2012, 21:33 Uhr
    Von: Oliver Staude
    An: Meena Teske
     
    Meena? Ist meine E-Mail nicht angekommen?
     
     
    30. Mai 2012, 14:15 Uhr
    Von: Oliver Staude
    An: Meena Teske
     
    Tut mir leid, ich wollte dich mit meinen Erkenntnissen nicht bedrängen, aber nur weil du möglicherweise der Ansicht bist, dass ich irgendetwas überbewertet habe, ist das doch noch lange kein Grund, den Kontakt einfach abbrechen zu lassen, oder?
     
     
    *
     
     
    Während er auf den gewaltigen Mahagonischreibtisch starrte, der Raja und ihn voneinander trennte, fühlte er sich für einen Moment wie am Tag ihres Kennenlernens. Er dachte an seinen ersten skeptischen Blick auf den Vertrag, an die verlockenden Zahlen auf dem so unscheinbar wirkenden Papier und an die anfängliche Befürchtung, der bevorstehenden Herausforderung nicht gewachsen zu sein.
    Jetzt, da er die Herausforderung kannte und verinnerlicht hatte, war er noch immer nicht sicher, ob er gut in dem war, was er tat, während er jedoch Rajas Lob für seine Kolumne mit dem Titel „Die Kunst, sich das Leben zu zerdenken“ entgegennahm, ertappte er seine Gedanken dabei, überall zu sein, nur nicht in diesem Raum.
    Nein, sie waren auch nicht überall, sie waren bei Meena.
    Warum war sie plötzlich der Ansicht, dass er ihren Kontakt überbewertete? Warum ignorierte sie ihn einfach? Worin lag der Sinn, einen derartigen Kontakt erst zuzulassen, um ihn dann bei der nächstbesten Gelegenheit wieder abzubrechen?
    "Ich bin wirklich zufrieden, Oliver." Raja faltete die Hände unter dem Kinn. "Du hast dich mittlerweile ausgezeichnet in Meenas Rolle eingefunden."
    "Das freut mich zu hören", antwortete er.
    "Hast du dir schon Gedanken über die nächste Kolumne gemacht?"
    "Noch nicht, aber ich habe mehr als genügend Stoff. Mir wird schon etwas einfallen."
    Raja lächelte. "Daran habe ich keinerlei Zweifel."
    Oliver bemühte sich, ihr Lächeln zu erwidern, auch wenn es ihm schwerfiel, ihre Zuversicht nachzuahmen. Sicher würde es ihm gelingen, auch für die nächste Kolumne das passende Thema zu finden. Trotzdem interessierte ihn das gerade herzlich wenig.
    "Das Kind ist übrigens da", sagte Raja, während sie in ihrem Kaffee rührte. "Letzte Nacht. Maris heißt er."
    Die Beiläufigkeit, mit der sie ihm diese Neuigkeit mitteilte, war geradezu erschreckend. Viel erschreckender war allerdings die Erkenntnis, dass er auf den naheliegendsten Grund für das Ausbleiben einer Antwort von Meena nicht gekommen war.
    Das Kind. Es war da!
    "Das sind ja tolle Neuigkeiten", antwortete Oliver. "Ich hoffe, alles ist gut gegangen."
    "Mutter und Kind sind wohlauf. Meenas Freundin Anja hat mir heute früh geschrieben."
    Sie wusste es bereits seit heute früh und rückte erst nach einem halbstündigen Gespräch über belanglose Kolumnenthemen damit heraus?
    "Verstehe", murmelte er, während er seine innere Unruhe unterdrückte.
    "Wie auch immer", fuhr sie schließlich fort, "es ist wichtig, dass wir auch mit der nächsten Kolumne wieder überzeugen können. Die Leserbriefe und E-Mails, die wir auf deinen aktuellen Artikel bekommen haben, waren fast durchweg positiv. Die Leute lieben dich."
    "Sie lieben Meena", stellte Oliver mit verlegenem Lächeln richtig.
    Raja erwiderte sein Lächeln. "Das läuft auf das Gleiche hinaus."
     
     

Kapitel 14: Meenas Blick aus dem Fenster
     
     
    Meenas Blick aus dem Fenster
    Heute: Ein Geständnis
     
    Liebe Leserinnen,
    liebe Freundinnen,
    es ist Dezember;
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