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Memo von Meena (German Edition)

Memo von Meena (German Edition)

Titel: Memo von Meena (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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Staude
    An: Meena Teske
     
    Das war keine Antwort auf meine Frage.
     
     
    17. Mai 2012, 21:55 Uhr
    Von: Meena Teske
    An: Oliver Staude
     
    Manchmal liegt die Antwort zwischen den Zeilen.
    Gute Nacht, lieber Ghostwriter, das Schwangerendasein fordert seine Ruhezeit.
     
     
    *
     
     
    "Du hast auch schon mal besser ausgesehen, Kumpel." Bodo trat einen Schritt zurück, während er Oliver mit gerümpfter Nase musterte. "Und du hast auch schon mal besser gerochen. Ist das ein neues Deo?"
    "Du bist der einzige Kerl, den ich kenne, der bemerkt, welches Deo seine Freunde benutzen."
    "Na ja. Ist ein paar Wochen her, seit ich dich das letzte Mal getroffen habe, und irgendwie riechst du inzwischen sogar nach Tussenmagazin." Bodo schob sich an Oliver vorbei in die Wohnung und ließ sich auf den Fernsehsessel fallen. "Und du bist ganz schön blass um die Nase."
    "Ich hab’s dir am Telefon gesagt, und ich sag’s dir gerne noch mal." Oliver drückte Bodo ein Bier in die Hand. "Das was du Tussenmagazin nennst, ist die meistverkaufte Frauenzeitschrift Deutschlands."
    "Ja ja, schon kapiert." Bodo öffnete die Flasche an der Tischkante.
    "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du den Öffner nehmen sollst?"
    "Du riechst nicht nur nach Tussenmagazin, du redest auch so."
    "Es ist der bestbezahlte Job, den ich je hatte." Oliver setzte sich aufs Sofa. "Also bitte sei so nett und tu wenigstens so, als würdest du dich für mich freuen."
    "Ich freue mich ja. Besonders weil du jetzt nicht mehr die Ausrede hast, nicht genug Kohle für unseren Norwegen-Trip zu haben. Dieses Jahr musst du einfach mitkommen. Keine Ausreden. Keine Termine, klar?"
    "Bist du deswegen hier?"
    "Braucht ein Mann etwa einen Grund, um seinen besten Freund zu besuchen?"
    "Ich wundere mich nur", antwortete Oliver. "Ich … ich wollte eigentlich gerade mit der neuen Kolumne anfangen."
    "Das Bier darf ich aber noch austrinken, bevor du mich rausschmeißt, oder?"
    "Natürlich. Sorry. So war das nicht gemeint. Ich bin nur etwas …"
    "Durch den Wind, ich weiß."
    Oliver musterte Bodo von der Seite. Das Selbstbewusstsein, mit dem er hautenge Shirts trotz seines beachtlichen Bauchumfanges zu nicht weniger engen Jeans trug, überraschte ihn jedes Mal aufs Neue. Auch das Gel, mit dessen Hilfe er sein kinnlanges schwarzes Haar geschickt über der höher werdenden Stirn platziert hatte, war nur ein weiteres Indiz für seine eher fragwürdige Definition von einem ansprechenden Äußeren. Trotz der Tatsache, dass sie sich weder äußerlich noch charakterlich besonders ähnlich waren, waren sie seit Jahren befreundet. Und Oliver mochte ihn. Meistens zumindest.
    "Der Job nimmt mich halt ganz schön in Anspruch, weißt du?"
    „Mal ehrlich, Kumpel." Bodo nahm einen langen Zug von der Bierflasche und stellte sie auf den Tisch. "Ständig erreicht man nur deine Mailbox und wenn man dich selbst ans Telefonat kriegt, dann für höchstens zwei Minuten. Und wenn du dann mal da bist, könnte man sich genauso gut mit einem Bierfass unterhalten."
    "Hey, das war jetzt aber nicht sehr nett." Oliver lächelte gequält.
    "Du weißt, wie ich es meine. Ich mache mir Sorgen. Irgendetwas stimmt doch nicht mit dir, Kumpel."
    Oliver starrte für einen Moment wortlos auf die Bierflasche. War es wirklich klug, sich Bodo anzuvertrauen? Und würde er ihn dann nicht erst recht für verrückt erklären?
    "Weißt du, Bodo, es geht um die Frau, die ich vertrete."
    "Die Schwangere?"
    "Ja, genau die."
    "Macht sie Stress? Ich dachte, sie ist gar nicht mehr im Dienst?"
    "Das ist es ja gerade. Eben weil sie nicht mehr im Dienst ist, war es mir so wichtig, die Kolumne auch in ihrem Sinne fortzuführen."
    "Kapier ich nicht."
    "Ich habe den Kontakt zu ihr gesucht, weil ich wissen wollte, wie sie über bestimmte Themen für die Kolumne denkt."
    "Und wozu das Ganze? Ich dachte, du hast diese Aufnahmen von ihr."
    "Hab ich ja auch, aber …"
    "Was aber?" Bodo starrte ihn fragend an.
    "Ich weiß auch nicht. Da war irgendetwas – von Anfang an –, das mich nicht losgelassen hat. Seitdem ich ihrer Stimme und ihren Ansichten zum Leben Tag für Tag aufs Neue ausgesetzt bin, beschäftige ich mich zunehmend mit ihr. Ich denke über sie nach, ich frage mich, warum sie dies gesagt hat oder jenes. Ich habe sogar …" Oliver stockte.
    "Was hast du?"
    "Na ja. Ich habe herausgefunden, wer der Vater ihres Kindes ist. Und was fast noch schlimmer ist, es stört mich, Bodo." Oliver beugte sich über den Tisch. "Verstehst du? Es stört
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