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Memo von Meena (German Edition)

Memo von Meena (German Edition)

Titel: Memo von Meena (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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Bauchgefühl irgendwann stark genug sein wird, meinen Kopf für einen Moment auszuschalten. Das wäre zumindest ein Anfang, vor allem bei dem Vorhaben, endlich etwas unbeschwerter beim Umgang mit neuen Bekanntschaften zu sein.
    In diesem Sinne: Hören Sie auf zu denken, liebe Frauen, und öffnen Sie Ihren Blick für die Welt und die Menschen darin. Sie werden sicher überrascht sein, was (oder wer) Ihnen bisher entgangen ist.
    Ihre Meena Teske
     
     
    *
     
     
    28. Mai 2012, 14:51 Uhr
    Von: Meena Teske
    An: Oliver Staude
     
    Beherrschst DU sie denn, die Kunst des Zerdenkens? Oder hast du versucht, aus meiner Sicht zu schreiben, was nur bedeuten kann, dass du der Meinung bist, dass ICH eine Künstlerin des Zerdenkens bin? Und was die viel wichtigere Frage ist: Was denkst du dir dabei, so etwas zu tun? Dir mag es egal sein, dass meine Leserinnen mich für ein mit sich selbst unzufriedenes Püppchen halten, aber mir ist es wichtig, dass das, was in meiner Kolumne steht, zumindest ansatzweise zu mir passt.
     
     
    28. Mai 2012, 16:17 Uhr
    Von: Oliver Staude
    An: Meena Teske
     
    Mal abgesehen davon, dass du mit deiner Mail kein passenderes Beispiel für die Kunst des Zerdenkens hättest liefern können, kann ich dich nur darauf hinweisen, dass du sämtliche meiner Anfragen nach Hilfe bei dem Versuch, in deinem Sinne zu schreiben, abgeblockt hast. Tja, hinterher ist man immer schlauer, nicht wahr? :-)
    Um deine Frage nicht unbeantwortet zu lassen: Nein, ich beherrsche sie nicht, die Kunst des Zerdenkens. Bei mir ist es genau andersherum: Das Bauchgefühl hat die Oberhand, und zwar ununterbrochen. Allein so lässt sich vermutlich auch die Tatsache erklären, warum ich den Kontakt zu dir gesucht habe. Und warum ich dir immer noch – und immer wieder – schreibe.
     
     
    28. Mai 2012, 16:25 Uhr
    Von: Meena Teske
    An: Oliver Staude
     
    Ich sollte wütend auf dich sein, Oliver. Auch wenn ich dich im Grunde gar nicht kenne und demzufolge auch nichts von dir hätte erwarten dürfen. Und trotzdem – und das irritiert mich am meisten – muss ich eingestehen, dass du mich doch zu kennen scheinst. Besser als ich vermutet hätte. Womit sich aber auch wieder die Frage stellt, ob du nicht vielleicht doch zwischen meinen Zeilen gelesen hast und somit womöglich doch geübt im Zerdenken bist.
     
     
    28. Mai 2012, 16:43 Uhr
    Von: Oliver Staude
    An: Meena Teske
     
    Vielleicht klingt es verrückt, Meena, aber ich habe nicht nur durch die Mails an dich das Gefühl, dich zu kennen, sondern vor allem durch deine Memos, die mich mittlerweile Tag und Nacht begleiten. Ich kann nicht genau erklären, warum, ich weiß nur, dass es so ist. Vielleicht weil ich mich niemals zuvor so intensiv mit jemandem beschäftigt habe wie mit dir (mal abgesehen davon, dass ich es in deinem Fall musste , wenn man den gewichtigen Zeilen meines Arbeitsvertrages folgt). Die Frage ist nur, was ich mit dem Glauben, dich zu kennen, anfange? Du scheinst keine wirkliche Verwendung dafür zu haben. Und wenn ich ehrlich sein soll, ich auch nicht.
     
     
    28. Mai 2012, 17:45 Uhr
    Von: Meena Teske
    An: Oliver Staude
     
    Ich frage mich, warum ich dir immer wieder antworte und ob deine Zeilen nur deshalb einen solchen Eindruck bei mir hinterlassen, weil die Langeweile der Bettlägerigkeit meine Hirnzellen bereits in so hohem Grade erweicht hat, dass mir selbst der fragwürdigste Satz aus deiner Feder wie eine Offenbarung erscheint.
    Mein Sohn zertritt meinen Bauch, als wäre er ein Fußballfeld, mein heißgeliebter Orangensaft schmeckt wie Batteriesäure und mein Rücken bringt mich um. Das alles macht jede Ablenkung umso verlockender. Womit sich die Frage stellt, ob ich dir auch unter anderen Umständen schreiben würde.
     
     
    28. Mai 2012, 18:05 Uhr
    Von: Oliver Staude
    An: Meena Teske
     
    Glücklicherweise stellt sich diese Frage nicht wirklich, denn die „anderen Umstände“, wie du sie nennst (und seit beinahe neun Monaten durchlebst), sind nicht nur der Grund für unseren Kontakt, sondern auch der Grund dafür, dass ich deinen Job mache. Schon vergessen?
     
     
    28. Mai 2012, 18:32 Uhr
    Von: Meena Teske
    An: Oliver Staude
     
    Vielen Dank, Herr Oberlehrer. Nun haben wir also auch diese Frage beantwortet. Aber vielleicht hast du recht, es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken, ob wir uns auch unter anderen Umständen kennengelernt hätten. Im Grunde kennen wir uns ja auch jetzt nicht.
    Was ich mich nur frage: Ich weiß, warum ich mich über Ablenkung
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