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Memo von Meena (German Edition)

Memo von Meena (German Edition)

Titel: Memo von Meena (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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mich, mit wem eine Frau, die ich kaum kenne, im Bett gewesen ist. Auch wenn sie gar nicht mehr zusammen sind."
    "Du bist scharf auf sie, eindeutig." Bodo lehnte sich mit wissendem Grinsen zurück. "Fragt sich nur, wie es so weit kommen konnte. Dass ein Kerl allein auf eine Stimme abfahren kann, war mir bisher neu."
    "Ich bin nicht scharf auf sie", protestierte Oliver energisch. "Und es stimmt auch nicht, dass ich nur ihre Stimme kenne. Wir haben auch … na ja … wir schreiben uns hin und wieder."
    "Hört, hört!" Bodos Zähne blitzten. "Jetzt wird’s interessant."
    Oliver puffte ihm gegen die Schulter. "Wenn das alles ist, was du dazu beizusteuern hast, können wir das Thema auch gleich wieder beenden."
    "Meine Güte, du bist ja empfindlicher als jede Frau. Scheinst dein Vorhaben, weiblich zu denken, ja ziemlich ernst zu nehmen. Keine Sorge, Alter, ich wollte dich nicht auslachen. Ich finde nur, dass du genau über alles nachdenken solltest, bevor du irgendwelchen Scheiß verbockst."
    "Was meinst du?"
    "Na ja, sie ist doch schwanger, oder nicht?"
    "Darum geht es doch gar nicht."
    "Doch, Kumpel, genau darum geht es. Ehe du dich versiehst, bekommst du nämlich ein fremdes Balg untergeschoben, um das du dich kümmern darfst."
    "Sag mal, geht’s noch? Niemand schiebt mir irgendein Kind unter. Abgesehen davon war es nicht Meena, die den Kontakt zu mir gesucht hat, sondern ich. Und der bewegt sich nicht gerade in die Richtung ‚Komm, lass uns eine gemeinsame Familie gründen‘."
    "Immer mit der Ruhe." Bodo hob die Hände. "Ich will nur das Beste für dich."
    "Du hast manchmal nur eine etwas fragwürdige Art, das zu zeigen."
    Bodo räusperte sich, während er einen Moment lang nachdachte.
    "Mal ehrlich", sagte er schließlich. "Was willst du von dieser Frau? Sex? Ne Affäre? Nächtliche Telefonate vor dem Schlafengehen?"
    "Nein, so was ist das nicht. Ich …" Oliver atmete tief ein. "Ich habe einfach das Gefühl, sie zu kennen. Mit jedem Memo, das ich höre – und das waren sehr sehr viele bisher –, habe ich das Gefühl, einen Blick in ihre Seele zu bekommen. Und mit jedem Blick, den ich in ihre Seele werfe, wächst das Gefühl, dass ich sie kenne. Verstehst du das? Ich habe das Gefühl, sie zu kennen. Und instinktiv suche ich den Kontakt zu ihr, weil ich das Bedürfnis habe, ihr in dieser Zeit beizustehen."
    "Also, wer keine Probleme hat, sucht sich welche."
    Oliver schaute Bodo schweigend an, dann stand er auf. "Ich glaube, du trinkst den Rest Bier lieber zu Hause aus."
    "Was ist denn nun schon wieder?"
    "Ich muss noch arbeiten", antwortete Oliver.
    "Hab ich was Falsches gesagt?", fragte Bodo, während er sich aus dem Sessel erhob.
    "Du sagst immer irgendwas Falsches." Oliver nahm ihm die Flasche aus der Hand. "Nur heute habe ich echt nicht die Geduld, dafür Verständnis aufzubringen."
    "Ich sag’s ja", murmelte Bodo, als er sich langsam aus dem Wohnzimmer bewegte. "Nur ein paar Zeilen für ein Tussenmagazin geschrieben und schon wirst du selbst zu einer."
     
     
    *
     
    Es ist immer dasselbe. Ich zerdenke mir das Leben. Über alles. Über jeden. Und dabei wird jedes noch so kleine Problem zu einem Staatsakt. Meine Mutter sagt, dass ich mir das Leben unnötig schwermache, weil ich es nicht ertrage, wenn ich es einmal leicht habe. Ich halte es viel eher für die unliebsame (und leider ununterdrückbare) Fähigkeit, Dinge zwischen den Zeilen zu sehen, die anderen nicht auffallen. Aber nur, weil ich nicht immer mag, was ich zwischen den Zeilen finde, kann ich doch nicht einfach so tun, als ob es nicht da ist, oder?
    Aktuell frage ich mich z.B. immer wieder, warum mir das Schicksal Carlo vor die Tür gestellt hat. Aufgelöst wegen der Sache mit seiner schwangeren Freundin. Und warum es mir einfach nicht gelingt, mich auf ernsthaft auf einen anderen Mann einzulassen. Liegt es womöglich an Carlo? Daran, dass es mir der Gedanke an ihn unmöglich macht, Gefühle für einen anderen zuzulassen? Oder war er einfach nur bei mir, weil er nicht wusste, mit wem er sonst reden sollte und meine These der unergründlichen Wege des Schicksals ist wieder mal eine vollkommen falsche?
    Zugegeben, die Typen, die ich seitdem kennengelernt habe, stammten alle eher aus der Kategorie Fehlversuch. Aber wären sie auch dann noch Totalversager, wenn es Carlo nicht gäbe? Hätten sie dann unter Umständen nicht einen viel objektiveren Blick von mir bekommen?
    Nein, es bringt ja nichts. Es ist wie es ist. Und wenn ich mir das Leben und die
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