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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition)
Autoren: Julianna Baggott
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Ingership ein letztes Mal.
    Sie sieht ihren Mann an, dann tut sie, was er ihr befohlen hat. Sie drückt den Knopf. Pressia atmet tief ein, und Bradwell stürzt sich auf Ingerships Frau, schlägt ihr die Dose aus der Hand, wo sie zerspringt. Alles im Raum erstarrt. Es gibt keine Explosion.
    Pressia hört ein dumpfes Klicken – eines in jedem Ohr, und plötzlich ist ihr Gehör nicht mehr so gedämpft. Ihre Sicht setzt für einen Sekundenbruchteil aus, und noch bevor sie schreien kann, ist sie wieder da – klar und deutlich und nicht mehr umwölkt.
    Partridge stößt Ingership von sich und gegen die Wand.
    »Was war das?«, fragt er.
    »Ich lebe. Ich sehe und höre wieder klar. Alles klingt viel lauter – selbst meine eigene Stimme.« Pressia lässt die Hand mit der Pillenflasche sinken.
    Ingerships Frau steht auf. »Ich habe den Ticker nicht aktiviert. Ich habe die Verdrahtung umgedreht, sodass die Wanzen deaktiviert werden, wenn jemand den Knopf drückt. Ich sagte doch, ich würde nicht zulassen, dass dir etwas passiert.« Sie sieht Pressia an. »Du kannst mir glauben.«
    »Dafür werden sie uns umbringen!«, brüllt Ingership seine Frau an. Er ringt nach Atem und lehnt immer noch an der Wand. »Weißt du das? Sie werden uns umbringen!«
    »Im Moment denken sie, dass sie tot ist«, entgegnet Ingerships Frau. »Wir haben Zeit zu fliehen.«
    Ingership starrt seine Frau fassungslos an. »Du hast das alles geplant?«
    »Ja.«
    »Du hast sogar gezögert, bevor du den Knopf gedrückt hast, während ich gewürgt wurde, damit sie denken, du willst sie nicht töten?«
    »Ich bin eine einfühlsame Person.«
    »Du warst mir ungehorsam! Du hast mich verraten!«, brüllt Ingership.
    »Nein«, sagt sie in abweisendem, lässigem Ton. »Ich habe uns gerettet, sodass wir Zeit haben zu fliehen.«
    »Zu fliehen? Wohin? In diese Welt? Sollen wir selbst Unglückselige werden?«
    Ingerships Frau scheint schwindlig zu werden. Sie greift nach den Vorhängen über dem Tisch und hält sich daran fest, um nicht zu fallen. Ihr Gesicht unter dem Strumpf ist verzerrt, und sie stößt einen Schrei aus.
    Pressia sieht Lyda an. Sie hat einen blutigen Striemen auf der Wange von Ingerships Ring. »Sie hat mich gerettet«, sagt Pressia.
    Ingership springt zum Tresen und zerrt eine Pistole aus einer Schublade. Er richtet sich auf, zielt auf Partridge. »Ich könnte dich hier und jetzt töten, ohne die Augen und Ohren des Kapitols, und dein Daddy würde es nie erfahren. Los, packt sie!«, brüllt er seine Soldaten an.
    Doch die Soldaten bewegen sich nicht. Sie sehen El Capitán an, dann Ingership.
    »Sie respektieren dich nicht, Ingership, nicht mal mit einer Waffe in der Hand«, sagt El Capitán. »Habe ich recht?«
    Die Soldaten rühren sich immer noch nicht.
    »Dann töte ich euch eben selbst, einen nach dem anderen!«, kreischt Ingership und zielt auf Bradwells Gesicht. »Glaubst du im Ernst, er weiß nicht, wer du bist?«
    »Wovon redest du?«, fragt Bradwell.
    »Willux weiß alles über dich und deine Leute.«
    Bradwell verengt die Augen zu schmalen Schlitzen. »Meine Eltern? Was weiß er über meine Eltern?«
    »Glaubst du im Ernst, er lässt sich von ihrem Sohn herausfordern?
    »Was weiß er über meine Eltern?«, fragt Bradwell drohend und macht einen Schritt auf Ingership zu, trotz der auf ihn gerichteten Waffe. »Erzähl es mir!«
    »Er hätte nichts dagegen, dich zu seiner Sammlung zu stecken. Kleine Erinnerungsstücke. Ich für meinen Teil hätte dich aber lieber tot als lebendig.«
    »Seiner Sammlung?«, fragt Partridge.
    Ingerships Frau klammert sich zu schwer an die dünnen Vorhänge. Sie lösen sich von den Haken. Sie stolpert zurück und verliert beinahe das Gleichgewicht. Sie dreht sich hinter ihren Mann, scheinbar gefangen in dem gazeartigen Stoff wie in einem Kokon, doch in ihrer Hand blitzt etwas auf.
    Ein Skalpell.
    Sie macht einen Schritt nach vorn, und der Vorhang gleitet von ihr herunter wie ein abgestreiftes Kleid. Sie rammt ihrem Mann das Skalpell in den Rücken.
    Er schreit auf und lässt die Waffe fallen. Sie schlittert über den Boden. Ingership krümmt sich und bricht zusammen. Lyda hebt die Waffe auf und zielt damit auf Ingership, der sich am Boden in seinem eigenen Blut windet.
    Bradwell kniet neben ihm nieder. »Was ist mit meinen Eltern?«, fragt er. »Was hat Willux dir über meine Eltern erzählt?«
    »Frau!«, kreischt Ingership. Doch es ist nicht klar, ob er um Hilfe schreit oder vor Wut.
    »Meine Eltern!«,
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