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Melvin, mein Hund und die russischen Gurken

Melvin, mein Hund und die russischen Gurken

Titel: Melvin, mein Hund und die russischen Gurken
Autoren: Marlene Roeder
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Scheißvieh, verpiss dich!« Meine Stimme bricht und meine letzte Flasche Pflaumenschnaps, die ich nach ihr werfe, bricht auch und zerschellt unten in hundert kleine Teile.
    Da erst rennt sie weg, meine Füchsin. Ihr Schatten verschmilzt mit der Nacht.

GERMANY’S NEXT SEEKUH
    Frag nicht. Mein Liebesleben ist nicht existent. Im unwahrscheinlichen Fall, dass sich das je ändern sollte, bist du die Erste, die es erfährt. Sofort. Ich werde am Telefon singen.
    Wer am meisten damit nervt, sind meine Eltern. Die verstehen nicht, warum ich mit fünfzehn noch nie ein Date hatte. Ist ja klar, dass Eltern ihr eigenes Kind toll finden, die haben ja keine Wahl. Und schließlich habe ich es ihrer DNA zu verdanken, dass ich nie Topmodel werde. Allein der Gedanke – Ich! Ein Topmodel! – würde die Hyänen zum Kreischen bringen. Von denen hab ich dir doch erzählt, die Mädels aus meiner Klasse. Schrilles Lachen, magere Ärsche.
    An mir ist wenigstens was dran, sagt Papa. Je mehr Mareike, umso mehr zum Liebhaben.
    Schon süß, find ich auch. Aber mal ehrlich, er hat keine Ahnung, oder? Jedenfalls versucht er mein Selbstvertrauen aufzubauen. Früher waren rundliche Frauen begehrt, sagt Papa, anderes Schönheitsideal.
    Genau das hab ich auch gedacht: Ich lebe einfach im falschen Jahrhundert.
    Du, ich muss jetzt Schluss machen, bei uns gibt’s gleich … Lasagne. Ich ruf dich nächste Woche an.
    Ich hasse dich. Gut, dann eben deine Eltern. Warum musstest ihr wegziehen? Wir hatten heute zum ersten Mal Schwimmen und es war die Hölle ohne dich. Im Aqua-Park.
    Klar war Fabian auch da. Der war mein einziger Lichtblick! Du hättest sehen sollen, wie er sich am Beckenrand hochgezogen hat … die Wassertropfen, die an ihm runtergelaufen sind … wie aus der Deo-Werbung, kein Scheiß. Die Hyänen standen nur da und haben gesabbert.
    Ja, ich auch, was denkst du denn? Aber ich hab eh keine Chance bei dem. Ich glaube, der kennt nicht mal meinen Namen. Fette Leute sind unsichtbar. Trotzdem, träumen darf man ja, oder? Leider hatte ich nicht viel Zeit zum Träumen.
    Nee, das Schwimmen war kein Problem, doch dann sollten wir springen …
    Nee, ich hatte keinen Schiss. Aber das Anstehen, das war so … Die Oberhyäne hat mit ihrem neuen Bikini angegeben, der war Kleidergröße nix. Du hättest da vielleicht noch mit einer Arschbacke reingepasst, aber ich … ich hätte den höchstens als Taschentuch verwenden können. Jeder musste einzeln nach vorne zum Sprungbrett kommen und einen Kopfsprung machen. Herr Brenner hat die Sprünge dann bewertet. Die Oberhyäne und ihre Meute haben auch bewertet, aber nicht die Sprünge. Die Reihe vor mir ist immer kürzer geworden und mir haben die Knie gezittert, weil ich wusste, gleich bin ich dran. Gleich fallen sie über mich her. Dann war ich die Erste in der Reihe. Augen zu und durch. Alle haben mich angestarrt, das hab ich gespürt. Jemand hinter mir hat gemurmelt: Wenn die springt, bleibt kein Wasser im Becken. Und dann war da so eine angespannte Stille, weil alle auf den Kommentar der Oberhyäne gewartet haben. Sie hat extra so laut geflüstert, dass ich es bestimmt mitkriege: Germany’s next Seekuh!
    Die anderen Hyänen haben gekreischt vor Lachen. Ich glaube, jeder aus der Klasse hat es mitgekriegt, jeder außer dem Brenner. Ich wollte nur noch weg da. Also bin ich gesprungen.
    Nachdem ich aus dem Becken geklettert war, hab ich dem Brenner erklärt, dass ich ganz dringend aufs Klo muss. Da hat er mich gehen lassen. Statt aufs Klo bin ich ins Dampfbad geflüchtet. Hat keiner gemerkt. Fette Leute sind unsichtbar.
    Zum Glück war da keiner drin. Ich hab erst mal ’ne Runde geheult und auf meinen dummen Schwabbelbauch geschlagen und auf meine Schwabbelschenkel, aber die wollten einfach nicht verschwinden. Die wollten nicht. So eine Scheiße.
    Danke, du bist lieb.
    Ich hab mich dann ja auch wieder eingekriegt. Im Dampfbad war es wie in einer warmen Höhle. Als wär ich in meinen eigenen Körper gekrochen. Die hatten da so Lichter, die haben immer gewechselt. Ich war im Dampf verborgen und die Lichter haben pulsiert und der Dampf hat geglüht, der ganze Raum hat geglüht, in gelb und blau und rosa. Am liebsten wäre ich für immer da drin geblieben.
    Danke für’s Zuhören, das hat mir echt geholfen.
    Ja, ich versuch’s. Bis nächste Woche.
    Weißt du, was ich neulich in der Zeitung gelesen hab? Da gab’s so einen Schönheitswettbewerb im Iran. Halt dich fest: Die Frauen mussten alle von Kopf bis Fuß
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