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Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Titel: Meine Suche nach der besten Pasta der Welt
Autoren: Maiwald Stefan
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Fernbedienung aber auch.
    Ich finde, jeder braucht eine ausgewachsene Phobie. Das ist gesund, hält fit und gibt dem Leben Würze und Tiefgang. Angst vor Menschenmassen, vor Krankheitserregern an Türklinken, vor der Zahl 17? Wunderbar! Mehr davon! Das macht die Menschen sympathisch, das sorgt für Gesprächsstoff, der nie ausgeht.
    Und von meiner Flugangst will ich gar nicht erst anfangen. Obwohl ich als Reisejournalist arbeite. Mein Wirkungsgrad beschränkt sich auf Europa, und dort komme ich überall hin. Ich war schon dreimal in Andalusien, fünfmal in Schottland, zweimal in Irland. Alles kein Problem. Gegen all diejenigen, die mir einreden wollen, das Gefährlichste am Fliegen sei die Autofahrt zum Flughafen, bombardiere ich mit eigenen Statistiken. Die vermeintliche Sicherheit in der Luft beruht nämlich auf einem statistischen Trick, wie ich nicht müde werde, in die Welt hinauszuposaunen. Das Auto ist der Killer
Nummer eins, aber danach kommt schon das Flugzeug. Zählt man die Todesopfer des Bahn- und des Luftverkehrs weltweit zusammen und teilt die Zahl durch die zurückgelegten Passagierkilometer, so ergeben sich bei der Bahn neun Todesopfer pro 10 Milliarden Passagierkilometer, beim Flugzeug nur drei Todesopfer. Doch das ist reine Propaganda der Airlines, denn teilt man die Zahl der Opfer durch die Passagierstunden , sieht es anders aus. Bei der Bahn kommen sieben Todesopfer auf 100 Millionen Passagierstunden, beim Flugzeug 24 Todesopfer. Und das bedeutet: Die Gefahr, die nächste Stunde nicht zu überleben, ist im Flugzeug mehr als dreimal größer als im Zug.
     
    Adriano Celentano fliegt nicht. Dennis Bergkamp fliegt nicht. The Cure fuhren mit dem Schiff in die USA, doch wie kommt man von London nach Australien, wo zehntausende Fans sehnsüchtig auf ihre Idole warteten? Sänger Robert Smith überstand den Flug nahezu bewusstlos, betäubt von fünf Brandys und Rohypnol-Tabletten. Bassist Simon Gallup trank zwei Flaschen Chardonnay. Der dänische Regisseur Lars von Trier sagt: »Es ist sehr wichtig, nicht zu fliegen«. Josef Stalin flog nicht, Kim Jong Il fliegt ebenfalls nicht. Ich befinde mich also in, nun ja, nicht guter, aber doch illustrer Gesellschaft. »Verpasse« ich etwas durch das Nichtfliegen? Unsinn: Allein zwischen Südtirol und Sizilien gibt es so viele Orte zu entdecken, dass das ganze Leben nicht dafür ausreicht.
    Das Wunderbare an Italien: Das Land besteht ja praktisch nur aus Küste. An Küsten gibt es tendenziell wenig
Höhe und erst recht keine Seilbahnen. Und weil ich nicht fliege, spielen die Abenteuer meines Lebens eben in Italien. Vielleicht könnte man auch ein Buch schreiben über die Jagd nach dem besten Chili con Carne der Welt, aber die Rechnung geht so: Eine Transatlantikpassage von Southampton nach New York und dann ein Mietwagen bis Mexiko – das dauert nicht nur (etwa zehn Tage), sondern das kostet auch. Und zwar zu viel. Da ist Italien einfach preiswerter.
    Grund 3: Der Bratkartoffel-Eklat
    Meine italienische Schwiegermutter verachtet mich, und sie hat natürlich völlig recht. Ich bin Deutscher und auch noch Protestant. Meine Familie ernähre ich mit Beiträgen in aus ihrer Sicht zweifelhaften Druckerzeugnissen, etwa Geschichten über sinnlos schnelle Motorboote im Playboy . Und kochen kann ich auch nicht, sagt sie. Italienische Männer können das. Bei größeren Feierlichkeiten daheim steht der Mann am Herd; mein Schwiegervater Bepi kocht ebenso selbstverständlich wie mein Schwager Paolo und mein Schwippschwager Paolo und mein bester Golfkumpel Paolo. (Paolo ist ein äußerst beliebter Name in Italien, aber wer Stefan heißt, muss sich darüber nicht lustig machen.) Natürlich hat die Frau ohnehin alles vorbereitet, bevor die Gäste kommen, und der Mann muss nur noch umrühren, aber es kommt eben auf die Außenwirkung an.

    Groß aufkochen, das wollte ich auch mal, also lud ich meine skeptische Familie zu mir ein. Ich achtete darauf, dass es an dem Abend kein Spiel des AC Mailand gab, denn sonst würde meine Schwiegermutter nicht kommen. Sie würde auch nicht zu meiner Beerdigung kommen, wenn der AC Mailand spielte.
    Es begab sich, dass sich meine Familie Bratkartoffeln wünschte. Bratkartoffeln! Lächerlich einfach! Doch die Chronologie des Scheiterns begann schon im Supermarkt. In italienischen Supermärkten wird nicht zwischen »festkochend« und »mehligkochend« unterschieden, sondern nur zwischen »Kartoffel« und »keine Kartoffel«. Selbst Paul Bocuse würde
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