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Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Titel: Meine Suche nach der besten Pasta der Welt
Autoren: Maiwald Stefan
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eine Umfrage des italienischen Magazins Focus (kein Anti- Spiegel , sondern eine Art P.M. ) zeigte. Der Marktanteil liegt bei gewaltigen 30,5 Prozent. Auf Platz zwei folgen die Penne mit ebenfalls beachtlichen 25,8 Prozent, dann bricht es ab. Rigatoni, Röhrennudeln wie die Penne, liegen abgeschlagen auf Platz 3 (8,8 Prozent), knapp dahinter folgen Makkaroni, Fusilli (die Gedrechselten), Farfalle (Schmetterlinge, bei Kindern sehr beliebt) und Bucatini (lange Röhrennudeln). In der Statistik ist
allerdings nur Pasta secca verzeichnet, also Nudeln aus Hartweizengrieß ohne Zugabe von Eiern.
    In Deutschland sieht es ähnlich aus: Auf Platz eins liegen Spaghetti (62 Prozent), auf Platz zwei Fusilli, deren technokratisch deutscher Name »Spiralnudel« sich nie so recht durchsetzen konnte. Allerdings haben die Deutschen seit jeher eine Vorliebe für Eiernudeln; so finden sich auf Platz drei die Bandnudeln oder Tagliatelle.
    Die Frage, wie viel Prozent des Einkommens die Menschen in den unterschiedlichen Ländern für ihr Essen ausgeben, hat natürlich viel mit dem allgemeinen Wohlstand zu tun. In Aserbaidschan zum Beispiel muss man 73 Prozent des Verdienstes für die Nahrung ausgeben; aus den allerärmsten Ländern liegen überhaupt keine Zahlen vor. Andererseits gibt es auch in den wohlhabenden Industrienationen große Unterschiede, was mit der Wertschätzung guten Essens zu tun hat: Die Fast-Food-dominierten USA liegen bei 9,7 Prozent, Deutschland kommt auf einen Mittelwert von 13 Prozent, und Italien, wo das Essen und Trinken wichtiger ist als irgendwo sonst, liegt bei 17,5 Prozent.
    Die Deutschen geben 800 Millionen Euro im Jahr für Pasta aus. Sollten die Verkäufe dieses Buches auch nur ein lächerliches Tausendstel dieser Summe generieren, wäre ich zufrieden.

Venedig
Die Spaghetti der Serenissima

    V enedig, sagen die Einwohner meiner Heimatinsel Grado, ist die Tochter Grados, und ganz unrecht haben sie nicht. Als Attilas Hunnen und später auch noch die Langobarden (»noch wilder als die germanische Wildheit«, befand der Geschichtsschreiber Velleius Paterculus um die Zeitenwende) die norditalienische Tiefebene mit viel Hingabe in ein rauchendes Trümmerfeld verwandelten, flüchteten die Festlandbewohner im fünften und sechsten Jahrhundert nach Christus auf die Inseln der Lagune, zunächst vom einst mächtigen Bischofssitz Aquileia aus in die Gegend um Grado und von dort dann von Sandinselchen zu Sandinselchen westwärts bis Venedig. Die Serenissima Repubblica di San Marco gehört also zu den ganz wenigen Städten Italiens, die es im Römischen Reich noch nicht gab. Ein Indiz für die Besiedlung Grados von Venedig aus ist der Dialekt: Gradesisch und Venezianisch sind einander sehr ähnlich und haben gar nichts mit den Dialekten des Friaul oder des Festland-Veneto zu tun.

    Warum nicht auch Venedig ein Fischerdorf wie Grado blieb? Man widmete sich schon früh dem Salzhandel und bildete eine Art Gewürz-Umschlagsplatz für ganz Europa. Eine großartige Geschäftsidee, die fast ein Jahrtausend lang funktionierte und die meisten fleißigen Bürger zu Millionären machte, welche ihrerseits, um ihren privilegierten Platz auch in der Ewigkeit zu sichern, prachtvolle Kirchen bauten und die größten Künstler ihrer Zeit mit deren Ausschmückung beauftragten.
    Was nun die Gastroszene angeht, so gibt es natürlich keine Geheimtipps, weil es selbst über das Venedig jenseits der touristischen Trampelpfade ganze Bibliotheken von Reiseführern gibt. Dazu kommt, dass die Stadt mit nur 70 000 Einwohnern so viel kleiner ist als ihr Ruf – kleiner als Flensburg, Wanne-Eickel, Montabaur. Kein Ort weltweit dürfte ein ähnliches Missverhältnis von Größe und Bedeutung aufweisen. Anders ausgedrückt: Selbst die entlegensten Gassen sind noch von mehr Touristen besucht als in anderen Städten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
    Es gibt nur eine sehr begrenzte Anzahl von Straßen. Aber irgendwohin müssen ja auch Venezianer gehen, wenn sie Hunger haben, und gern gehen sie nach Cannaregio, dem Sestiere nahe dem Hauptbahnhof. Dort, am Fondamenta della Misericordia, gibt es eine Art Ausgehmeile mit ein paar Bars und Restaurants, die
noch nicht in jedem Reiseführer erwähnt sind, und das beste Restaurant, weil venezianischste von ihnen ist das »Rioba«. Touristen trifft man auch dort, aber eben auch eine Menge Einheimischer. Jonathan Sciolti und Ugo Garofalo bereiten eine Menge wunderbarer Gerichte zu, aber hier geht es ja um
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