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Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Titel: Meine Suche nach der besten Pasta der Welt
Autoren: Maiwald Stefan
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Pasta, und das klassische Adria-Gericht Pasta alla scogliera isst man am besten direkt am Kanal. In diese Pasta, die meist mit stinknormalen Spaghetti oder den dünneren Spaghettini am besten gelingt, wird alles reingeschmissen, was die Lagune an diesem Tag hergegeben hat, auf jeden Fall Venus- und Miesmuscheln, dazu gern Seespinnen, Gamberetti und Tintenfischteilchen. Ein eiskalter Weißwein rundet den Spaß ab, allerdings möchte ich nicht von meinem Disput mit Jonathan und Ugo berichten, die ernsthaft behaupteten, Südtiroler Weißweine gehörten auch in ihrer Breite zu den besten in Italien.
    Zum »Rioba«, obgleich abseits der touristischen Trampelpfade, verirrten sich an jenem lauschigen Lagunenabend die üblichen Straßenbands südosteuropäischer Provenienz, die ein bisschen Musik machten. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie man sich gegenüber diesen Hobbymusikern verhalten soll, aber ich bin zu keinem schlüssigen Ergebnis gekommen, also zückte ich meinen Euro und dachte fortan über wichtigere Dinge nach – den Weltfrieden, den Umgang mit den militanten Strömungen im Islam oder meinen Slice mit dem Eisen 3.

Venetien
Paduaner Petitessen

    I n Padua, der Heimatstadt meiner Frau, erlebte ich zur Frühzeit unserer Beziehung, als wir noch nicht verheiratet waren und selbst mit Händchenhalten in der Öffentlichkeit noch vorsichtig sein mussten, eine Kette sehr peinlicher Momente, die mit Bigoli zu tun hatten, der Pasta-Spezialität des Veneto, einer ansonsten risotto- und polentatreuen Region.
    Deutsche Abende sehen ja so aus: Man hockt sich in eine Kneipe oder ein Wirtshaus, bestellt so viel Bier, wie gerade in den Körper passt, und kriecht irgendwann auf allen vieren nach Hause. Italienische Abende sehen so aus, dass man von Bar zu Bar zieht, überall ein winziges Glas Weißwein zu sich nimmt und unterwegs Bekannte aufliest. Wenn man
in der vierten oder fünften Bar angekommen ist, ist die Gruppe auf etwa zwanzig Mann angewachsen. So war es auch an meinem ersten Abend. Ich stand unbeholfen inmitten des Geschnatters und verstand noch wenige Worte Italienisch. Rührend war, wenn die Gruppe in Lachen ausbrach und Laura mir dann erklären wollte, was so lustig war – meistens eine Kombination aus Wortspiel und Insiderwitz, praktisch nicht zu übersetzen. Sie versuchte es trotzdem (auf Englisch), und 19 Leute schauten mich erwartungsvoll an: Sie wollten, dass auch ich laut lospruste. Eine sehr unangenehme Situation, denn natürlich verstand ich den Witz auch nach dreimaliger Erklärung nicht, was auch an Lauras Englisch lag, das etwa so gut war wie mein Italienisch. Beim vierten Mal setzte ich dann mein bestes künstliches Lachen auf, zu dem ich nach so lächerlich wenig Alkoholkonsum fähig war.
    Dann wurde überlegt, wohin man zum Essen geht, und mit einem Mal warfen sich alle in die Autos, und wir fuhren in die Euganäischen Hügel südlich von Padua. Dort sieht es, wenn man mal über die teilweise etwas angeschimmelten Kureinrichtungen aus den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts hinwegschaut, genau so aus, wie man sich das ländliche Italien vorstellt: kleine grüne Hügel, Zypressen, verstreute Landgasthöfe. Einer dieser Landgasthöfe ist das legendäre »La Montanina«, das von zwei Schwestern mit komplizierten Frisuren betrieben wird. Es liegt am Ende einer Serpentinenstraße, und es kann im Sommer, abgesehen von einem Restaurant am Meer, keinen schöneren Draußensitzen-Ort geben. Praktisch
die gesamte Region, grün und saftig und funkelnd, liegt einem zu Füßen. Wirklich wunderbar. Im Inneren des Gasthofs hängen Bilder regionaler Künstler, die oft genug ihre Essensrechnung mit ihren Werken bezahlt hatten. Auf diese Weise ist eine vielleicht nicht wertvolle, aber auf jeden Fall interessante Kunstsammlung zusammengekommen.
    Eine der Schwestern kam mit ihren mächtig auftoupierten roten Haaren an unseren Tisch. Dann ging es ans Bestellen. »Bigoli!«, rief einer, »Bigoli!«, rief der Nächste. Ich war damals ein sehr zurückhaltender Esser und wollte mir außerdem nicht schon wieder wie der letzte Trottel erklären lassen, was Bigoli seien, vielleicht verbarg sich dahinter eine Teufelei wie Rote Bete mit Blumenkohlgarnitur, also bestellte ich von der Karte Spaghetti al ragù , denn da wusste ich wenigstens, um was es sich handelte. Wie sich herausstellte, orderte jeder einzelne Bigoli, und am Ende sagte die Schwester mit dem roten Haarturm: »Also, 19-mal Bigoli und einmal Spaghetti al
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