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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir
Autoren: Sabine Ludwigs
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abholen. Na ja, ich konnte es ihr nicht abschlagen. Aber ich habe ihr gesagt, es wäre besser, wenn ich allein heraufkomme und dich auf sie vorbereite. Sie wartet unten auf dich. Ich hoffe, das ist in Ordnung.“
    Elisabet? Ich habe keine Ahnung, wer Elisabet ist. Und das sage ich ihm auch.
    Er lacht.
    Ein Geräusch wie eine Liebkosung.
    „Deine Schwester.“
    „Ich habe eine Schwester?“
    Er lacht wieder, halb besorgt, halb amüsiert, und versichert mir, dass diese Elisabet tatsächlich meine jüngere Schwester ist. „Deine einzige“, sind seine genauen Worte. „Andere Geschwister hast du nicht.“
    „Weshalb hat sie mich nicht besucht?“
    „Erstens, weil du keine Besucher sehen wolltest, zweitens mochte dein Arzt dir nicht zu viel auf einmal zumuten und drittens war Lisa in Washington. Jetzt ist sie jedenfalls durch nichts mehr aufzuhalten. Du kennst doch Lisa.“
    Nein. Nein, ich kenne Lisa kein bisschen.
    „In Washington?“
    „Ja. Sie ist Flugbegleiterin.“
    Dass ich keine Besucher sehen wollte, stimmt. Eine leichte Panik überkam mich, wenn ich mir vorstellte, eine Horde wildfremder Menschen würde um mein Bett stehen und unablässig auf mich einreden oder Fragen stellen. Womöglich wäre der ein oder andere dabei, der zu weinen anfängt. Allein der Gedanke daran trieb mich in den Schrank! Andererseits: Wenn meine Schwester hier liegen würde, hätte ich wahrscheinlich alles unternommen, um sie zu sehen. Ärztlicher Rat hin oder her.
    Der Mann zumindest hatte das getan.
    Aber weswegen hatte er mir nichts von Lisa erzählt? Wieso habe ich keine Fragen gestellt, sondern nur im Kleiderschrank gehockt und seiner Stimme gelauscht, als wäre ich süchtig danach?
    Es muss an den Medikamenten gelegen haben, entscheide ich. Oder an dem Schock, der mich seit dem Unfall nicht aus seiner Umklammerung lässt.
    Jetzt kann man hören, wie er sich aufrappelt. „Außerdem ist Lisa ein ungeduldiger Mensch. Also komm bitte heraus, denn bevor wir gehen können, möchte dein Arzt sich verabschieden.“
    Ich rühre mich nicht vom Fleck.
    „Sina-Mareen?“
    Langsam, unendlich langsam, öffnet sich die Schranktür und wie durch ein Wunder quietscht sie diesmal nicht im Mindesten. Sie öffnet sich lautlos einfach stetig weiter.
    Ich tue nichts, um das zu verhindern.
    Gleich werde ich meinen Ehemann zum ersten Mal sehen.
    Da steht er vor mir. Er schaut mich beinahe unnahbar an.
    Es dauert nur einen Schlag meines Herzens, bis ich in ihn verliebt bin.
     
     
    Kapitel 3
     
    Es ist seltsam: Ich weiß, was eine Raumfähre ist, wie Ampelanlagen funktionieren - zumindest ungefähr -, dass wir das Jahr 2008 schreiben, wann und warum wir Weihnachten feiern, und dass wir eine Bundeskanzlerin haben.
    Ich weiß, wie man die Fernbedienung des Fernsehers gebraucht und wer Antonio Banderas ist. Und zwar ohne dass es mir jemand hätte erklären müssen.
    An persönliche Dinge wie meinen Namen, meine Familie, mein bisheriges Leben, wie es sich anfühlt , tot zu sein , und an meine Ehe kann ich mich dagegen nicht erinnern.
    Zumindest Letzteres finde ich bedauerlich, denn Schwester Bianka hatte recht mit ihrer Behauptung: Mein Mann sieht umwerfend aus! Und liebenswert. Deshalb nehme ich all meinen Mut zusammen, komme aus dem Schrank heraus und murmele: „Da bin ich.“
    Meine Stimme hört sich piepsig an, dünn und zu hoch, wie die eines sehr jungen Mädchens. Das ärgert mich ein wenig . Ich frage mich, ob ich so bin: l eise, zurückhaltend. Kaum in der Lage, einen Satz hervorzubringen .
    Mein Mann beobachtet mich aus zusammengekniffenen Augen. Mir fällt ein, dass er mir bei einem seiner Besuche sagte, er heiße Leander Hohwacht.
    Ich habe vorher nie das leiseste Verlangen verspürt, seinen Namen – für mich der Name eines Fremden - auszusprechen.
    Jetzt ist das anders! Ich möchte hören, wie es klingt, wenn ich ihn laut sage. Vertraut? Oder fremd und irgendwie stockend? Welche Silben betone ich? Nenne ich ihn überhaupt Leander oder womöglich Andy?
    Leander murmelt „Hi“ und lächelt ein Lächeln, das mich unverzüglich ebenfalls die Lippen verziehen lässt.
    Er ist großartig!
    Ich meine, „Hi“, das ist vertraut und neutral zugleich, völlig alltäglich, eindrucksvoll und doch unbestimmt. Es scheint einfach genau das Richtige.
    Leider ist es mir nicht eingefallen - wie so vieles andere nicht. Unwillkürlich denke ich an die ersten Tage meines Aufenthaltes hier zurück, als Doktor Romberg, der Neurologe der hiesigen Klinik,
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