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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon
Autoren: Jana Sonntag
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Sie guckt zu Paul.
    »Betrifft das mich?«, fragt er. »Ja. Und zwar haben die befragten Frauen einstimmig gefordert, dass wir die Rubrik ›Was Männer wirklich wollen‹ wieder ins Heft nehmen.«
    »Echt?« Paul strahlt.
    »Ab der nächsten Ausgabe nehmen wir sie wieder mit rein, du kannst dich also gleich an die Arbeit machen und dir neue Themen überlegen.«
    »Mach ich! Und was ist die zweite Neuerung?«
    »Tja«, jetzt wandert der Blick meiner Chefin zu mir, und sofort fühle ich mich wieder wie zu Schulzeiten, wenn Klassenarbeiten ausgeteilt wurden. »Die Marktforschung hat etwas sehr Überraschendes ergeben.«
    »Überraschendes?« Ich habe einen Kloß im Hals. Feuert Annika Peters, oder was?
    »Es sieht so aus, als hätte sich unsere Leserschaft sehr verändert.« Sie schiebt die Grafik, die vor ihr liegt, in die Mitte des großen Tisches, damit wir alle einen Blick darauf werfen können. »Bisher haben wir ja immer gedacht, dass etwa achtzig Prozent unserer Leserinnen Single sind. Aber die neue Erhebung zeigt nun plötzlich, dass es beinahe genau umgekehrt ist. Die meisten unserer Leserinnen befinden sich in einer Beziehung.«
    »War wohl ein knisternder Frühling«, stellt Susanne scherzhaft fest. »Sieht so aus«, bestätigt Beatrice. »Für uns heißt das natürlich, dass wir darauf reagieren müssen.«
    »Also keine Single-Tipps mehr?«, frage ich. »Tut mir leid, Annika. Aber es sieht tatsächlich so aus, als wäre vorerst Schluss mit deiner Rubrik.«
    »Das macht überhaupt nichts«, beruhige ich sie. »Ich bin da ja flexibel.«
    »Genau«, meint Beatrice, »und ich hab mir auch schon überlegt, welche Geschichte ich von dir gern in der September-Ausgabe lesen würde.« »Nämlich?«
    »Ich dachte, du machst uns da einen hübschen Rundumschlag zum Thema Heiraten.« »Heiraten?«
    »Richtig«, Beatrice nickt. »Die Konkurrenz macht so etwas meistens in den Frühlingsheften, aber da ist es für die, die das tatsächlich planen, natürlich längst zu spät. Deshalb finde ich, wir sollten das Thema im Herbst angehen.«
    »Und das soll ausgerechnet ich machen?« Ich bin mehr als fassungslos. »Natürlich du.« Beatrice zwinkert mir zu. »Schließlich kennst du dich von uns allen am besten damit aus!«

10. Kapitel

    Christoph
    Den ersten Mai verbringe ich – mit Nichtstun. Das heißt, so richtig gar nichts mache ich nicht, ich sitze gemütlich bei mir zu Hause am Küchentisch und zeichne vor mich hin. Mittlerweile funktioniert es schon wesentlich besser, ich habe sogar schon einige nette Entwürfe zu Papier gebracht. Oma macht mit Rufus und Britta einen Ausflug, zu dem ich eigentlich mitkommen sollte. Aber ich finde es ganz angenehm, mal für mich allein zu sein und meinen Gedanken nachzuhängen. Vielleicht gehe ich später noch eine Runde an der Alster spazieren, mal sehen, was der Tag noch so bringt.
    Als ich mich gerade rüber ins Wohnzimmer begeben will, um vorm Fernseher eine kleine Pause einzulegen, klingelt es an der Tür.
    »Hallo?«, sage ich in die Gegensprechanlage.
    »Hier ist Kiki Peters, kann ich mit Ihnen reden?« Ich zucke zusammen, als ihre Stimme erklingt. Was will sie hier? Und vor allem: Warum siezt sie mich?
    »Ich habe keine Zeit.«
    »Und ich gehe nicht weg, bevor Sie die Tür öffnen.« Ich zögere einen Moment, dann drücke ich den Türsummer. Denn natürlich bin ich auch neugierig, was sie nach so langer Zeit von mir will. Mit verschränkten Armen stelle ich mich an die Tür und lausche darauf, wie sie die Treppe zu mir in den dritten Stock hochgestiefelt kommt. Sie kommt um die Ecke gebogen – vor mir steht eine vollkommen fremde Frau! »Kiki Peters?«, frage ich verwirrt. Sie nickt. »Ja.«
    »Äh, ich verstehe jetzt gerade nicht ganz«, setze ich an.
    »Kann ich mir vorstellen«, erwidert sie. »Ihr Freund Malte hat mich angerufen, und ich habe beschlossen, einfach mal bei Ihnen vorbeizufahren und mit Ihnen zu reden.«
    »Malte?« Jetzt begreife ich gar nichts mehr. »Darf ich reinkommen oder muss ich Ihnen alles im Flur erklären?«
    »Was denn alles erklären?«
    »Das ist eine ziemlich lange und komplizierte Geschichte«, meint sie, »aber ich finde, Sie sollten sie sich anhören.«

Annika
    Die Glocken der Eppendorfer Hochzeitskirche läuten, das Streichquartett spielt die ersten Takte des Pachelbel-Kanons, und Matthias, der allein vor dem Altar steht, sieht so aus, als würde er jeden Moment umkippen. Und obwohl noch gar nichts Großes passiert ist, habe ich bereits
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