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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon
Autoren: Jana Sonntag
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hast?«
    Sie verdreht die Augen Richtung Decke. »Ach«, meint sie, »wenigstens eine von uns soll doch glücklich werden.« Dann lacht sie. »Selbst dann, wenn du es bist.«

    Christoph
    Zwei Stunden später tobe ich noch immer vor Wut, ich kann einfach nicht glauben, was ich da vorhin gehört habe!
    »Kannst du dir das vorstellen?«, will ich von meiner Großmutter wissen. »Hat mich eiskalt ausgenutzt und sich wahrscheinlich dabei noch den Bauch vor lauter Lachen gehalten! Und ich Depp fall voll darauf rein!«
    »Vielleicht waren es ja nur die Umstände, die zu dieser unglücklichen Situation geführt haben«, wirft sie ein.
    »Welche Umstände sollen denn das gewesen sein?«, erwidere ich. »Sie ist in unser Geschäft gekommen und hat von Anfang an so getan, als würde sie bald heiraten. Das war voll und ganz geplant.«
    »Ich kann mir das trotzdem nicht so recht vorstellen«, gibt sie zu bedenken.
    »Vorstellen konnte ich mir das bis vorhin auch nicht.« Eine Kundin betritt den Laden und macht unserer Unterhaltung ein Ende. Ich wünschte, es wäre schon acht Uhr, ich könnte nach Hause fahren und mir ordentlich einen auf die Lampe gießen. Aber nachdem Rufus Britta dazu überredet hat, mit ihm um den Block zu spazieren, kann ich meine Großmutter unmöglich schon wieder allein lassen.
    »Guten Tag«, begrüßt meine Oma die junge Frau, die das Regal mit den Brautschuhen betrachtet. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja, gern«, antwortet sie. »Ich suche ein Kleid für meine Hochzeit. Am liebsten etwas ganz Romantisches, ich möchte aussehen wie ›Pretty Woman‹.«
    »Dann gucken wir mal«, meine Großmutter führt sie zu der Seite, wo unsere romantischen Modelle mit viel Tüll, Spitze und Blumenstickereien hängen. »Welche Größe tragen Sie denn?«
    »Größe 40«, sagt die junge Frau. Es gibt noch Zeichen und Wunder!
    Als ich oben im ersten Stock gerade dabei bin, der Schneiderbüste, die hier als Dekoration steht, ein neues Kleid anzuziehen – das Modell, das sie zuvor trug, haben wir verkauft –, höre ich unten im Laden die Türglocke gehen. Wenige Augenblicke später sehe ich Annika die Treppe zu mir hochkommen. Für einen kurzen Moment sehe ich sie, dann drehe ich ihr den Rücken zu und beschäftige mich wieder mit der Schneiderbüste. »Christoph?« Sie steht hinter mir, aber ich drehe mich nicht zu ihr um. »Christoph, kann ich nicht mit dir reden?« Ich kämpfe mit dem Schnürmieder, das ein wenig sperrig ist. »Bitte, lass mich doch wenigstens versuchen, dir alles zu erklären. Danach gehe ich auch und lasse dich in Ruhe.« Ich würde gern hart bleiben, aber Annika klingt so verzweifelt, dass ich mich doch zu ihr umdrehe. Wie ein kleines Häufchen Elend steht sie vor mir.
    »Du hast mich belogen«, stelle ich fest. Sie nickt. »Ja«, gibt sie zu. »Das hab ich. Aber …« Ich unterbreche sie. »Mit mir gespielt hast du, jeden einzelnen Moment, den wir miteinander verbracht haben, hast du mir nur eine schlechte Komödie vorgespielt.«
    »Ich hätte es dir wirklich am liebsten gesagt«, verteidigt sie sich. »Und am Anfang war es ja auch nur eine blöde Idee, aber dann hat sich irgendwie verselbstständigt, und ich wusste nicht mehr, wie ich da rauskomme.«
    »Wieso?« Ich versuche, dabei so kühl wie möglich zu klingen. »Du bist doch ganz hervorragend da rausgekommen. Du hast deine Geschichte und alles ist prima. Tja, und ich bin eben der riesige Idiot, der sich für dich zum Affen gemacht hat.«
    »Das stimmt so nicht«, widerspricht sie mir. »Ich wollte doch nur …«
    »Ich habe keine Ahnung, was du wolltest.« Ich drehe mich wieder zu der Büste um. »Aber, um ehrlich zu sein, will ich es auch gar nicht wissen.« Einen Augenblick lang bleibt Annika noch unschlüssig hinter mir stehen. Dann höre ich, wie sich ihre Schritte langsam von mir entfernen. »Es tut mir wirklich leid«, sagt sie leise, dann sehe ich aus den Augenwinkeln, wie sie die Treppe hinuntergeht.
    Als ich am Abend mit meiner Oma in der Küche noch einen Tee trinke, legt sie für einen kurzen Moment ihre Hand auf meine.
    »Schade, nicht wahr?«, fragt sie.
    »Ja«, gebe ich zu, »ein bisschen schon.« Sie mustert mich eindringlich.
    »Und dass du ihr nicht verzeihen willst, hat wirklich nur damit zu tun, dass sie dich so enttäuscht hat?«
    Ich sehe sie irritiert an. »Was denkst du denn? Ich kann doch niemandem mehr vertrauen, der so etwas mit mir veranstaltet hat.«
    Meine Oma nickt nachdenklich. »Das verstehe ich gut.« Sie
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