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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon
Autoren: Jana Sonntag
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ziehen. Ist ganz schön eingerostet, mein Zeichentalent, ich kriege es nicht ganz so hin, wie ich es mir vorstelle. Genervt schlage ich den Block wieder zu, hat ja keinen Sinn. Ich stehe auf und will runter ins Geschäft gehen, als das Telefon klingelt.
    »Brautsalon Hübner, guten Tag?«, melde ich mich wie immer. »Hi, Rufus hier. Ich steh vor dem Geschäft, kannst du mal rauskommen?«
    »Wieso kommst du nicht rein?«
    »Ha, ha, sehr witzig! Damit Britta mich über den Haufen schießt?«
    »Ach, ja, richtig«, ich muss schmunzeln, »hab eure kleine Auseinandersetzung ganz vergessen. Moment, ich komm raus.« Ich lege auf und nehme meiner Jacke von der Garderobe. »Ich geh kurz Mittag essen«, erkläre ich Oma und Britta. Draußen auf der Straße kann ich Rufus nirgends entdecken, weit und breit keine Spur von ihm. Doch dann höre ich ihn.
    »Pssst, Christoph, hier drüben bin ich.« Er hat sich hinter einer Ecke versteckt, wahrscheinlich, damit Britta ihn nicht sieht und wie eine Furie aus dem Laden gestürzt kommt.
    »Na?«, begrüßte ich ihn und gehe zu ihm rüber. »Was gibt’s?«
    »Tja, also«, er zögert einen Moment. »Könntest du mir vielleicht mal ein bisschen reinreden?«
    »Was baust du auch für einen Scheiß?«, frage ich Rufus. Wir sitzen in einem Bistro in der Innenstadt und essen eine Kleinigkeit.
    »Konnte ja nicht wissen, dass Britta in mein Handy guckt«, verteidigt er sich.
    »Ja, aber wenn’s da nichts zu sehen gegeben hätte, wäre es auch nicht so dramatisch gewesen. Wer ist denn dieses andere Mädchen überhaupt?« Rufus zuckt mit den Schultern.
    »Kennst du eh nicht, ist aber auch nicht so wichtig. Hab ich halt mal kennengelernt und ein bisschen mit der rumgealbert.« Er versucht, möglichst unschuldig zu wirken, was bei Rufus ziemlich komisch aussieht. »Mehr war da nicht, ich schwör’s!«
    »Und warum schreibt sie dir dann solche Nachrichten?«
    »Ist wohl verknallt in mich, was weiß ich?«
    »Und warum schreibst du dann so etwas zurück?«
    »Keine Ahnung, wollte sie irgendwie bei Laune halten, für den Fall …« Er unterbricht sich. »Einfach so eben.«
    »Willst du jetzt meinen ehrlich gemeinten Rat oder nicht?«
    »Ja, sicher«, erwidert er bockig, »sonst würd ich ja wohl nicht hier sitzen. Ich will die Sache mit Britta echt wieder gradebiegen, und mir tut’s auch leid. War wohl so’n Ego-Ding.«
    »Ego-Ding, aha. Na gut. Und mit Britta meinst du es wirklich ernst?«
    »Klaro, bin total verknallt in die.«
    »Tja, dann musst du es ihr doch einfach nur zeigen.«
    »Wie? Einfach nur zeigen?«
    »Statt mit anderen Mädels zu simsen, solltest du Britta sagen, wie gern du sie hast.«
    »Weiß nicht, ist doch peinlich. Wie steh ich denn dann da?«
    »Na ja, wie stehst du jetzt da?«
    »Auch wieder wahr.«
    »Pass auf, ich sag dir mal, wie du Britta ganz einfach um den Finger wickeln kannst.« Ich denke kurz nach und versuche, mir den genauen Wortlaut von Annika ins Gedächtnis zu rufen. »Also, zunächst einmal solltest du genau wissen, was für eine Frau du suchst. Aber das weißt du ja schon: Britta. Dann musst du dich gezielt nach so einer umsehen. So lange, bis du sie gefunden hast. Ist auch schon erledigt: Britta.«
    »Komm zum interessanten Teil!«
    »Dann ist es eigentlich ganz einfach: Du musst ihr nur versprechen, dass du sie immer lieben wirst und ihr die Welt zu Füßen legen willst.« Rufus guckt mich groß an, dann bricht er in Gelächter aus.
    »Nee, Alder, echt nich! So’n Gelaber kannst du voll vergessen, das regel ich lieber anders.« »Wie du meinst. Aber beschwer dich hinterher nicht, wenn’s nicht klappt.«
    »Dann kann ich ja immer noch deinen Spruch vom Stapel lassen. Klingt ja wie bei ›Nur die Liebe zählt‹.«
    »Tja«, erwidere ich. »Was zählt denn sonst?« Auf dem Weg zurück ins Geschäft hat Rufus sich noch immer nicht wieder eingekriegt. Immer wieder lacht er auf und sagt Dinge wie: »Die Welt zu Füßen legen – ich fass es nicht!« Soll er sich halt amüsieren, ich denke immer noch, dass er Britta damit schwer beeindrucken würde. Oder aber schwer schocken, das könnte auch sein.
    Wir überqueren die Mönckebergstraße, und ich muss daran denken, dass es gerade mal ein paar Stunden her ist, seit ich hier mit Annika war. Nur war es da wesentlich romantischer als jetzt, wo es vor hektischen Leuten wimmelt, die ihre Mittagspause zum Einkaufen oder für ein schnelles Essen nutzen. Rufus und ich biegen in eine kleinere Seitenstraße – und
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