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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon
Autoren: Jana Sonntag
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nimmt die Teekanne und gießt uns beiden noch einen Schluck nach. »Aber erst war sie nicht für dich zu haben, weil sie eben nicht zu haben war. Und nun ist sie nicht für dich zu haben, weil sie eben doch zu haben ist.« Sie verzieht den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Na ja«, sie tätschelt mir noch einmal die Hand, »musst du schließlich selbst wissen.«

    Annika
    Die erste Woche nach dem großen Desaster war ziemlich schrecklich, obwohl Beatrice überraschend verständnisvoll auf das von mir angerichtete Kuddelmuddel reagiert hat. Sie hat sogar auf die Geschichte verzichtet und nach längerer Überlegung zugegeben, dass die Idee vielleicht doch nicht der absolut optimale Flirttipp war, weil sie am Ende ja auch sehr kompliziert umzusetzen ist. Stattdessen habe ich mir dann doch den Hund einer Bekannten ausgeliehen und damit erstaunliche Erfolge erzielt. Jedenfalls hätten es Erfolge werden können, aber obwohl mich während des Experiments jede Menge nette und auch gutaussehende Typen angesprochen haben, war leider niemand dabei, der Christoph das Wasser hätte reichen können.
    »Ich frage mich, wann ich diesen Kerl endlich aus dem Kopf bekomme«, sage ich zu Kiki, mit der ich mich mittags in einem Café getroffen habe. »Und vor allen Dingen, wie!«
    »Meiner Meinung nach solltest du noch einmal versuchen, mit ihm zu reden«, erklärt sie. »Mittlerweile ist doch mehr als genug Gras über diese blöde Geschichte gewachsen.«
    »Vergiss es«, stelle ich fest. »Ich war bei ihm im Laden, da hättest du mal sein Gesicht sehen sollen. Komplett eiskalt war der, da brauche ich echt nicht noch einmal anzuwackeln.«
    »Aber er hat ja nie die ganzen Einzelheiten erfahren, wie du da überhaupt reingeschlittert bist, meine ich. Wenn du ihm erklärt hättest, dass du nicht von Anfang an mit böser Absicht in den Laden gekommen bist, sondern dass du dir nur wegen mir was ansehen wolltest, dann …«
    »Dann ist gar nichts«, würge ich sie unwirsch ab. »Das ändert nichts an den Tatsachen. Und außerdem wollte ich es ihm ja erklären, aber er hat mir nicht einmal zugehört.«
    »Hast ihn halt sehr getroffen«, meint Kiki. »Männlicher Stolz ist nicht zu unterschätzen.«
    »Tja«, ich seufze und will damit die leidige Diskussion beenden. »Irgendwann werde ich ihn schon vergessen. Hoffe ich jedenfalls.« Und obwohl draußen bereits schönstes Frühlingswetter herrscht, sehe ich mich mit ihm immer noch bei eisigen Temperaturen über die Alster schlittern.
    »Jetzt mal ganz was anderes«, wechselt Kiki das Thema. »Ich hab mich gefragt, ob ich nicht doch noch die Tischordnung umstellen sollte.«
    »Wieso das?«
    »Mir ist eingefallen, dass Tante Gerda schon seit Jahren nicht mehr mit Tante Elisabeth spricht«, erklärt sie und breitet den Ausdruck der Sitzordnung vor uns auf dem Tisch aus. »Gott sei Dank ist mir der Gedanke heute Nacht noch gekommen, das hätte ja eine Katastrophe gegeben, wenn die sich den ganzen Abend gegenübergesessen und sich angeschwiegen hätten.« Sie deutet auf den Plan. »Stattdessen«, fährt sie fort, »habe ich mir überlegt, Gerda und Hans an den Tisch mit unseren Cousinen zu setzen.«
    »Aber wo landen dann Fritz und Helga?«, wende ich ein. »Die kannst du ja nicht an den Onkel- und Tantentisch setzen, da langweiligen die sich doch nur.«
    »Richtig, deshalb wollte ich sie zu meinen Kollegen umsetzen und dafür dann Frank und Christian an den Tisch mit Matthias’ Fußballfreunden.« Sie zieht mit ihrem Stift einen dicken Strich zwischen zwei Tischen. Langsam, aber sicher kann man auf dem Plan vor lauter Linien, Pfeilen, durchgestrichenen und wieder neu hingeschriebenen Namen nichts mehr erkennen. Kiki seufzt. »Ich kann dir sagen, wenn man mal so eine Tischplanung fertig hat, ist man danach auch für den diplomatischen Dienst qualifiziert.« Ich muss lachen.
    »Hauptsache ist doch, dass du und Matthias einen schönen Abend habt, die sollen sich alle mal zusammenreißen.« Dann denke ich kurz nach. »Allerdings: Wehe, du setzt mich neben unserem Cousin Markus, das überlebe ich nicht!«
    »Keine Sorge«, beruhigt sie mich, »du sitzt selbstverständlich neben Matthias und mir.«
    »Da bin ich ja beruhigt, noch einmal hätte ich diesen Idioten als Tischherrn nicht überlebt. Oder er mich nicht, kann auch sein.«
    »Ach, ich freu mich schon so!«, strahlt Kiki mich an. »Das wird bestimmt ein unvergesslicher Tag.« Das hoffe ich für Kiki. Und hoffentlich, wie ich in memoriam
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