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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon
Autoren: Jana Sonntag
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Hilfe!«
    »Dafür musst du dich doch nicht bedanken«, meine ich. »Hab ich ja gern getan.«
    Kiki lacht. »Jetzt schwindelst du ein bisschen.«
    »Das ist heute erlaubt.«
    Kiki schaut auf die Uhr an meinem Handgelenk. »Oh, ist ja schon gleich zwölf. Dann wird es Zeit«, sie nimmt ihren Brautstrauß vom Tisch und winkt mir damit zu, »für das hier.«
    »Vergiss es, da mache ich nicht wieder mit.«
    »Du musst«, stellt sie kategorisch fest. »Auf keinen Fall. Hast ja gesehen, was beim letzten Mal dabei herausgekommen ist, immerhin bist du diejenige, die heute Hochzeit feiert.«
    »Ach komm schon!« Sie zupft mich am Ärmel. »Dieses eine Mal noch, mehr Schwestern hast du ja nicht.«
    »Okay«, gebe ich mich geschlagen. »Aber nur, weil du’s bist.«
    Kiki gibt dem DJ ein Zeichen, der daraufhin die Musik herunterfährt. »Alle unverheirateten Mädels in die Mitte!«, fordert meine Schwester lautstark, sofort versammeln sich zwanzig kichernde Frauen. Kiki dreht uns den Rücken zu, dann wirft die in hohem Bogen ihren Strauß, den eine ihrer Kolleginnen kreischend fängt.
    »Siehst du«, flüstere ich Kiki zu. »Das Schicksal meint es eben anders mit mir.«
    »Das werden wir ja noch sehen.«
    »Ja, ja«, sage ich und will zurück zu meinem Platz gehen. »Warte.« Sie hält mich zurück. »Am besten, du bleibst hier gleich stehen.«
    »Wieso?«
    »Jetzt kommt noch was.« Kiki geht zum DJ und schnappt sich sein Mikro.
    »Liebe Gäste, liebe Familie, liebe Freunde und Kollegen«, beginnt sie dann, und sofort wird es still im Saal. »Mein Mann und ich freuen uns sehr, dass ihr heute mit uns feiert.« Die Anwesenden klatschen. »Aber«, fährt sie fort, »was viele von euch wahrscheinlich nicht wissen, ist, dass dieses Fest nicht so schön geworden wäre, wenn mir meine Schwester Annika dabei nicht tatkräftig unter die Arme gegriffen hätte. Vielleicht hätte es gar nicht stattfinden können.«
    Alle drehen sich zu mir um, ich wehre peinlich berührt ab: »Das war doch nichts, ist schon gut!«
    »Doch, das war eine ganze Menge!« Sie wendet sich wieder an die Gäste. »Als ich krankheitsbedingt auf der Nase lag …« Einige im Saal lachen. »Ja, ich weiß schon, worüber ihr lacht. Ich hatte Pfeiffersches Drüsenfieber«, erklärt sie denen, die es nicht wussten. »Und, nein: Ich habe nicht rumgeknutscht!« Wieder lachen alle, auch Matthias. »Als ich krank war, hat sich Nika für mich um alles gekümmert, hat diesen wunderbaren Ort hier gebucht, sich um ein Auto gekümmert, die Dekoration abgesprochen, Einladungen entwerfen lassen – und so weiter und so fort, sie war mir eine unersetzliche Hilfe.« Ich laufe bei Kikis Lobhudeleien glatt rot an. »Und dafür möchte ich mich bei ihr bedanken. Mit einem ganz besonderen Geschenk.«
    Alle warten gespannt darauf, was jetzt passiert, aber Kiki macht keine Anstalten, sich zu bewegen und mein Geschenk – was immer das sein soll – zu holen. Stattdessen sieht sie rüber zu den Türen, die ins Café führen, und ruft: »Und bitte!« Bitte, was? Leise Gitarrenmusik erklingt, jetzt drehen sich alle zum Café um.

Christoph
    Nur noch ein Schritt, dann betrete ich die Terrasse. Mir zittern ein wenig die Knie, meine rechte Hand greift verkrampft in die Saiten meiner akustischen Gitarre. »Da musst du schon allein durch«, haben die anderen von »High Emotions« gesagt, als ich ihnen erzählt habe, dass Annikas Schwester bei mir war, mir alles erklärt und mich dann darum gebeten hat, auf ihrer Hochzeit zu spielen.
    Natürlich habe ich auf Kikis Bitte hin nicht gleich freudig »Na, klar!« geschrien. Aber nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, fand ich auf einmal alles nicht mehr so schlimm. Und dann habe ich eben die anderen gefragt, ob sie mit mir auftreten. »Wir hätten zwar Lust, aber bei der Veranstaltung haben wir nichts zu suchen«, waren sich alle einig. Tja, und so stehe ich jetzt hier, der Junge mit der Gitarre.
    Als ich durch die Tür trete, fällt mein Blick sofort auf Annika, die mehr oder weniger fassungslos wirkt. Sie hat die Augen erschrocken aufgerissen, sogar ihr Mund steht ein kleines bisschen offen. Ich bin da etwas im Vorteil, denn immerhin wusste
    ich, dass ich sie gleich sehen würde. Und sie sieht, wie zu erwarten war, einfach immer noch so wunderschön aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Sie trägt ein schmal geschnittenes blaues Kleid, dessen Rock knieabwärts weit ausgestellt ist, ein so genannter Meerjungfrauenschnitt. Ich muss mich
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