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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe
Autoren: Susan Sloan
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verschlossenes Tor hätte ihn
    nicht aufgehalten, nur die Durchführung seines
    Plans erschwert und ihn etwas mehr gefährdet.
    Er stieg aus seinem Wagen und überprüfte, dass
    er nicht beobachtet wurde. Dann packte er die
    Matchbeutel mit der Plastikmasse und trat durch
    das Tor. Innerhalb des Zauns verbarg ihn eine
    hohe Lorbeerhecke, aber er verlor dennoch keine
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    Zeit. Er eilte den Weg zu dem Kellereingang ent-
    lang, den er bei seinen Streifzügen entdeckt hat-
    te, zog die Falltür auf, stieg die Betontreppe hinunter und platzierte die Beutel an der Stelle, an der sie ihre Wirkung am besten entfalten konnten. Dann überprüfte er noch einmal, ob der
    Zünder richtig angebracht war.
    Zuletzt kontrollierte er, dass der Zeitzünder auf zwei eingestellt war und das kleine grüne Licht
    leuchtete, das bestätigte, dass es sich um zwei
    Uhr nachts handelte. Dann stieg er in seinen Wa-
    gen und fuhr davon.
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    2
    Dana McAuliffe hätte man eher für eine Cheerlea-
    derin von der Highschool als für eine erfolgreiche Juristin Ende dreißig halten können. Sie hatte
    üppiges honigblondes Haar, das weich um ihre
    Schultern schwang und an der Stirn zu einem
    fransigen Pony gekämmt war. Für ihre nussbrau-
    nen Augen benötigte sie nur einen Hauch Masca-
    ra, ihre Wangen waren von Natur aus rosig, und
    ihre Nase war mit Sommersprossen übersät und
    wurde nie gepudert. Hätte sie nicht ein graues
    Kostüm und Pumps getragen, hätte man durch-
    aus erwarten können, dass sie die Beine in die
    Höhe warf und lautstark »go-team-go« schrie.
    Doch sie lehnte sich stattdessen in ihren Sessel
    zurück und lächelte gelassen den nervösen Gynä-
    kologen an, der ihr am Schreibtisch gegenüber-
    saß.
    »Sie können ganz beruhigt sein«, erklärte sie.
    »Wie ich Ihnen am Telefon schon sagte: Ein sol-
    cher Fall kommt äußerst selten vor Gericht. Und
    nach Durchsicht Ihrer Unterlagen bin ich der An-
    sicht, dass wir selbst dann ziemlich gute Chancen hätten.«
    Dr. Joseph Heradia stand der Schweiß auf der
    Stirn, obwohl es der erste Dienstag im Februar
    war, als er sich in Danas Büro einfand, in dem es aufgrund der veralteten Heizung selten mehr als
    zwanzig Grad hatte.
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    »Sie müssen wissen, dass ich noch nie verklagt
    worden bin«, sagte er unglücklich. »In zwanzig
    Jahren nicht ein einziges Mal. Es gibt wahrscheinlich Leute, die sagen würden, ich hätte bloß Glück gehabt. Aber ich habe in mich hineingehorcht,
    und ich habe mich nach bestem Wissen und Ge-
    wissen für diese armen Menschen eingesetzt.«
    »Das weiß ich«, versicherte ihm Dana. »Aber ich
    verstehe auch deren Reaktion. Und ich glaube,
    wenn sie sich beruhigt haben, werden sie mer-
    ken, dass sie Ihnen nicht die Schuld geben kön-
    nen.«
    »Ich habe ihnen gleich zu Anfang gesagt, dass
    man bei einer künstlichen Befruchtung für nichts
    garantieren kann«, betonte er. »Das stelle ich
    immer vorab klar. Manchmal kann man Mutter
    Natur überlisten, doch es gelingt nicht immer.«
    Er wirkte hilflos.
    Dana seufzte. »Die Jensens wünschten sich
    wahrscheinlich mehr als alles andere auf der Welt ein Kind, und Sie waren ihre letzte Hoffnung.
    Hoffnung aufzugeben, das kann sehr schwer
    sein.«
    Der Gynäkologe nickte. »Ich habe ihnen gesagt,
    dass sie eine Adoption in Erwägung ziehen sol-
    len.«
    Die Welt war sonderbar, dachte Dana. Da gab es
    Menschen, die sich Kinder wünschten und keine
    haben konnten, und andere hatten Kinder und
    wollten sie nicht. Sie hatte Heradia die Wahrheit 14

    gesagt, wie sie es bei all ihren Mandanten tat. Es war ein Fall ohne Hand und Fuß. »Vielleicht überlegen sie sich das«, bemerkte sie. Der kleine un-
    tersetzte Sohn guatemaltekischer Einwanderer
    schien in sich zusammenzusinken. »Sie tun mir
    nur so Leid«, sagte er.
    Er ist ein anständiger Bursche, dachte Dana, wie
    schon häufig. »Ich werde mal mit ihrem Anwalt
    reden«, schlug sie vor, ohne zu erwähnen, dass
    dieser gegen eine entsprechende Summe jeden
    Fall annehmen würde. »Vielleicht sehen sie ein,
    dass hier niemand Schuld hat – weder Sie, weil
    Sie keine Wunder bewirken können, noch die
    Jensens selbst, weil sie keine Kinder bekommen.
    Dann gelingt es uns vielleicht, das Ganze vom
    Tisch zu bekommen.«
    »Da wäre ich Ihnen sehr dankbar«, sagte er er-
    leichtert, weil er das Gefühl hatte, sich mit seinem Problem an die richtige Person gewandt zu
    haben. »Und vielen Dank auch, dass Sie mich so
    kurzfristig empfangen haben.« Dana
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