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Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Titel: Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben
Autoren: Lira Bajramaj
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Personen am Abend zum täglichen Stelldichein in eine extra dafür vorgesehene Location ein. All das wollte ich neben der sportlichen Herausforderung unbedingt erleben. Mitte Juli gab Silvia Neid den aus 18 Frauen bestehenden Kader bekannt, ich war dabei!
    Als amtierender Weltmeister gingen wir als Favorit ins Turnier. Allerdings bekamen wir es bereits in der Vorrunde mit Vizeweltmeister Brasilien, den unangenehmen Nigerianerinnen und abschließend Nordkorea mit drei harten Brocken zu tun. Das Erreichen des Viertelfinales war also keine einfache Aufgabe. Dennoch wird von uns Frauen immer der ganz große Triumph verlangt. Die Ansprüche sind hoch, wir dürfen uns keine Blöße geben.
    Die Begeisterung für den Frauenfußball in Deutschland lässt sich nur hochhalten, solange Erfolge mit der Nationalmannschaft eingefahren werden. Uns misst man stets an zurückliegenden Titeln, als Welt- und Europameister darfst du nicht einfach so verlieren. Ich will gar nicht wissen, was passieren sollte, wenn wir uns in einem Turnier mal in der Vorrunde rauskegeln. Die Enttäuschung wäre nicht nur bei uns riesig. Vom weiteren Wettbewerb würde kaum ein Mensch mehr Notiz nehmen, wir Spielerinnen und die Trainerin wären wohl die Supernieten. Natürlich würde man auch eine Männer-Nationalmannschaft in der Luft zerreißen, wenn sie in der Vorrunde eines internationalen Turniers scheitert. Dennoch täte es der Popularität des Männerfußballs in Deutschland keinen Abbruch. Wir Mädels dagegen würden in der Wahrnehmung ganz schön abbauen, müssten erst durch Erfolge wieder auf uns aufmerksam machen. Da lastet ein ganz schöner Druck auf uns, dessen wir uns durchaus bewusst sind und dem wir uns stellen.

    So war es auch bei Olympia. Unsere erste Vorrundenbegegnung fand am 6. August, also zwei Tage vor der eigentlichen Eröffnungsfeier statt. Leider verlagern die Verantwortlichen das Fußballturnier innerhalb der Sommerspiele immer weit vom eigentlichen Ort des Geschehens weg. Das war schon immer so und ist für die Fußballfamilie nicht wirklich schön. So durften wir zu Beginn nicht am olympischen Alltag teilhaben, sondern wurden in das zwei Flugstunden von Peking entfernte Shenyang verfrachtet. Wer die Stadt nicht kennen sollte, ist nicht allein: Auch ich konnte mit dem Namen nichts anfangen. Immerhin leben aber über sieben Millionen Menschen dort. Um vom einen Ende der Stadt zum anderen zu gelangen, dürfen je nach Verkehrslage getrost zwei bis drei Stunden mit dem Auto veranschlagt werden. Wir hatten unseren Mannschaftsbus und wurden per Polizeieskorte ins Stadion gebracht.
    Auch wenn wir weit weg von Peking spielten, so waren die Sicherheitsmaßnahmen extrem scharf. Unser Hotel und das Stadion glichen einem Hochsicherheitsgefängnis. Unmengen an Wachpersonal umstellten beide Orte. Keiner durfte Nahrungsmittel oder Getränke von draußen mit ins Hotel nehmen. Unsere Teammanagerin Patrizia Hell bekam riesige Probleme, weil sie uns mit ein paar Bonbons verwöhnen wollte, die ihr allerdings an der Sicherheitsschleuse des Hotels inklusive bösen Blicken und einer Endlosdiskussion wieder abgenommen wurden. Für die deutschen Journalisten, die uns während der drei Wochen begleiteten, war es ein Spießrutenlaufen, um in unser Hotel zu kommen. Die wurden am Eingang gefilzt bis auf die Unterwäsche.
    Zum Glück hatten wir immer eine zuständige Chinesin mit dabei, die hervorragend Deutsch sprach und uns immer wieder half, wenigstens gewisse Hürden in China zu nehmen. Denn viele unserer Anliegen scheiterten oft an der Sprachbarriere. In diesem Land verstand selbst zu olympischen Zeiten kaum ein Mensch Englisch. Der Putzfrau einfach mal so mitzuteilen, dass unser Klopapier im Zimmer aufgebraucht war,
ging also nicht. Dem Sicherheitsoffizier klarzumachen, dass man als Spielerin inklusive offizieller Akkreditierung um den Hals mit seiner ordinären Wasserflasche bei 35 Grad im Schatten keinen Terroranschlag vorbereiten will, war ein Ding der Unmöglichkeit. Mit Händen und Füßen probierten wir unser Glück, das war aber stets ultraanstrengend und meist vergebliche Liebesmühe.
    Ich kann China-Reisenden für die Zukunft auch nur empfehlen, sich als Erstes eine Visitenkarte ihres Hotels zu beschaffen. Die Adresse sollte in chinesischen Schriftzeichen darauf sein, somit hat man nach einem Ausflug zumindest eine berechtigte Chance, wieder zum richtigen Hotel gebracht zu werden.
    Richtig cool war die Tatsache, dass in Shenyang neben unseren
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