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Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Titel: Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben
Autoren: Lira Bajramaj
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Grundbesitz wurde beschlagnahmt, Albaner vertrieben und dafür Serben angesiedelt.
    Dann kam der Zweite Weltkrieg. 1941 fielen die Deutschen in Jugoslawien ein – das Land brach zusammen. Auch hier kämpften Albaner und Serben erbittert gegeneinander. Nach dem Krieg wurde der bisherige kommunistische Marschall Josip Broz Tito erst Ministerpräsident, dannStaatspräsident.

    Tito war mächtig und charismatisch – unter seiner Regierung hielt er den Staat Jugoslawien zusammen. Der Kosovo wurde an Jugoslawien angeschlossen und Serbien zugesprochen. Die Kosovo-Albaner hatten jedoch kein Selbstbestimmungsrecht mehr. Wieder gab es Aufstände, wieder wurden im Kosovo Serben angesiedelt, die staatliche Unterstützung erhielten und Verwaltungsposten bekamen.
    Tito aber wollte Reformen und die Lage der Albaner verbessern. Er galt als Integrationsfigur, er wollte die Teilrepubliken zusammenhalten. Unter Tito etablierte sich der Kosovo 1963 zur autonomen Provinz, 1974 wurden deren Rechte erweitert. Albanisch diente als zweite Amts- und Unterrichtssprache, die albanische Kultur und das Ausbildungswesen wurden gefördert. Auch in der Regierung dominierten fortan die Albaner, allerdings blieb die Provinz Bestandteil der Teilrepublik Serbien und war damit kein unabhängiger Staat.
    Spätestens nach Titos Tod 1980 begannen die Probleme, der Vielvölkerstaat Jugoslawien bröckelte langsam auseinander, weil keiner die Fäden mehr strikt in der Hand hielt. Für wirtschaftliche Probleme, Arbeitslosigkeit und soziale Unruhen wurden die Albaner verantwortlich gemacht, diese forderten die Anerkennung eines eigenen Staates innerhalb Jugoslawiens, was die serbische Regierung ablehnte. Die Spannungen nahmen in beiden Lagern zu: Albaner gegen Serben, Serben gegen Albaner. Proteste wurden niedergeschlagen und der Ausnahmezustand verhängt. Es gab Tote. Nur kurzzeitig beruhigte sich die Lage.
    Ende der 80er-Jahre heizte sich die Stimmung erneut auf. Der damalige Präsident der Teilrepublik Serbien, Slobodan Milošević, fuhr einen harten Kurs gegen die nach Autonomie strebenden Teilrepubliken und autonomen Gebiete. Demonstrationen, Misshandlungen, Isolationshaft, Todesopfer standen auf der Tagesordnung. 1989 hob das serbische Parlament den Status des Kosovo als autonome Provinz auf. Es wurde der Ausnahmezustand verhängt, willkürliche Verhaftungen ohne juristische Basis beziehungsweise
rechtlichen Beistand gehörten zum Alltag. Gesetzgebung und Rechtsprechung im Kosovo übertrug man serbischen Behörden, diese verboten den albanischsprachigen Unterricht an Schulen und Universitäten. Albanische Polizisten und sämtliche Führungskräfte verloren ihre Arbeit, Grundstücksverkäufe von Serben an Albaner waren nicht mehr erlaubt, viele Albaner wurden enteignet, ihre Parteien und Vereine verboten. 1990 war das Land fest in serbischer Hand, gleichzeitig riefen die Kosovo-Albaner eine unabhängige Republik aus, die aber weder von Serbien noch international anerkannt wurde. Nach Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Jahr 1992 entstand ein regelrechter Parallelstaat mit albanischen Schulen, medizinischen Einrichtungen, öffentlichen Nahverkehrsmitteln und Steuern zur F inanzierung. Mit Militärgewalt hielten jedoch die Serben den Kosovo in Schach. Die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien aber waren nicht mehr zu halten, sie beschlossen mit großer Mehrheit die Loslösung von Jugoslawien und riefen wenig später ihre Unabhängigkeit aus. Die jugoslawische Führung versuchte dies durch die Armee zu verhindern. Es kam zu offenen Kämpfen und schlussendlich zum Krieg in Slowenien und Kroatien. Später kam Bosnien dazu. Aufgrund der geografischen Lage, nämlich geschützt durch Kroatien, dauerte der Krieg zwischen Slowenien und Jugoslawien nur wenige Tage. Er verlagerte sich sehr schnell nach Kroatien, dort kämpften die Serben von 1991 bis 1995. Ab 1992 breiteten sich die Kämpfe auch auf Bosnien aus. Diese drei Staaten – Slowenien, Kroatien und Bosnien – konnten ihre Unabhängigkeit schließlich durchsetzen.
    Auch wenn der Krieg noch nicht direkt im Kosovo angekommen war, war die Situation ja schon seit Jahrzehnten angespannt – und diese Anspannung spürten auch wir. Die Serben hatten bei uns das Kommando übernommen, es gab immer wieder Kampfhandlungen und zahlreiche Massaker, sogar Bombenanschläge. Die sogenannte Befreiungsarmee des Kosovo, die UÇK, kämpfte für die Unabhängigkeit des
Landes. Ein erbitterter Kampf mit Massenmorden,
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