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 Mein spanisches Dorf

Mein spanisches Dorf

Titel: Mein spanisches Dorf
Autoren: Brigitte Schwaiger
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Notfällen.
    Daß dieser Bundesbruder mir gerade jenen Hilfsdienst leisten würde, daran hätte die ganze Burschenschaft wohl in früheren Jahren kaum gedacht.
    Was die seelische Seite meiner Ex-Frau anlangt, so sprach ich mich nicht aus finanziellen oder sonstigen Erwägungen gegen eine psychiatrische Behandlung aus, sondern weil ich wußte, daß meine Frau einen Psychiater nicht notwendig hatte. Was sie benötigte, war, daß man ihr den Kopf zurechtsetzte mit vernünftigen Mitteln.
    Der Hund «Blitz» (erhieß Rolf!!) mußte aus tierliebenden Gründen eingeschläfert werden. Es galt, sein Leiden zu verkürzen. Das war auch meine Pflicht als Weidmann. Hegen bedeutet in manchen Fällen ja leider auch Töten.
    Als Nichtraucher erfüllt es mich immer noch mit Betrübnis zu wissen, daß meine ehemalige Frau stark raucht. Glückliche Frauen rauchen nicht. Ich sehe das an meiner Verlobten.
    Nun, ich glaube, ich habe genug philosophiert. Sehr geehrter Herr Dr. Hohler, lassen Sie mich meinen Dank aussprechen für Ihre Erwähnung meiner ungerecht behandelten Person. Meine Mutter befand sich gerade auf der Durchreise durch die Schweiz. So kam ich durch den glücklichen Zufall zu Ihrem Aufsatz. Sollte Ihr Weg Sie einmal nach Oberösterreich führen, würden wir uns freuen, Sie in unserem Haus als Gast begrüßen zu dürfen. Meine Braut (sie ist Kindergärtnerin, will aber, nach unserer Heirat, den Beruf aufgeben, um mit mir eine Familie zu gründen) kocht gut und gerne. Es würde Sie vielleicht auch interessieren, meine Waffensammlung zu besichtigen. Davon, z.B., hat meine Ex-Gattin in ihrem Buch kein Wort geschrieben!
    Mit dem Ausdruck meiner persönlichen Hochachtung verbleibe ich Ihr
     

     
    alias Rolf

Mein guter Stern
     
     
    Wartet es nur ab, haben die Professoren gedroht im letzten Jahr. Manche schon im vorletzten, und ein paar haben schon in der ersten Klasse gesagt, wir sollen uns darauf gefaßt machen, was dereinst bei der Matura auf uns zukommen wird.
    So waren wir eigentlich acht Jahre lang gespannt, oder neun oder zehn, je nachdem, ob man sitzengeblieben war oder beim Nachzipf durchgefallen, aber mich hat es nie erwischt, wegen meinem guten Stern, und der Naturgeschichtsprofessor hat jedes Jahr gesagt: Schwaiger, dich wird es heuer erwischen, du lernst nix, der Vater sagt’s auch.
    Zum Anfang des achten und letzten Jahres habe ich mir gedacht, jetzt mache ich einmal einen guten Eindruck, und ich habe mich in die erste Bank gesetzt und nie geschwätzt und war sehr aufmerksam, damit es allgemein heißt: Mein Gott, die Schwaiger, die hat sich so verändert, mein Gott, die ist so reif geworden.
    Aber kurz vor Weihnachten beleidigt mich der Physikprofessor, indem er sagt: Schwaiger, Sie sind von vorn zwar auch nicht schöner als von hinten, aber drehen Sie sich zu mir. Das hat mich sehr getroffen. Und die Buben haben natürlich gelacht. Deswegen habe ich mich nur mit dem Gesicht nach vorn gedreht, aber die Knie habe ich seitlich gelassen und den Oberkörper auch, und mit dem rechten Ellenbogen habe ich mich auf den Tisch von der Pölderl Martha gestützt, die schräg hinter mir gesessen ist. Setzen Sie sich her, wie es sich gehört, sagt der Physikprofessor. Ich sitze ja da, sage ich, und in dieser Stellung ist es mir bequem. Ganz umdrehen, sagt er. Aber ich bin geblieben. Jetzt werden wir einmal sehen, wie weit seine Macht reicht, habe ich mir gedacht, und da sagt er schon, er holt den Herrn Direktor. Und geht und kommt mit dem Herrn Direktor Palfinger zurück, der nie jemandem etwas getan hat und zum Zeichen seiner Machtausübung immer nur ein sehr strenges Gesicht gemacht hat. Aufstehen, hat der Physikprofessor gesagt, und wir sind lässig aufgestanden. Wer lacht da hinten? fragt der Direktor, und der Physikprofessor sieht, wer es ist und sagt: Sie haben es gerade notwendig! Und jetzt zu Ihnen, sagt der Direktor. Meinen Sie mich? Habe ich höflich gefragt. Ja, wen denn sonst! Was ist vorgefallen? Der Herr Professor hat mich beleidigt, habe ich gesagt, er hat nämlich behauptet, ich bin von vorne nicht schön und von hinten auch nicht. Jetzt war der Herr Direktor erstaunt, und ich glaube, er hat mich genau angeschaut. Dann hat er zum Physikprofessor geschaut, und ich hätte eine sehr witzige Bemerkung gewußt, betreffend seine Schönheit, aber ich habe mich zurückgehalten. Das wird natürlich Folgen haben, sagt der Direktor, schüttelt dem Physikprofessor die Hand und wird von ihm noch zur Tür begleitet, und
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