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 Mein spanisches Dorf

Mein spanisches Dorf

Titel: Mein spanisches Dorf
Autoren: Brigitte Schwaiger
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Maikäfern trifft zu, das haben wir alle als Buben getan. Jedoch hat sich sehr früh in der Entwicklung meines Wesens und meiner gesamten Persönlichkeit eine Veränderung vollzogen, hervorgerufen durch den frühen Tod meines geliebten Vaters. Ich mußte mich bereits als Vierzehnjähriger für meine plötzlich alleinstehende Mutter verantwortlich fühlen, der ich von nun an nicht nur Sohn, sondern in gewissem Sinn, und ich bitte Sie, dies nicht mißzuverstehen, Ehemann und Berater war. Bekanntlich gilt eine Frau nichts mehr, wenn ihr Mann gestorben ist oder sie auf andere Weise verlassen hat.
    Zur Person meiner Mutter möchte ich richtigstellen, daß sie meiner ehemaligen Frau von Anfang an echte Muttergefühle entgegenbrachte, weil es ihr innigster Wunsch war, mich versorgt zu wissen. Außerdem, am Rande bemerkt, verfügt meine Mutter bis auf den heutigen Tag noch über ihr natürliches Gebiß.
    Ich habe ferner meine ehemalige Frau nie gezwungen, mich zu heiraten. Sie sprach, gemeinsam mit ihren Eltern und mir, von Heirat. Kurze Zeit vor der Eheschließung wollte sie plötzlich nicht mehr. Da sie jedoch auf meine Frage nachdrücklich behauptete, mich zu lieben, konnte ich auf ihre Laune nicht eingehen. Ich habe niemals eine «Mauer aus Wörtern» gebaut, sondern sah sie ratlos und versuchte sie daher mit Ratschlägen aus ihrer Situation zu befreien. Ich kannte sie besser als sie sich selbst, und so handelte ich mittels klugem psychologischem Druck, in Übereinstimmung mit meinem ehemaligen Schwiegervater, zu ihrem und meinem Besten.
    Nun gut, heute ist sie «frei» und «unabhängig». Nicht zuletzt dank der Verbreitung jenes «Romans» auf meine Kosten. Seien Sie versichert, wenn ich über mehr freie Zeit verfügte, ich würde mit dem größten Vergnügen Ihrer Frage nach der «Sicht Rolfs» nachkommen. Meine Erfahrungen mit meiner Ex-Gattin wären in einem mehrbändigen Werk in ganz besonders zu überschreibenden Abschnitten und Kapiteln unterzubringen.
    Sie ist also «frei» und «unabhängig». Sie verfügt über ein eigenes, wenn auch nicht geregeltes Einkommen. Sie besitzt sogar ein Auto. Wie man mich aber erst kürzlich wissen ließ, fährt sie es untertourig und läßt es innen und außen verschmutzen. Dies nur am Rande. Und sie hat Umgang mit «Künstlern» und anderen «freien Schriftstellern». Ich frage Sie, sehr geehrter Herr Doktor, warum ist sie allein, warum hat sie es notwendig, in Presse und Fernsehen per Interview immer wieder zu betonen, daß der richtige Mann noch nicht gekommen ist? Ich kann Ihnen diese Frage beantworten. Auch der Künstler und Schriftsteller unserer Tage wünscht eine Frau, die eine Frau ist. Und nicht eine, nennen wir es Konkurrentin.
    Da wir nun schon dabei sind, offen miteinander zu sprechen, wollen wir uns nicht scheuen, das heikle Thema Erotik zu berühren.
    Ich bin ein fortschrittlicher Mensch. (Siehe Herbert Eisenreich, der in der «Welt» schrieb: «Dieser Rolf ist doch ein liberaler Bursche!») Nicht nur auf wasserwirtschaftlichem Gebiet, welches neben Bodenkultur mein Hauptfach ist, bemühe ich mich um immer wieder neue Erkenntnisse, sondern allgemein auf allen Gebieten des Lebens. Und wovon meine Frau in keinster Weise Erwähnung tut, sind meine unermüdlichen Bemühungen während des ehelichen Zusammenlebens, die Frau in ihr zu wecken. Ich bin nicht nur in technischer Fachliteratur, sondern auch in, die Erotik betreffend, einschlägigen Untersuchungsergebnissen relativ belesen. Ich habe dieses oder jene Werk nach gründlichem Studium auch meiner Frau zur Lektüre empfohlen, soweit mir die Bücher geeignet schienen. Denn auch ich gehöre zu den Männern, die freimütig zugeben, daß der sexuelle Höhepunkt auch der Frau von Rechts wegen zusteht. Stimulierungen aller Art, mich nicht scheuend vor in prüden Kreisen vielleicht scheel angesehenen Praktiken, bin ich in oft völlig selbstloser Weise vorgegangen. Sie dankte es mir mit «Witzen». Z. B.: «Vielleicht legst du mir deinen Rechenschieber unter den Nabel!»
    Und betrog mich. Mit einem Bundesbruder.
    Wir hatten so manchen Studentenstreich gemeinsam ausgeheckt, «Albert» (seinen wirklichen Namen möchte ich mit Rücksicht auf seine Frau nicht nennen) und ich pflegten stets die aufrechte, bundesbrüderliche Freundschaft. Unsere schlagende Verbindung ( Grazer Obergermanen , wir studierten in Wahrheit nämlich nicht in Wien!) war ein Muster an Kameradschaft, Treue und gegenseitiger Hilfeleistung in
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