Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein schwules Auge

Mein schwules Auge

Titel: Mein schwules Auge
Autoren: Rinaldo Hopf u.a.
Vom Netzwerk:
nicht gesehen in der kurzen Zeit. Wohnt wahrscheinlich zur Untermiete beim Herrn Martin, ist ja auch nix, so eine große Wohnung und dann ganz alleine. Vielleicht ist der Herr Fabian aber auch ein Arbeitskollege vom Herrn Martin, vielleicht müssen sie deswegen zur gleichen Zeit Urlaub machen. Das werd ich schon noch erfahren. Den Magnus, hat der Herr Martin gesagt, den könnte ich abends ruhig rauslassen, der käme morgens schon wieder und es kann auch nichts passieren, weil er doch kastriert ist, der Magnus. Aber, wenn man sich das vorstellt, wenn da irgendwas geschieht und der kommt eines Tages doch nicht wieder – ich würde mir doch Vorwürfe machen bis an mein Lebensende, ich könnte doch dem Herrn Martin überhaupt nicht mehr in die Augen sehen, das muss man doch verstehen. Nein, lieber gehe ich jeden Tag zweimal da rüber und streichle den Magnus und rede mit ihm und schaffe auch das Katzenklo raus, aber es kann ihm nichts passieren und ich hab meine Ruhe.
    So, da wollen wir mal. Zweimal abgeschlossen, das ist ein ganz Ordentlicher, der Herr Martin. Bestimmt hat er auch das Gas und den Strom extra abgesperrt, dass da nichts passieren kann. Ach, hat er doch die Wohnzimmertür offen stehen lassen, wenn da nun der Magnus auf die Schränke klettert oder mit seinen Krallen an die Polster geht. Miez, Miez, Miez? Hier ist er nicht. Aufgeräumt ist es ja, das muss man schon sagen. Ein ganz Ordentlicher.
    Sogar Staub gewischt hat er wohl noch, bevor sie weg sind. Ich mach das ja sonst nicht, mit dem Finger bei die Leute so über die Möbel fahren. Wollte ja auch bloß mal sehen – na, egal. Die Bücherwand, da ist kein Untätchen dran. Und was der Herr Martin für eine Unmenge von Büchern hat! Die braucht er bestimmt alle für die Arbeit. Alles genau in Reih und Glied, jaja. Ach, das hier nicht, was ist das denn für eins, so groß und dick und schwer? Lauter Bilder. Huch, Gott, das sind ja alles nackte Männer. Wer weiß, wofür. Hoffentlich merkt er nicht, dass ich da dran war, ich könnte ihm ja gar nicht mehr in die Augen sehen.
    Ach, die Kochbücher, die hat er hier auch stehen. Ja, das muss man ja sagen: Kochen kann der Herr Martin, das hat er bestimmt alles hier aus die Bücher. Magnus? Wo bist du denn? Miez, Miez? Und hier drüben, ach so, das ist wohl das Arbeitszimmer. Deswegen die Ordner und das Papier und der Computer und der ganze Technikkram. Vielleicht ist das auch Zeugs vom Herrn Fabian. Bloß da nicht drangehen. Das merkt er doch sofort, wenn da irgendwas anders ist. Womöglich ginge auch irgendwas kaputt, ich könnte dem Herrn Martin doch gar nicht mehr in die Augen …

    Im Bad ist ja alles blitzeblank. Sogar der Spiegel geputzt.
    Huch, hab ich mich erschrocken! Magnus, das darfst du doch mit mir alten Frau nicht machen, so von hinten und mucksmäuschenstill an die Beine. Ich hätte doch tot umfallen können. Na ja, ich weiß ja, hast es ja nicht so gemeint, bist doch froh, dass mal jemand da ist, nicht? Ja, da schnurrt er. Gleich mach ich dir Fresschen, gleich. Will nur noch mal schnell hier einen Blick hinein
    ah, das Schlafzimmer. Das ist ja schon ein ordentlich großes Bett, da muss der Herr Martin sich ja richtig verloren vorkommen, in so einem Bett. Bald wie ein Ehebett, das vom Hannes und mir, das war genauso groß. Haben wir damals ja noch kurz vor der Hochzeit gekauft, weil wir es doch dann brauchten ... Gott wenn ich da dran denke, der Hannes und ich. Und trotzdem  keine Kinder. Ja, Magnus, gleich.
    Wo schläft denn nun eigentlich der Her Fabian? Die haben doch hier weiter kein Zimmer.
    Also, das muss man ja sagen: Was es sonst ordentlich ist, das hat er hier einfach husch, husch. Noch nicht mal da Bett gemacht. Bald wie raus aus dem Bett und weg in den Urlaub, so sieht da aus. Was hat er denn da unten liegen? Eine Schachtel. Gelt, Magnus, da räumen wir mal ein bisschen auf, da freut sich der Herr Martin doch auch, wenn er heimkommt und alles ist ordentlich? Was ist denn da drin, in der Schachtel? Ach, Gott – ach, herrje. Das sind doch solche …
    Wofür braucht denn der Herr Martin so was? Der hat doch nie Damenbesuch, das ist doch ein ganz Korrekter. Mein Hannes hat so was ja nicht verwendet. Wo wir doch extra Kinder haben wollten!
    Vielleicht ist das ja dem Herrn Fabian seins. Aber bei dem war doch auch noch nie eine zu Besuch, das wüsste ich doch ...
    Na, egal, ich tu’s hier in das Tischchen. Huch! Was ... Also, nee, nee! Was haben sie denn da wieder drin liegen? Erst dachte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher