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Mein schwules Auge

Mein schwules Auge

Titel: Mein schwules Auge
Autoren: Rinaldo Hopf u.a.
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ich, das sieht ja aus wie Mensch, wie der von meinem Hannes, wenn er richtig in Fahrt war. Eher noch ein bisschen größer. Also, das passt ja nun überhaupt nicht zum Herrn Martin, so was.
    Ja, doch, Magnus, gleich. Ich Komme ja schon. Wo ist denn ... Im Flur, unter der Garderobe, hat er gesagt.
    Ach, Fotos hat er hier auch aufgehängt. Der Herr Martin und der Herr Fabian. Kennt er den wohl doch schon länger. Das ist hier wahrscheinlich im Urlaub, so braun, wie die da oben rum sind. So
    werden sie ja jetzt auch wiederkommen. Und hier, huch – nichts am Leib, alle beide. Und dann diese Situation, diese Pose, muss man schon sagen! Wenn es Mann und Frau wäre …
    Herrje, herrje, ich kann doch dem Herrn Martin gar nicht mehr in die …
    Ja, Magnus, ja. Meine Güte, wenn das Tier erzählen könnte!

Friedrich Kröhnke TROCKNES GESETZ
    aus Mein Schwules Auge 3
    Ich machte mich also auf und war schon weite Wege und über viele Grashälmerchen gegangen, aber das Glück war mir noch nicht begegnet. Einmal war ich in Venezuela, an der Küste von Venezuela und trieb es mit venezolanischen Fischerjungen. Ich trieb es sehr, oder wir, sie mit mir, und in einer Nacht auf den Klippen vor dem Fischerdorf Macufo, kam es zu einer gefährlichen, vielleicht lebensgefährlichen Situation, als ich mit zwei Fischerjungen auf den Klippen war und die beiden Jungen waren splitternackt; drüber schien der Mond. Ich deutete hinauf und sagte zu den beiden, “schaut, wie schön der Mond ist“, da wuchsen genau wie Indianer auf dem Kriegspfad lautlos aus den Felsen auf allen Seiten Männer, vielleicht ein Dutzend, eher mehr, die uns ertappt und umringt hatten: schweigend. Ferne Lichter: das Darf.
    In dieser Zeit warnte das Auswärtige Amt vor Reisen nach Venezuela. Weil im Monat zuvor ein Professor der FU an einem Geldautomaten in Caracas erschossen worden war, wurde geschrieben, man solle sofort, wenn einen an einer dunklen einsamen Stelle Männer umringen, alles Geld, alle Wertsachen aushändigen, um eine letzte kleine Chance zu überleben zu haben. Aber auf diesen Klippen, unter diesem Mond geschah nichts dergleichen. Ich übergab niemandem einen Cent noch sonst etwas, eine Gasse tat sich seltsamerweise auf, durch die ich, während die Jungs sich ihre Hasen zuknöpften, aus dem Kreis schritt, allen verbindlich zunickend.
    Am Fuß der Felsen lag ein umgekipptes Fischerboot, und neben dem Boot stand ein älterer Mann, der auf mich zutrat, mich festzuhalten versuchte und barsch etwas zu mir sagte wie: “Policia! Scribere! Noticias!... Policia! Scribere! Noticias!“
    Ich lag in dieser Nacht voller Angst in meinem Zimmer, das ich in diesem Dorf am Meer hatte, hatte alles gepackt, wartete nur auf den ersten Bus am frühen Morgen. Erst schrieen fremde Männer unter meinem Fenster – es hatte nichts mit mir zu tun – dann schrieen Hähne. Ich verließ Macuto und flog ins Landesinnere, an die kolumbianische Grenze. Es war ein schon vom Flugzeug aus beeindruckendes Land aus roter Erde, Wäldern, dem Orinoko und schier unerträglicher Hitze. Dort sah ich dann eines späten Abends zu, wie sich der indianische Vater – es war ein Indianerreservat – aus seiner Hängematte bemühte und seine beiden Söhne, die ich im Duschraum der Missionsschule kennengelernt und die mit mir hinter hohen, breiten Büschen Spiele getrieben haften, zur Strafe mit einer Art Haselstrauchgerte wie im Donald-Duck-Heft die Straße entlang jagte.
    Zurück im Norden des Landes kam ich in einem Kleinbus die Küstenstraße entlang, in einem Sammeltaxi, das die Leute mit einem Wink vom Straßenrand her anhielten und das sie, wenn sie wieder aussteigen wollten, mit dem bestimmten Ruf  “La parada!“, zum Fahrer hin, zum Stehen brachten. Da hatte ich im Vorbeifahren in irgendeinem Ort ein aus ein paar schäbigen Bungalows bestehendes Hotel gesehen, das ich wegen seines komischen Namens “Hotel Tu y Yo“ für eine Art Stunden- und Liebesabsteige, jedenfalls für eine sturmfreie Bude gehalten hatte. Als ich aber das erste Mal mit einem Fischerjungen ankam, harkte der Rezeptionist zwischen den Hüttchen Laub und starrte uns fasziniert an. Das Zimmer war mehr als armselig, von dieser Art, dass Brandflecken auf der Wolldecke und am Nachttischchen waren und Blut von erlegten Moskitos an den tapetenlosen Wänden. Fast an der Decke oben Schießscharten von Fenstern. Aber dort oben fast an der Decke, weit vom Bett entfernt, befand sich ein Fernseher. Die Fernbedienung war geklaut,
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