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Mein schwules Auge

Mein schwules Auge

Titel: Mein schwules Auge
Autoren: Rinaldo Hopf u.a.
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Größe 60, frag aber nicht, wie dann die Hose sitzt!“
    An der Kombihose sind unterhalb der vorgekrümmten Knie Knieschleifer angeklettet. Ich ertaste tiefe Riefen: Dirk drückt beim Fahren das kurveninnere Knie profimäßig auf den Asphalt. Daneben hängt eine weitere Kombi: graue Jacke, schwarze Hose und schwarz-rot-goldene Abzeichen.
    „Feldjägerkombi. Hab ich bei eBay ersteigert“, schwärmt Dirk, „war total angefixt von den originalen Einsatzfotos in der Versteigerung. Tragen die Eskortenfahrer. Allerdings gehört dann noch ein weißes Koppel dazu. Sollte die Größe wählen, hab mich an Dainese orientiert und 60 geordert. Du hättest mich sehen sollen. Das Paket kommt per DHL, ich super aufgeregt. Ratzfatz ausgepackt und anprobiert. Aber: Die Kombi hängt wie ein riesiger Sack von den Schultern! Um sie in Größe 60 zu füllen, hätte man mindestens hundertfünfzig Kilo wiegen müssen. Zum Glück konnte ich in Größe 56 tauschen.“
    Neben den Kombis geht es mit Bomberjacken weiter. Die sind ja nun schwules Allgemeingut und ein hübsches Spektrum ordnet sich zwar nicht in den Regenbogenfarben, aber doch in gedeckten Tönen an.
    Dirk verrät mir auch gleich seinen Geheimtipp: „Wenn Lederkombis am Oberkörper zu eng sitzen, lass ich den Reißverschluss der Kombijacke offen und zieh eine Bomberjacke drüber.“
    Ich zeige auf eine dunkelblaue Bomberjacke mit Webpelzkragen und orangenem Futter. „Waren in den Siebzigern Mode. Angelehnt an die B15-Fliegerjacken der US Air Force. Damals fast so verbreitet wie heute Bomberjacken. Als Siebzehnjähriger hab ich mal Rosa von Praunheim in so einer Jacke auf einem Foto gesehen. Ziemlich scharf.“ Dirk lacht. „Das war um 1975 in der Satire-Zeitschrift Pardon . Praunheim berichtete vom schwulen Leben in den USA. Ich las zum ersten Mal in meinem Leben was über Faustfick.“ Er lacht noch lauter.
    Es folgen ein paar Replikas lederner Fliegerjacken aus dem zweiten Weltkrieg. Eine davon in ‚Top Gun’-Optik mit zahlreichen Patches.
    „Diese dunkelbraune Schott-Jacke im Stil des Modells A-2 habe ich in Südfrankreich gekauft. In einer Boutique hing sie als Einzelstück an der Wand. Größe 48 stand drin. Ist ’ne US-Größe, entspricht unserer 58. Auf meine Frage nach dem Preis tippte die Verkäuferin einige Ziffern in ihren Taschenrechner. Die überschlägige Umrechnung von Franc in DM ließ mich zucken. Trotzdem die Jacke anprobiert. Saß gut. Die Verkäuferin tippte wieder, immer noch zu viel. Ich stand schon in der Tür, da fiel der Preis endlich auf ein erträgliches Maß. Ich kaufte, sparte 300 Mark und die Verkäuferin war endlich ihren Ladenhüter los. Einen Franzosen mit Konfektionsgröße 58 muss sie erst mal finden.“
    Dirk wendet sich mehreren Felljacken zu. „Hier, das sind auch Weltkrieg-Zwo-Fliegerjacken. Aus Lammfell. Kennst du den berühmten Reisebericht von Ted Simon, ‚Jupiters Fahrt mit dem Motorrad um die Welt? Ted ist in den Siebzigern von England aus mit einer Triumph um die Welt gefahren. Bekleidet mit so einer Jacke der Royal Air Force. Die hat sich sogar in der Hitze der Sahara als praktisch erwiesen. Ich habe die Replika in Berlin gekauft. Mein Kerl hat kräftig gehandelt. Behauptete, wir hätten sonst nicht genug Bargeld für die Rückfahrt. Als der Preis endlich unten war, habe ich dann mit Karte bezahlt.“ Dirk lächelt.

    Wir sind bei mehreren M65-Feldjacken der US Army angelangt. Ich frage, ob alle Jacken in Dirks Sammlung einen militärischen Hintergrund haben. Er schüttelt den Kopf. Die nun folgenden Jacken seien zwar amerikanischen Ursprungs, aber nicht militärischer Herkunft: Carhartt-Arbeitsjacken, mehrere Holzfällerjacken aus großkariertem Wollstoff, Daunenjacken von North-Face und eine Anzahl von Jeansjacken, gefüttert und ungefüttert. Dirk zieht eine beigefarbene Jeansjacke von Pepe heraus und erklärt sie wegen ihres figurbetonenden Schnitts zu einem seiner Lieblingsstücke. Ich probiere sie an, um die Behauptung im Spiegel zu überprüfen.
    „So, und nun kommen wir ans Ende der Kleiderstange und zu den Highlights. Die Münchner Firma Erdmann hat Mitte der Sechziger aus dem klassischen Jeansjacken-Schnitt eine megageile Lederjacke für die Funkstreifen der Münchner Polizei abgeleitet. Es gab damals die Fernsehserie ‚Isar 12, da trugen die Bullen diese Jacken. Beachte den Sitz! Was du hier siehst, ist ein Original, allerdings von der Hamburger Polizei, die diese Jacke übernommen hat. Sieh hier, das
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