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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman
Autoren: ANNE HERRIES
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Mrs. Horne. Lächelnd betrachtete sie ihre Tochter, die frisch und lieblich und sehr jung aussah. Sie war sehr stolz auf sie, denn sie wusste, dass Lucy trotz ihrer jugendlichen Unschuld vernünftig genug war, sich von solchen Äußerlichkeiten nicht den Kopf verdrehen zu lassen. Davon abgesehen – ihr waren zwar Gerüchten über Lord Harcourt zu Ohren gekommen, denen sie bisher jedoch keinen Glauben schenken mochte.
    „Gehen wir hinunter, Lucy.“
    „Ja, Mama. Meinst du wirklich, dass es den Anstand nicht verletzt, wenn ich Walzer tanze?“
    „Ja, Kind, hier auf dem Ball deiner Schwester ist nichts daran auszusetzen. Wenn wir natürlich nächsten Monat bei Almack’s sind, musst du warten, bis eine der Patronessen es dir erlaubt. Eigentlich wird der Walzer inzwischen kaum noch irgendwo missbilligt.“
    Lucy nickte erfreut. Ihre Schwestern hatten sich öfter darüber unterhalten, doch ihr war nie klargeworden, ob dieser Tanz inzwischen anerkannt war oder nicht. Bei dem Gedanken, Lord Harcourt könnte sie möglicherweise auffordern, begann ihr Puls schneller zu pochen. Und gar einen Walzer … nein, besser nicht darauf zählen! Zu genau wusste sie, dass er sie noch als ein Kind betrachtete, außerdem war er an Miss Tremaine interessiert, die jede Gelegenheit nutzte, sich ihm bemerkbar zu machen. Wenn diese berauschende Schönheit in seiner Nähe ist, wird er sich kaum mit mir abgeben, dachte Lucy.
    Als Lucy und ihre Mutter den Ballsaal betraten, herrschte dort schon lebhafte Betriebsamkeit. Mrs. Horne wandelte, Lucy am Arm, von einer Gruppe zur anderen und begrüßte Bekannte und Freunde und stellte Lucy denen vor, die sie noch nicht kannten. Doch dann spielte das Orchester zum Tanz auf, und schnell stand Lucy im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Ehe sie sich’s versah, war ihre Tanzkarte voll. Der erste Tanz gehörte General Rawlings, und sie war froh, dass es ein ländlicher Reihentanz war, bei dem die Partner wechselten. Auf keinen Fall hätte sie mit dem General Walzer getanzt.
    Lord Harcourt tanzte die ersten beiden Tänze mit Miss Tremaine, kam jedoch, als Lucy eben zu ihrer Mutter zurückkehrte, herbei und bat um das Vergnügen, ihm den nächsten Tanz zu gewähren.
    „Oh, das tut mir leid. Ich fürchte, ich habe keinen einzigen Tanz mehr frei … doch, einen – unmittelbar vor dem Dinner.“ Scheu sah sie zu ihm auf. „Der vielleicht …?“
    „Ich hätte nicht säumen sollen“, entgegnete Jack mit reuigem Blick. „Aber natürlich, der Tanz ist mir recht, Miss Horne – und möglicherweise wird es ein Walzer sein, was umso schöner wäre.“
    Lucys Herz schlug schneller. Sosehr sie darauf gehofft hatte, nicht einmal im Traum hätte sie geglaubt, ihr Wunsch könnte wahr werden. Doch mehr, als freundlich zu lächeln und ihm zu versichern, dass sie ihm diesen Tanz reservieren werde, blieb ihr nicht, ehe ihr nächster Partner sie aufs Parkett führte.
    Ihre Tanzpartner waren vorwiegend älter als sie, teils auch gestandene Ehemänner, doch vier der Herren passten im Alter zu ihr und hielten sich den ganzen Abend in ihrer Nähe auf, umlagerten sie, wenn nicht getanzt wurde, und unterhielten sie. Sie hatte nicht erwartet, sich so gut zu amüsieren. Dennoch konnte sie eine leichte Unruhe nicht unterdrücken, als der letzte Tanz vor dem Dinner nahte. Lord Harcourt trat zu ihr, und ihr stockte der Atem. Er war so stattlich und so viel selbstsicherer und weltgewandter als die jugendlichen Verehrer, von denen sie bisher umschwärmt wurde.
    „Dies ist mein Tanz, nicht wahr, Miss Horne?“
    „Ja, Sir“, sagte sie und bot ihm die Hand, um sich auf die Tanz fl äche führen zu lassen. Ihr Puls raste, und sie bebte innerlich. Hoffentlich kann man es mir nicht am Gesicht ablesen, dachte sie. Wie peinlich, wenn er bemerkte, wie sehr seine Berührung sie aufwühlte. Als die Musik einsetzte, hob sie in unbewusstem Stolz den Kopf, dann zog er sie in seine Arme.
    Mit Jack Harcourt zu tanzen, war alles, was sie sich je erträumt hatte. Ein nie gekanntes Gefühl erfasste sie, das all ihre kindlichen Träume übertraf. Natürlich hatte sie sich gefragt, wie es wohl sein würde, von ihm umfangen zu werden, aber nicht einmal in ihrer Fantasie hatte sie sich die schwindelerregende Emp fi ndung ausmalen können, auf Wolken zu schweben oder in eine Zauberwelt entführt zu werden. Instinktiv wusste sie, das, was sie für Lord Harcourt fühlte, Liebe war – die Liebe einer Frau zu dem Mann, den sie zum Gemahl nehmen
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