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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman
Autoren: ANNE HERRIES
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Köstlichkeiten vom Buffet vorzulegen.
    Derart umsorgt zu werden, hatte sie gründlich genossen – bis sie sah, dass Lord Harcourt sie mit, wie sie glaubte, missbilligendem Blick beobachtete, ohne sich jedoch zu äußern. Als irgendjemand anregte, ein Picknick am See samt Bootspartie zu dem Inselchen zu machen, wurde die Idee sofort gutgeheißen, und als Marianne schließlich zum Frühstück erschien, war schon alles so gut wie besprochen.
    Auch sie stimmte dem Vorschlag erfreut zu; wer Lust habe, meinte sie, könne mit einem Kahn zu der Insel übersetzen.
    „Das wird schön“, rief Lucy mit leuchtenden Augen. „Seit wir hier sind, wollte ich dorthin.“
    „Darf ich mich Ihrer Gruppe anschließen, Miss Lucy?“, bat General Rawlings. „Ich würde gern mit Ihnen das Eiland erforschen, meine Liebe.“
    „Natürlich“, stimmte Lucy zu, denn der General war die ganze Zeit über sehr freundlich zu ihr gewesen. „Aber vermutlich wollen es alle sehen.“
    „Ein verwunschenes Eiland“, sagte Jack plötzlich. „Bestimmt fi nden wir dort einen schlafenden Prinzen – oder Elfen und Zauberinnen.“
    Überrascht sah Lucy ihn an, weil sie dachte, er verspotte sie, doch sie entdeckte nur Schalk in seinen Augen, und ihr Herz begann wild zu schlagen, denn in diesem Moment war er wieder der Mann, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt hatte.
    Dann wandte sich die Unterhaltung anderen Dingen zu, und als ihre Mutter kam und ihr unauffällig zu fl üsterte, dass Jo sich unwohl fühlte, entschuldigte sie sich, um ihre Schwester aufzusuchen.
    Lucy fand ihre Schwester im Bett sitzend vor; auf dem Nachtschränkchen stand ein kaum berührtes Frühstück.
    „Fühlst du dich sehr elend?“, fragte sie besorgt, als sie sah, wie blass die Schwester war.
    „Ach, nur diese Morgenübelkeit – ich konnte das Frühstück kaum ansehen. Hal bestand darauf, dass ich erst einmal liegen bleibe.“
    „Wir wollten alle mit dem Boot auf das Inselchen fahren. Willst du mitkommen, wenn es dir besser geht?“
    „Ich denke, ich bleibe lieber am Ufer und schaue euch von einem gemütlichen Plätzchen aus hinterher. Du kannst übrigens meine Kekse haben.“
    „Nein, danke, Jo, ich könnte nichts mehr hinunterbekommen. Mein Frühstück war viel zu reichlich. Weißt du, General Rawlings häufte mir immer neue Sachen auf den Teller, und so aß ich aus reiner Hö fl ichkeit mehr, als ich wollte.“
    „General Rawlings?“ Jo runzelte die Stirn. Der Mann war zwar sehr nett, jedoch sehr viel älter als Lucy. Soweit sie wusste, dachte er daran, erneut zu heiraten, nachdem seine Gemahlin vor knapp einem Jahr verstorben war, deshalb sagte sie vorsorglich: „Nimm dich in Acht, Lucy, er ist viel zu alt für dich, und er hat fünf Kinder von seinen beiden vorherigen Ehefrauen.“
    Lucy schüttelte verblüfft den Kopf. „Ach, Jo, du meinst doch nicht …“ Amüsiert lachte sie auf. „Der arme General! Bestimmt denkt er nichts dergleichen. Ich glaube eher, ich bin viel zu jung für ihn!“
    „Manche Herren suchen gerade nach einer sehr jungen Frau“, warnte Jo. „Aber er wäre nichts für dich. Lass dich also nicht in eine kompromittierende Situation bringen. Du willst doch nicht, dass ein Schatten auf deinen Ruf fällt.“
    „Danke für die Warnung. Ich hatte gedacht, er wollte nur nett sein, doch nun werde ich mich vorsehen, nicht mit ihm allein zu bleiben.“
    Nachdem Lucy derart die Augen geöffnet worden waren, achtete sie bei der Bootspartie darauf, dass außer ihr und dem General noch Miss Tremaine, Lord Harcourt und eine weitere Dame zugegen waren. Auf der kleinen Insel angekommen, ging man gemeinsam mit den Insassen des zweiten Kahns gemächlich über einen mit blühenden Rhododendren und Azaleen gesäumten Pfad zu dem Tempelchen. Da Miss Tremaine sich besitzergreifend bei Lord Harcourt einhakte, folgte ihnen Lucy mit General Rawlings, und die Insassen des zweiten Kahns schlossen sich danach an.
    Als der Tempel inmitten dieser Blütenpracht auftauchte, stieß Lucy einen leisen entzückten Schrei aus, eilte voraus und begann, ihn zu erkunden. Aus weißem Marmor und nach allen Seiten offen, war er einem griechischen Tempel nachempfunden. Ein paar Bänke luden zum Rasten ein. Lucy fand das kleine Bauwerk ganz reizend, obwohl sie zugeben musste, dass es vom Ufer aus viel geheimnisvoller und romantischer gewirkt hatte. Sie setzte sich auf die Bank und sah lächelnd zu Lord Harcourt auf, der neckend sagte: „Sie müssen enttäuscht sein,
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