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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers
Autoren: Lynsay Sands
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Prolog
    England, 1173
    Verdammt! “
    König Henry knüllte das Schreiben zusammen, das er soeben gelesen hatte, und schleuderte es erbost fort. Er murmelte etwas über die so rührselige wie intrigante Gesinnung von Weibsbildern, ehe er Templetun ergeben seufzend die Hand entgegenstreckte. „Ihr könnt mir Lord Holdens Botschaft auch gleich überreichen.“
    Templetun hob verblüfft die Brauen. In seinen Blick stahl sich eine Spur Angst, gepaart mit Argwohn. „Woher wisst Ihr davon?“ „Das ist wahrlich keine Zauberei, Templetun, sondern schlicht Erfahrung. Noch nie habe ich eine Beschwerde von Lady Tiernay erhalten, der nicht eine von Lord Holden auf dem Fuße folgte. Zudem habe ich vorhin einen seiner Männer eintreffen sehen und gehe davon aus, dass er eine Nachricht gebracht hat. In der Normandie hat es einige kleinere Aufstände gegeben, und ich habe Lord Holden aufgetragen, die Unruhen in meinem Namen niederzuschlagen. Gewiss will er mir vom Erfolg des Unterfangens berichten.“
    „Ah.“ Der Ältere entspannte sich und reichte ihm besagtes Dokument.
    Henry entrollte es, ein wenig gereizt, weil er sich hatte erklären müssen. Lord Templetun versah das Amt des Kastellans erst seit einigen Tagen - der eigentliche Kastellan war erkrankt, und Henry wünschte schon jetzt, er möge bald genesen. Sein Ersatz war zu fahrig und abergläubisch und schien zu viel auf Henrys Ruf als „Teufelsbrut“ zu geben. Kopfschüttelnd richtete Henry sein Augenmerk auf das Schriftstück in seinen Händen. Im Nu landete auch dieses, unweit des ersten, zerknüllt auf dem Boden. Henry war aufgesprungen und schritt vor dem Thron auf und ab.
    Wie erwartet, hatte Lord Hethe of Holden mit den unbedeutenden Revolten in der Normandie kurzen Prozess gemacht und befand sich auf dem Heimweg. Allerdings beschwerte er sich auch über seine Nachbarin. Offenbar schikanierte Lady Tiernay seinen Kastellan nach Kräften, und dieser wiederum plagte Lord Holden mit diesbezüglichen Sendschreiben. Nun bat Lord Holden, auch der „Hammer of Holden“, also der Hammer von Holden, genannt, Henry mit allem gebotenen Respekt, in dieser Angelegenheit tätig zu werden ... andernfalls werde er es selbst tun.
    Das klang arg nach einer Drohung, und es missfiel Henry sehr, von einem seiner Vasallen unter Druck gesetzt zu werden. Wäre Lord Holden nicht ein solch fähiger Krieger gewesen, der ihm in den vergangenen zehn Jahren oft beigestanden hatte, hätte er ihn für diese Unflätigkeit bestraft. Doch Lord Holden war nun einmal - im Gegensatz zu dessen Vater einst - unentbehrlich für ihn.
    Beim Gedanken an den alten Lord Holden verzog Henry das Gesicht. Als Zweitgeborener hatte Gerhard damit gerechnet, ins Kloster gehen und sein Leben inmitten muffiger alter Pergamente mit päpstlichem Geschreibsel verbringen zu dürfen. Darauf war er ganz versessen gewesen. Leider jedoch war sein älterer Bruder gestorben, woraufhin er seine Pläne hatte aufgeben müssen, um zu heiraten und einen Erben zu zeugen. Seinen Unmut darob hatte er an seinem Sohn ausgelassen.
    In Henrys Augen war Gerhard nicht ganz richtig im Kopf gewesen. Glücklicherweise zeigte sich diese Neigung bei dem neuen Lord Holden bislang nicht. Bedauerlicherweise -zumindest für den jungen Holden - hatte der Sohn nie auch nur ansatzweise dieselbe Liebe zur Bildung gezeigt wie der Vater, und das hatte die beiden entzweit. Gerhards Hass hatte den Burschen fort und in Henrys Dienste getrieben, kaum dass er sich die Sporen verdient hatte.
    Tja, nun, Gerhards Verlust ist mein Gewinn, dachte Henry. Das jedoch entband den jungen Lord Holden nicht von dessen Pflicht, seinem König Respekt zu zollen.
    „Was, zum Teufel, soll ich mit den beiden nur machen?“, sinnierte er verzweifelt.
    „Ich weiß nicht recht, Euer Gnaden. Worin genau besteht denn die Widrigkeit?“, erkundigte sich Templetun zaghaft. „Soweit ich verstanden habe, haben sie sich beide beschwert - und nach
    Eurem Gebaren zu urteilen, vermutlich nicht zum ersten Mal. Aber worüber genau?“
    Henry wandte sich ihm zu, bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und wollte ihm gerade bissig bescheiden, dass die Frage rein rhetorischer Natur gewesen sei, schluckte die Bemerkung jedoch hinunter. „Der eine beschwert sich über den anderen“, erklärte er. „Lady Tiernay schreibt, sie wolle mich darüber ,aufklären“, dass ihr Nachbar seine Bediensteten und Leibeigenen grausam und schändlich behandele. ,Ich weiß, dass Ihr eine derartige
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