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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel
Autoren: Louise Allen
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sterben wird?", begann sie, doch dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. "Du willst, dass ich einen zum Tode Verurteilten heirate?"
    "Es geht nicht anders, Katy", platzte Philip plötzlich heraus. "Verstehst du denn nicht? Die fünftausend Pfund wären mit einem Schlag getilgt, sobald sich der Strick …"
    "Schweig! Ich finde schon allein den Gedanken obszön."
    "Fällt dir eine andere Alternative ein?", gab Philip zurück.
    "Es muss irgendeine bessere Lösung geben." Aber in Wirklichkeit glaubte sie selbst nicht daran. Wie sollten sie so kurzfristig solch eine gewaltige Schuld begleichen? Sie besaßen nichts, konnten nichts mehr verkaufen.
    "Was könnte einen zum Tode verurteilten Mann zu einem solchen Schritt verlocken? Was hätte er davon?" Noch während sie diese Frage stellte, wurde ihr klar, dass sie nahe daran war, einzuwilligen. Auch die zwei jungen Männer dachten offensichtlich, sie hätten sie überzeugt.
    "Schwer zu sagen." Arthur zuckte die Achseln. "Der Assistent des Gefängnisdirektors hat mir von einem halben Dutzend solcher Fälle berichtet. Manchmal verspricht die Gattin, sich um die Angehörigen des Ehemanns zu kümmern. Einige der hartgesottensten Verurteilten – zum Beispiel diejenigen, die sich gerne zur Schau stellen, wie etwa Wegelagerer – lockt die Abwechslung."
    "Abwechslung?"
    "Sie machen eine neue Bekanntschaft, feiern Hochzeit, kommen für eine Weile aus ihrer Zelle heraus, stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit … Im Gefängnis gibt es nichts zu tun. Sie können sich die Zeit bis zur Hinrichtung höchstens damit vertreiben, die Ratten zu zählen und sich auszumalen, was die Balladensänger wohl über sie schreiben werden."
    "Und du wüsstest einen passenden Wegelagerer?"
    "Ja, Black Jack Standon. Berüchtigt, aber kein Flegel. Wohlgemerkt, auch kein Gentleman, aber es heißt, dass er sich zu benehmen weiß, wenn er Postkutschen überfällt. Die Damen finden ihn gut aussehend. Alles in allem scheint er mir die beste Wahl."
    Mein verstorbener Gatte, Black Jack Standon, der Wegelagerer … Um ein Haar wäre Katherine in verzweifeltes Lachen ausgebrochen, doch sie beherrschte sich. "Und wie soll das alles vor sich gehen, vorausgesetzt, Mr. Standon ist einverstanden?"
    "Ihr werdet eine Heiratslizenz benötigen. Außerdem müssen wir einen Geistlichen finden und ihn bezahlen. Um das Trinkgeld für die Gefängniswärter kümmere ich mich."
    "Verdammt anständig von dir, Arthur", erklärte Philip gerührt. "Morgen werden wir Standon den Vorschlag unterbreiten. Wenn er einwilligt, kann die Trauung schon übermorgen stattfinden."
    Katherine erhob sich. "Bitte entschuldigt mich jetzt, ich habe Kopfschmerzen und möchte mich eine Weile hinlegen." An der Tür wandte sie sich noch einmal um. "Noch etwas – ihr beide nehmt die Schulden vielleicht auf die leichte Schulter, aber ich nicht. Irgendwie werde ich sie begleichen müssen. Auch wenn die Not mich zwingt, einen Wegelagerer zu heiraten, bin ich doch keine Diebin."
    Der Mann, den man Black Jack Standon nannte, stand in der Amtsstube des Assistenten des Gefängnisdirektors. Im hellen Morgenlicht musste er blinzeln, und er fragte sich, ob das ungenießbare Essen und das faulige Wasser etwa bei ihm Halluzinationen hervorriefen. Hatte er sich gestern tatsächlich bereit erklärt, irgendeine törichte junge Frau zu heiraten, die auf diese Weise ihre Schulden loswerden wollte? Anscheinend ja. Vielleicht hatte er sich gesagt, dass jede Frau mit solch einem Bruder Hilfe verdiente. Wenigstens würde er endlich etwas erleben, anstatt Tag und Nacht in seiner Zelle zu sitzen und über seine alten Sünden nachzugrübeln. Und dann brachte eine Hochzeit natürlich noch jenen anderen Vorteil mit sich, auf den der junge Anwalt ihn dezent hingewiesen hatte.
    Dieser, der intelligentere der beiden Männer, die mit dem Vorschlag an ihn herangetreten waren, sprach gerade mit Mr. Rawlings. Der Assistent des Gefängnisdirektors runzelte die Stirn, bevor er einwilligte: "Also schön, wir werden ihm die Fußeisen abnehmen, schließlich wollen wir Miss Cunningham ja keinen Schreck einjagen, aber die Handschellen bleiben." Noch ein hastiger Einwurf des Anwalts. "Baden und rasieren? Schwerlich, Mr. Brigham!" Weiteres Gemurmel. "Äh, ja, stimmt. Ich habe eine der besseren Zellen reserviert."
    Der Verurteilte warf einen Blick in einen Spiegel, der neben der Tür der Amtsstube hing, und verzog das Gesicht. Wahrscheinlich würde die zart besaitete Braut bei seinem
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