Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schluss-Mach-Pakt

Der Schluss-Mach-Pakt

Titel: Der Schluss-Mach-Pakt
Autoren: Shana Norris
Vom Netzwerk:
Eins
    Wenn ich eines hasste auf dieser Welt, dann waren es die Tage, an denen ich den Riesen-Hotdog spielen musste. Die späte Aprilsonne brutzelte erbarmungslos auf mich herab und von den sengend heißen Gehsteigen stieg Hitze auf, während ich in einem riesengroßen Hotdog-Kostüm – ausgestattet mit zwei Zickzackspuren aus Senf und Ketchup auf meinem Bauch und eingepackt in ein dickes fettes Brötchen – draußen vor dem Diggity Dog House stand.
    Das Kostüm roch verdächtig nach pilzbefallenen Schweißfüßen, was die gegenwärtige Hitzewelle, die sich über Willowbrook breitgemacht hatte, nur noch verschlimmerte. Ich versuchte, im Inneren des Hotdogs überwiegend durch den Mund zu atmen, um meine Nase vor diesen abartigen Dämpfen zu schützen. Es war so gut wie unmöglich, irgendwas durch das kleine Guckloch mit dem Maschennetz vor meinem Gesicht zu erkennen. Das einzig Gute an der Sache war, dass auch niemand sehen konnte, wer in dem Kostüm steckte, sodass die Cheerleader aus dem zweiten Jahrgang, die ich entfernt von der Schule kannte, wenigstens nicht wussten, wen sie da auslachten. Ich gab mein Bestes, ihnen mit meiner wurstigen weißen Hand, die in einem klobigen Handschuh steckte, zuzuwinken, während sie an mir vorbei in den Laden gingen, wodurch sie nur noch lauter kicherten.
    Ich hasste die Tage, an denen ich der Riesen-Hotdog war, ich hasste sie wirklich .
    »Sieh mal, Bailey«, sagte im nächsten Moment eine Frau, die einen dem Aussehen nach drei Jahre alten Jungen an der Hand hielt. Sie deutete mit dem Finger auf mich und grinste zu ihm hinab. »Das ist Bob, der Hotdog!«
    Die Kinder von Willowbrook liebten den Riesen-Hotdog. Wenn man dazu verdammt war, fernab von Disney World, einem Freizeitpark oder irgendeinem anderen Ort zu leben, an dem süße, knuffige Maskottchen rumlaufen, dann musste ein Riesen-Hotdog eben genügen, um dieses Defizit zu kompensieren.
    »Hotdog!«, schrie der Kleine und schenkte mir ein sabbriges Grinsen.
    Ich tätschelte ihm den Kopf und wandte mich dann ab, um weiter meinen Maskottchen-Pflichten nachzugehen.
    Doch der kleine Junge war noch lange nicht fertig mit mir. »Tanzen!«
    Ich hob also die Arme und zappelte ein wenig rum, in der Hoffnung, das möge ihn zufriedenstellen. Dann versuchte ich es noch mit einer telepathischen Botschaft an seine Mom. Sie kommen gleich um vor Appetit auf einen Diggity Dog Loaded Special, vermittelte ich ihr im Stillen. Gehen Sie schon rein in den Laden und lassen Sie mich bitte allein in meinem Elend .
    Doch offensichtlich gehörte die Telepathie nicht unbedingt zu meinen Stärken. Die Mutter und der kleine Junge blieben unbeirrt direkt vor mir auf dem Bürgersteig stehen.
    »Tanzen! Tanzen! Tanzen!«, forderte der Junge und stampfte trotzig mit den Füßen auf.
    Für einen Dreikäsehoch wie ihn konnte er aber echt einen ganz schönen Radau veranstalten, Mannomann. Wenn der so weitermachte, würde unser Manager Mr Throckmorton gewiss nach draußen kommen und nachsehen, was hier los war, und dann würde er sich meinen Namen notieren, weil ich nicht den Shuffle getanzt hatte. Schon wieder. Ich befand mich eh schon auf dünnem Eis, weil ich mir diesen Monat bereits zwei Fehltritte geleistet hatte. Einmal hatte ich meiner besten Freundin Molly fünf Minuten nach zehn heimlich einen Milchshake organisiert, und das andere Mal hatte ich meine Hotdog-Mütze zu Hause vergessen, obwohl ich eigentlich die Kasse hätte übernehmen sollen.
    Hier im Diggity Dog House gab es im Grunde nur drei unumstößliche Regeln:
    Erstens: Der Laden schloss exakt um zehn. Nicht eine Minute nach zehn. Sondern Punkt zehn Uhr.
    Zweitens: Jeder Angestellte, der hinter dem Tresen stand, musste den Hut mit dem großen Plastik-Hotdog vorne über der Stirn tragen, und zwar zu jeder Zeit, während der gesamten Schicht.
    Drittens: Wann immer er darum gebeten wurde, musste Bob, der Hotdog, den Hot-Diggity-Shuffle tanzen.
    »Okay, okay«, knurrte ich. Der Shuffle war so ein dämlicher Tanz, den Mr Throckmorton erfunden hatte. Der bestand aus ein paar Stepptanzschritten – Schritt, Schritt, Shuffle, Schritt, Shuffle, und dann das Ganze von vorn –, während man die Arme von einer Seite zur anderen schwingen ließ. Und beim großen Finale musste man dann herumspringen und mit dem Brötchenhintern in Richtung Publikum wackeln.
    So was von oberpeinlich.
    Doch der kleine Junge stand total darauf. Er grinste breit und klatschte mit den kleinen Patschehändchen.
    Gerade als ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher