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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel
Autoren: Louise Allen
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sie erschrocken fest, dass sein ungebügelter Rock lose um seine Gestalt schlotterte. "Warst du krank? Oder hast du nicht ordentlich gegessen?"
    Er zuckte die Achseln. "Kein Geld. Frankreich wird seinem Ruf nicht gerecht, Katy. Teure Gasthöfe, scheußliches Essen, und außerdem wird überall falsch gespielt."
    "Wieso spielst du dann überhaupt?", rief sie verzweifelt.
    "Wovon sollte ich sonst leben?", gab er gereizt zurück. "Du hast gut reden – wohnst mit deinem Marquis in einem Palast und isst von goldenen Tellern!"
    Diesen ungerechten Vorwurf wies sie mit aller Schärfe zurück. "Ich wusste über seine Herkunft nicht Bescheid, bis wir hier ankamen! Du bist ja abgereist, ohne ein einziges Abschiedswort – außerdem hast du meine Uhr und meine Ohrringe gestohlen!"
    Nun wirkte er beschämt, hörte aber immer noch nicht auf zu jammern. "Ich konnte es nicht länger ertragen. Wenn du wüsstest, wie sehr ich gelitten habe …"
    "Du? Ich musste das Gefängnis betreten, ich musste einen Mann heiraten, den ich für einen gewöhnlichen Sträfling hielt, ich musste mich darauf einstellen, schon bald nach unserer Hochzeit Witwe zu werden – und da wagst du es noch zu sagen, du hättest gelitten? Manchmal, Philip, treibst du mich schier zur Verzweiflung!"
    Er begann rastlos im Zimmer umherzugehen, um ihrem zornigen Blick auszuweichen. "Nun, jetzt bin ich wieder zurückgekehrt, und du hast eine gute Partie gemacht. Dein Marquis wird mir helfen müssen."
    "Oh nein, das wird er nicht", widersprach Katherine heftig. "Ich werde unsere Ehe auflösen lassen, bilde dir also nicht ein, dass du Nicholas anbetteln kannst."
    "Du willst eure Ehe auflösen lassen?" Ein unangenehmes Lächeln umspielte Philips Lippen. "Nachdem du eine Nacht mit ihm in der Zelle verbracht hast und wer weiß wie viele Nächte in den Gasthöfen auf eurer Reise? Nachdem du hier mit ihm zusammengelebt hast? Ich weiß über das Witwenhaus Bescheid. In der ganzen Gegend wird über die Vorgänge auf dem Anwesen des Dukes getratscht."
    "Ich werde mir ein ärztliches Attest ausstellen lassen", erwiderte Katherine steif.
    Philip stieß ein verächtliches Lachen aus. "Jungfräulichkeit lässt sich vortäuschen. Niemand wird glauben …"
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, da in diesem Augenblick die Tür krachend aufgestoßen wurde. Eine hochgewachsene Gestalt stürmte durch das Zimmer und verpasste Philip einen Kinnhaken.
    "Sprechen Sie nie wieder", sagte Nicholas, Marquis of Seaton, während er seine Knöchel massierte, "nie wieder in diesem Ton mit meiner Gattin. Stehen Sie auf, entschuldigen Sie sich bei ihr."
    Philip erhob sich schwankend. "Katy, du weißt ja, ich habe es nicht so gemeint …"
    "Entschuldigen Sie sich."
    "Es tut mir leid, Katy."
    "Und nun hören Sie mir gut zu." Nick drückte Katherine sanft auf einen Stuhl und warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu, das in krassem Gegensatz zu dem kalten Zorn in seiner Stimme stand. "Morgen werden Sie auf Seaton Mandeville erscheinen. Fragen Sie nach Mr. Wilkinson, dem Geschäftsbeauftragten. Er wird eine vierteljährliche Apanage für Sie arrangieren und Ihnen die erste Zahlung vorschießen." Daraufhin nannte er eine Summe, die Philips Augen aufleuchten ließ. Katherine dagegen zuckte jäh zusammen.
    "Falls meine Gattin sich imstande fühlt, Sie morgen zu empfangen, wird sie das Mr. Wilkinson mitteilen. Andernfalls werden Sie diese Gegend unverzüglich verlassen. Sollten Sie versuchen, Katherine ohne ihre ausdrückliche Erlaubnis zu besuchen, wird Ihre Apanage gestrichen. Sollten Sie Schulden machen, indem Sie sich auf meinen Namen berufen, wird sie gestrichen. Sollten Sie Katherine auch nur den geringsten Kummer bereiten, wird sie gestrichen. Haben Sie das verstanden?"
    Philip nickte stumm.
    "Meine Gattin, Ihre Schwester, hat nur einen einzigen Fehler, und zwar ihre treue Liebe zu Ihnen, einem Mann, der sie enttäuscht, betrogen und beleidigt hat. Sie glauben vielleicht, dass sie Ihnen nachsichtig verzeihen wird, aber machen Sie sich Folgendes klar: Ich verzeihe Ihnen nicht. Ich traue Ihnen nicht. Und wenn es sein muss, werde ich Sie ruinieren." Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt, ohne einen weiteren Blick auf den erschütterten jungen Mann zu werfen. "Komm, Katherine, gehen wir nach Hause."
    Ehe sie sich hinausführen ließ, reichte Katherine ihrem Bruder die Hand. "Wir werden uns morgen sehen, Phil, das verspreche ich dir." Endlich war die demütigende Szene beendet, die den anderen
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