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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel
Autoren: Louise Allen
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Brigham, sein Freund aus der Schulzeit, folgte ihm auf den Fersen. Als die beiden die junge Frau bemerkten, blieben sie abrupt stehen.
    "Guten Tag, Arthur." Sie warf einen prüfenden Blick auf ihre Gesichter. "Was um alles in der Welt ist geschehen? Ihr beide seht ja aus, als wäre euch ein Geist erschienen."
    "Guten … guten Tag", stammelte der angehende Anwalt. "Ich … wir wollten bloß ein paar Papiere durchsehen." Während er sprach, schob er ihren Bruder mit einem energischen Stoß ins Arbeitszimmer, sodass Katherine dessen Miene nicht richtig erkennen konnte.
    Wieder einmal überkamen sie die alten Befürchtungen. Was führte Phil diesmal im Schilde? Gewiss war er schon wieder betrunken, trotz der frühen Stunde. Aber sie spürte, dass darüber hinaus irgendetwas nicht stimmte.
    Flink schlüpfte sie durch die offene Tür, bevor Arthur sie schließen konnte, dann blieb sie wie angewurzelt stehen. Philip hatte geweint! Ein verzweifelter Ausdruck lag in seinem Blick, und sein Mund, der ihrem eigenen so sehr ähnelte, bebte. Ihr war, als griffe eine kalte Hand nach ihrem Herz. "Phil! Setz dich, rasch. Arthur, ist er krank?"
    Diesen Freund hat uns der Himmel geschickt, dachte sie, während sie neben Philips Sessel niederkniete. Arthur trieb es vielleicht eine Spur zu wild und vernachlässigte gelegentlich sein Studium oder seine Pflichten in der Anwaltskanzlei seines Onkels, aber er besaß nicht Phils verhängnisvolle Neigung, zu trinken und zu spielen. Außerdem war er stets bereit, seinem Freund aus der Klemme zu helfen.
    "Du musst es ihr sagen, Phil", drängte Arthur. "Früher oder später muss sie es erfahren."
    "Oh Gott … Oh Gott, es tut mir ja so leid!" Zu Katherines Entsetzen lehnte ihr Bruder seinen Kopf an ihre Schulter und brach in Tränen aus. Sie strich ihm beruhigend über das Haar, bis er sich ruckartig aufrichtete. "Wir sind ruiniert, Katherine, ganz und gar ruiniert."
    "Wie bitte?" Plötzlich wurden ihr die Knie weich. "Du hast doch gesagt, du hättest beim Kartenspielen gewonnen und wir könnten dein Darlehen zurückzahlen."
    Er vergrub das Gesicht in seinen Händen. "Ich habe alles wieder verloren", murmelte er mit erstickter Stimme.
    "Den gesamten Betrag?" Da Philip ihr nicht mehr zuhörte, wandte sie sich an Arthur. "Was meint er damit?"
    "Wir hatten uns gestern Abend in einem neuen Spielsalon am Pickering Place verabredet. Als ich eintraf, war ihm der größte Teil des Gelds schon durch die Finger geronnen." Der junge Mann warf ihr einen beschämten und gleichzeitig um Verzeihung bittenden Blick zu. "Ich konnte ihn einfach nicht von dort losreißen, Katherine. In seinem Rausch glaubte er felsenfest daran, dass er beim nächsten Wurf gewinnen würde. Heute haben wir seinen Geldverleiher aufgesucht. Wir wollten ihn dazu überreden, die Darlehensfrist zu verlängern, aber der alte Blutsauger lachte uns bloß ins Gesicht und sagte, er gewähre Philip noch zwei Wochen Zeit. Dann werde er ihm den Gerichtsvollzieher auf den Hals hetzen."
    "Gütiger Himmel!", entfuhr es Katherine. "Philip!" Sie schüttelte seinen Arm. "Wie viel schuldest du ihm?"
    "Fünf", murmelte er mit abgewandtem Kopf.
    "Fünfhundert … Lass mich nachdenken … Was können wir noch verkaufen …?"
    Arthur räusperte sich. "Äh, nein, Katherine. Fünftausend."
    Plötzlich verschwamm alles vor ihren Augen. Sie musste sich wohl verhört haben! "Fünftausend?", flüsterte sie. "Fünftausend Pfund?"
    Philip nickte schweigend.
    "Und dazu kommen noch alle anderen Schulden und Rechnungen." Katherine rang nach Luft und ballte die Hände, bis ihre Fingernägel sich in ihre Handflächen gruben. Als sie wieder sprechen konnte, erklärte sie rundheraus: "Wir müssen das Haus und die Möbel verkaufen, um diese Summe aufzubringen."
    "Das geht nicht", brachte Philip hervor. Mühsam wie ein alter, kranker Mann richtete er sich in seinem Sessel auf und fuhr sich mit zittriger Hand über das Gesicht. "Ich habe beides bereits verkauft."
    "Wie bitte?", rief Arthur, bevor Katherine antworten konnte. "Du hast das Haus verkauft? Ohne Katherines Wissen?"
    "Ja. Letzten Advent, während sie Großtante Gwendoline besuchte, die im Sterben lag. Verlorene Liebesmüh", fügte er hinzu. "Sie hat uns keinen blanken Heller hinterlassen."
    "Philip, wie konntest du nur!" Katherine schüttelte den Kopf, zu erschüttert, um ihren Bruder angemessen zu tadeln.
    Er zuckte die Achseln. "Ich habe es nun einmal getan. Der Käufer erklärte sich bereit, uns das Haus
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