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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder
Autoren: Kerstin Herrnkind
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Flasche als Bewirtungskosten deklarieren und von der Steuer absetzen. Zimmer blätterte in der Akte. Die Aussage von Kai Kunze, dem letzten Liebhaber Xenia Rabes, erschien ihm am unwichtigsten. Der Kneipenwirt machte sich Vorwürfe. Hätte ich Xenia bloß nichts davon erzählt, dass Tobias den Hund vergiftet und seinen Bruder in den Selbstmord getrieben hat. Dann wäre das alles nicht passiert.

    Zimmer seufzte. Als wenn das so einfach wäre, dachte er und las die Aussage von Lorenz Schmidt und Saskia Terlinden. Die ehemaligen Arbeitgeber von Xenia Rabe beschrieben, wie ihre Mitarbeiterin, früher bestes Pferd im Stall, immer seltsamer geworden war. Sich in ihrem Büro verschanzt, kaum noch gearbeitet, sich mit Kunden angelegt und überall Intrigen gewittert habe. Vor allem an Saskia Terlinden habe sie kein gutes Haar mehr gelassen. Dabei sei die Agenturchefin ihr immer sehr zugetan gewesen. Sie hatte Xenia Rabe, als sie eines Morgens völlig aufgelöst in der Redaktion erschienen war, sogar noch nach Hause geschickt, damit sie sich ausruhen konnte. Doch Xenia Rabe sei danach einfach nicht mehr ins Büro zurückgekehrt, ohne Krankschreibung oder irgendwelche Erklärungen, sodass ihre Kün-
digung unvermeidlich geworden sei.
    Ihm gegenüber hatte Xenia Rabe behauptet, ihre Arbeitgeber hätten sie mit einer Auszeit in eine Falle gelockt, um ihr kündigen zu können.

    Ein Immobilienmakler hatte sich bei der Polizei gemeldet, nachdem der Berliner Express kurz nach Rabes Verhaftung ein großformatiges Foto von ihr veröffentlicht hatte. Der Makler erinnerte sich an den merkwürdigen Auftritt von Frau Rabe bei einer Wohnungsbesichtigung in Friedrichshain.

    Sie sah plötzlich völlig verstört um sich, stürzte aus der Wohnung, lief, wie irre, die Treppe hinunter. Ich bin ihr hinterher, dachte, der Frau sei vielleicht schlecht geworden und sie bräuchte Hilfe. Ich sah dann noch, wie sie abrupt auf dem Treppenabsatz stehen blieb, eine Zeitung aufhob, einen kurzen Blick darauf warf, sie dann aber zerknüllte und wegwarf. Ein gespenstischer Auftritt, so etwas habe ich noch nie erlebt.

    Zimmer wusste, was der Makler meinte. Auch ihm hatte Xenia Rabe eine Illustrierte über den Schreibtisch geschoben, mit dem Finger auf ein Bild des spanischen Königspaares getippt und behauptet, das sei ihr Hochzeitsfoto. Und dann hatte sie ihn aufgefordert, die Journalisten vom Berliner Express zu verklagen, die das Foto angeblich aus ihrer Mülltonne geklaubt und an Die Illustrierte verkauft hätten. Er war sogar ein bisschen auf sie eingegangen, hatte mitgespielt und ihr erklärt, dass sie ein Recht am eigenen Bild habe. Das war vielleicht ein Fehler gewesen.

    Seine alte Freundin Sarah Obermeier hatte ihm am Telefon dann erzählt, dass Xenia Rabe eines Morgens, als noch kein Journalist im Büro gewesen sei, völlig aufgelöst in der Redaktion erschienen war. Sie habe die Sekretärin angefleht, dass sie einen Journalisten sprechen müsse. Ihr Mann habe dieses junge Mädchen aus Brandenburg entführt, doch die Polizei weigere sich, gegen ihn zu ermitteln, weil er über gute Beziehungen verfüge. Obwohl die Sekretärin ihr nicht glaubte, notierte sie Rabes Adresse. Schließlich hatte der Lokalchef allen Mitarbeitern eingebleut, jeden Hinweis ernst zu nehmen, weil man ja nie wissen konnte, ob nicht doch was dran sei. »Auch El Masri wusste die unglaubliche Geschichte zu erzählen, dass der amerikanische Geheimdienst ihn gekidnappt habe«, hatte er immer gesagt. Deshalb seien Sebastian Schellenberger und Matthias Grothe sogar zwei Mal rausgefahren, um mit Xenia Rabe und ihren Nachbarn zu sprechen. Natürlich hätten sie gemerkt, dass die Frau völlig neben der Spur war. Doch anstatt sie in Ruhe zu lassen, hätten Schellenberger und Grothe die arme Frau ein bisschen durch die Stadt gejagt und Fotos geschossen. So seien ihre Kollegen eben, hatte Sarah ihm anvertraut und ihn damals gebeten, die Sache bloß nicht an die große Glocke zu hängen, weil Schellenberger und Grothe sonst ihre Jobs verlieren würden.

    Die Kripo hatte Klara Schreyer, die Mutter von Antonia, vernommen.

    Seit unsere Tochter verschwunden ist, haben wir ja einiges erlebt. Merkwürdige Anrufe, Wahrsager, die uns anboten, unsere Tochter zu finden oder ihren Aufenthaltsort auszupendeln. Aber diese Frau … Plötzlich stand sie vor der Tür, sagte, sie käme wegen Antonia. Natürlich ließ ich sie rein, obwohl ich völlig neben mir stand. Ich schlucke, seitdem Antonia
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